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Ziel erreicht

Versorgung im Winter ist nur ein Teilziel. | Foto: pixabay
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„Flasche leer!“ - Nein Herr Trapattoni, die Flasche ist voll. Fast. Laut unserem Bundeskanzler, aktuell Herr Nehammer und der Bundesministerin für Energie, aktuell Frau Gewessler sind die österreichischen Gasspeicher zu 91 Prozent gefüllt. Also fast voll und das gesteckte Ziel, mit Stichtag 1.11.2022 80 Prozent zu erreichen, wurde mehr als übertroffen. BRAVO!! Warum es 91 Prozent sind und nicht 93 oder gar 100 erschließt sich mir nicht. Bundeskanzler Nehammer kann sich vor Eigenlob kaum bremsen und so meinte er zur Lage fast randvoll zu sein, dass das Versprechen der Bundesregierung nicht nur eingelöst, sondern teilweise sogar übertroffen wurde. Frau Gewessler gibt noch einen drauf und gibt schon fast pädagogische Informationen: „Volle Speicher für diesen Winter, weniger Abhängigkeit von Russland und ein gutes Sicherheitsnetz. Dafür haben wir in den vergangenen Monaten sehr hart gearbeitet.“ Danke, setzen, Eins und noch ein Fleißbienchen für die harte Arbeit. Mittlerweile sollten alle von uns wissen, dass die Energiefrage so global und mit derart vielen Preiskoppelungen zusammenhängt, dass wir in Vorarlberg schon fast vergessen haben, dass es einmal das Ziel gab/gibt Energieautonom zu sein. Irgendwann. Aber was bedeutet das konkret? Nur mit Wasserkraft? Wohl kaum. Zusätzlich mit Solar- und Windkraft? Hmm, gibt es dazu nicht teilweise sinnfreie Diskussionen rund um solche Alternativen und vor allem Standorte? Egal, wir sind abhängig vom Gaspreis, auch wenn wir „nur“ mit Öl heizen oder alternative Energiequellen nutzen. Alles hängt irgendwie zusammen und somit sind wir langfristig auch davon abhängig. Was von den 91 Prozent wirklich uns gehört und was nicht, können Sie gut auf energie.gv.at nachvollziehen. Am Ende wird ein Teil für den Export bereitgestellt, ein Teil gehört nicht uns und so weiter. Wenn es hart auf hart oder kalt auf kalt kommt, dann müssen wir unserer aktuellen Bundesregierung vertrauen. Wir werden es nicht kalt haben in diesem Winter. Das hat schon Handschlagqualität und bei unserem Bundeskanzler gilt das sowieso. Dieses Ziel ist demnach erreicht, nein Verzeihung, es wurde sogar weit übertroffen. Um 11 Prozent.

Dann bleiben eigentlich nur noch Lappalien übrig, um die sich die Bundesregierung kümmern muss. Kleinigkeiten sozusagen. Da wäre die minimale Inflation, der Personalmangel in fast allen systemrelevanten Berufsgruppen und ständige (Un-)Sicherheit in der Pandemiebekämpfung. Oder wissen Sie, ob nun alles wieder sicher ist, man den vierten oder bald fünften Stich benötigt und für wen er sinnvoll ist? Wer kümmert sich strategisch um all die Langzeitfolgen und Auswirkungen? Gerade die letzte Frage könnte uns in den kommenden Jahren noch um die Ohren fliegen, wenn uns nicht vorher eine neue Pandemie einholt, ein anderer Krieg beginnt oder der aktuelle Krieg in der Ukraine uns noch mehr beschäftigen wird. Denn auch von diesem Fall hängt einfach zu viel ab und zusammen. Von den 195 von den UN anerkannten Ländern gibt es knapp zehn Länder, die mit Weizenanbau die Welt sozusagen ernähren. Diese zehn Länder teilen sich quasi den Weltmarkt im Weizengeschäft. Zwei davon stehen aktuell im Krieg und diese beiden Länder machen ein Drittel der gesamten Weizenexporte aus. Durch diesen Krieg sind aktuell laut WHO zusätzlich 20 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Zusätzlich!! Nicht gesamt.

Daher ist vielleicht in der österreichischen Gasenergieblase das Ziel für die Bundesregierung erreicht, aber am Ende stehen auf dem Zeugnis noch viele andere Punkte, die durch weitere harte Arbeit bewältigt werden müssen. Die globale Abhängigkeit wird uns weiterhin beschäftigen, auch wenn wir versuchen, von korrupten Staaten unabhängig zu werden.

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ
Versorgung im Winter ist nur ein Teilziel. | Foto: pixabay
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