Bildung in Währing
Inklusionsschule Hans Radl II steht vor dem Aus
Für behinderte Kinder gibt es an der Hans Radl Schule II keine Zukunft mehr. Das kam jedoch überraschend.
WIEN/WÄHRING. Es wurde laut in der Währinger Straße 173/181: Eltern und Kinder versammelten sich vor dem dortigen Gebäude, das die zwei Schulen Hans Radl Schule I und Hans Radl Schule II beheimatet. Zweitere war der Grund für die Demonstration. Als inklusive Mittelschule gibt es die Möglichkeit, nach der absolvierten Pflichtschulzeit noch das einjährige Polytechnikum oder das freiwillige 11./12. Schuljahr zu absolvieren. Das soll sich ab dem Schuljahr 2024/25 aber ändern.
"Mit der steigenden Inanspruchnahme eines 11./12. Schuljahr von Schüler und Schülerinnen mit Behinderungen an einer Pflichtschule ist, unter Berücksichtigung der bestehenden Ressourcen, dieses Angebot nicht mehr generell möglich", heißt es seitens der Stadt Wien. Um den zwischen 20 und 30 betroffenen Schülern im sonderpädagogischen Bereich dennoch die Möglichkeit für ein 11./12. Schuljahr anzubieten, werde ein Standort mit diesem Schwerpunkt geschaffen, und zwar in der Schönngasse in der Leopoldstadt. Aktuell befindet sich am dortigen Standort noch eine Volksschule, die dann aber in den Elsa-Bienenfeld-Weg übersiedelt.
Eine Hau-Ruck-Aktion
"Es ist besonders schlimm, da es so eine Hau-Ruck-Aktion ist", sagt Veronika Newesely vom Elternverein. Erst im März haben die betroffenen Eltern über das Mitteilungsheft von dem Umzug erfahren. Bei Fragen sollten sie sich an die Schulleiterin Therese Zöttl wenden. Das Problem dabei? Selbst die Schulleitung wusste nichts von den neuen Plänen.
Auch Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) ist nicht begeistert: "In der Hans Radl Schule wird großartige Arbeit für Kinder und Jugendliche mit Behinderung geleistet. Durch das Vorgehen der Stadt sind diese so gut funktionierenden Strukturen gefährdet. Irritierend ist vor allem, dass diese Entscheidungen ohne Einbeziehung von Schulleitung, Lehrer und Lehrerinnen und Eltern getroffen wurden."
Für Empörung sorgt bei den betroffenen Eltern auch, dass am neuen Standort keine Tagesbetreuung mehr angeboten wird. "Wir haben uns die Schule deswegen bewusst ausgewählt. Das ist ein Riesen-Vorteil, denn Eltern sind berufstätig und viele Jugendliche mit Behinderung können nicht alleine zu Hause bleiben", sagt die Mutter eines 12-jährigen Sohnes. Seitens der Stadt Wien heißt es, dass Schulen ab der 9. Schulstufe im Regelschulwesen ohnehin nicht auf eine zusätzliche Tagesbetreuung ausgelegt sind.
Die Eltern schweben in Ungewissheit – es sind noch zu viele Fragen offen: Ist der Schulstandort wirklich barrierefrei oder wer wird die neue Schule leiten? Seitens der Bildungsdirektion werden die Eltern mit einem versprochenen runden Tisch besänftigt. Passiert sei aber noch nichts, sagt Newesely. "Man lässt uns einfach im Stich." Die vor Kurzem statt gefundene Demonstration sei erst der Anfang gewesen, man wolle weiterhin demonstrieren.
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