Kommentar
Republik Wurschtreich

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Herr und Frau Österreicher lieben Würste. Egal in welcher Größe und Form, mit oder ohne Beilage – völlig wurscht. Sogar musikalisch sind wir mit Conchita Wurst ganz oben angelangt. Mittlerweile ist es aber so, dass die Liebe zur Wurst auch in ein Alltagsgefühl übergegangen ist. Man kann dieses Gefühl auch als Resignation bezeichnen oder umgangssprachlich wie folgt äußern: „Mir isch eh alls wurscht!“ Bei der obersten politischen Spitze der Republik Wurschtreich hat man schon länger das Gefühl, dass all deren Tun und Handeln für sie selbst „eh wurscht“ ist. Angefangen vom Verkauf der Meinungsfreiheit an russische Oligarchen über die paradoxen Pandemieverordnungen bis hin zu den „Sidelettern“. Alles ist wurscht, solange die eigenen Vorteile erkennbar sind. Politisch gesehen geht man über Leichen und was die Pandemie anbelangt mitunter sogar wortwörtlich. Egal, wurscht.

Diese „Wurschtigkeit“ zieht sich in fast allen gesellschaftlichen Bereichen durch. Ist das alles ein Nebeneffekt der Pandemie oder waren wir, war das System immer schon so veranlagt? Tendenzen dahingehend gab es schon vor der Pandemie und macht einmal mehr klar erkennbar: Dinge, die vor der Pandemie schon nicht gut gelaufen sind, wurden durch sie nur verstärkt. Dies wurde an dieser Stelle schon sehr oft erwähnt - und bestätigt so manche Entscheidung und Handlung. Wer kann rational erklären, warum es diese Woche so viele Lockerungen in der Pandemieverordnung gibt? Alles das ausschließlich auf die Impfpflicht zurückzuführen, erscheint argumentativ das klassische Eigentor zu sein. Warum? Zum einen ist die Impfpflicht vom Verfassungsgerichtshof noch nicht einmal abgesegnet worden und zum anderen hilft diese Impfpflicht derzeit mit Blick auf den Herbst zeitlich nur begrenzt. Das bedeutet, dass mit den aktuellen Infektionszahlen eine derart drastische Lockerung nicht zu begründen ist. Es ist schon erstaunlich, dass sich die Regierung noch vor einem Jahr den Kopf zermartert hat, welche kleinen Schritte bei einer Inzidenzzahl von unter 50 machbar wären. Nur kurz zur Erinnerung: Wir liegen derzeit österreichweit bei weit über 2.000!! Ja, wir hatten vor einem Jahr auch keine Durchimpfungsrate und vom Boostern waren wir noch weit entfernt.

Aber wenn derzeit ein Land wie Frankreich über schärfere Maßnahmen nachdenkt, dann sind die Öffnungsschritte in Wurschtreich schon zu hinterfragen. Hinzu kommen Menschen, die sich seit über zwei Jahren penibelst an alle Verordnungen gehalten haben, sich dreimal impfen haben lassen und so eine Infektion vermeiden konnten. Und diesen Menschen wird jetzt der volle Durchseuchungskuchen vor die Haustür gelegt. Danke für nichts, werte Vertreter der Republik Wurschtreich! Ebenso fühlt man sich leicht verarscht, wenn nun für alle alles wieder geöffnet wird. Denn welche Konsequenzen hat das für Ungeimpfte? Sie können wieder alles machen. Und für diese vergleichsweise geringe Gruppe in der Bevölkerung haben wir jetzt monatelang so einen Eiertanz aufgeführt? „Weils eh wurscht ist!“ Der Lockdown für Ungeimpfte – was für eine Farce. Oder wurden Sie in dieser Zeit jemals kontrolliert? Unterm Strich wird sich also ein Umgeimpfter sagen: „Ist eh alles wurscht, pfeif auf die Impfung und die Pflicht – hält eh nicht Stand, alles ist wieder möglich und kontrolliert werde ich eh nie.“

Wenn das die Konklusion aus den letzten zwei Jahren Pandemieverordnung ist, dann ist mir das persönlich wirklich nicht mehr wurscht. Dabei spielt es wirklich keine Rolle, ob wurst oder wurscht. Beides ist legal egal.

Liebe politischen Vertreter der Republik Wurschtreich: Euch kann doch wirklich nicht alles egal sein und falls doch, dann sitzen ein paar Würstchen in der Regierung, die zwar zwei Enden, aber eine Füllung haben, die schwer zu verdauen ist. Mahlzeit!

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