Kommentar Raimund Jäger
Gibt es einen Superlativ zu „na und“?

Foto: RZG

Ist es wirklich ein Skandal oder war und oder ist es einfach nur tollpatischiges Verhalten?

Ich wollte anlässlich der verkorksten Wahl zum SPÖ-Vorsitzenden nicht in den (als Mitarbeiter einer Wochenzeitung ohnehin verspäteten) Tenor der Kollegen einfallen und die Sozialdemokratie als Ganzes sowie die Teilnehmer des Parteitages im Speziellen als besonders tollpatschig bezeichnen. Und mehr war es ja auch nicht.

Während die politischen Mitbewerber gleich „Skandal“ krähten und das Web sich gar nicht mehr einkriegte vor lauter Witzen über die mathematische Kompetenz von roten Parteimitgliedern und Wahlausschüssen, blieben besonnenere Naturen am Boden und nannten die Vorfälle eben tollpatschig. Ein Skandal wäre es nur dann gewesen, wenn man das Ergebnis absichtlich verfälscht hätte, und das will man nun doch niemandem unterstellen, oder? Fast genauso tollpatschig – und da mache ich gern den Solo-Tenor – finde ich allerdings einen Beitrag, der Ende letzter Woche durch die lokalen Medien geisterte und dessen Überschrift lautete: „Hinter den Kulissen: Von Bablers Liebe zu Vorarlberg“.

Deutlich VOR den Kulissen

Hinter den Kulissen war das alles allerdings gar nicht, sondern deutlich VOR den Kulissen. Genauer gesagt vor der Kulisse des lichtdurchfluteten Cafés beim Kunsthaus, in dem Andreas Babler und der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch einträchtig saßen. Die „Liebe zu Vorarlberg“ manifestiert sich vor allem in Form von Karin Blum, der Bregenzer Gattin des nun endgültig gewählten SPÖ-Chefs, von der wir gern mehr gewusst hätten, über die aber nichts mehr im Artikel stand. Die „guten Verbindungen“ zu Vorarlberg (wie es weiter und deutlich richtiger heißt) resultierten aus der Freundschaft zwischen Babler und Michael Ritsch, über die wir im Vorfeld der Wahl schon öfter informiert wurden und worüber wir daher mehr als ausreichend Bescheid wussten.

Nach dem Durchlesen dieses Artikels musste ich mich daher fragen, ob es einen Superlativ zu „na und?“ gibt. Gibt es keinen, „am na ündesten“ wäre allerdings komisch und in diesem Falle angebracht. Was mir ein wenig aufstößt, ist aber nicht der an Hedwig Courths-Mahler gemahnende Titel und Inhalt dieses Beitrags, sondern eine an sich profane Frage. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass Babler in irgendeinem anderen Bundesland etwas anderes gesagt hätte? Etwa „Ich langweile mich in Oberösterreich“ bei einem Beitrag, welcher ihn mit dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger zeigt. Oder gar „Wien ist ein Dreckloch“ bei einem Treffen mit Michael Ludwig? Nein, hätte er nicht, er hätte auch diese Bundesländer sicherlich geliebt. Und diese Tatsache macht den Beitrag „Hinter den Kulissen: Von Bablers Liebe zu Vorarlberg“ nicht nur überflüssig, sondern auch etwas ärgerlich.

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