Übersiedlung geplant
Elternprotest für Verbleib behinderter Kinder in der Hans Radl Schule
Es handle sich um die "erste Demonstration", betont Elternvertreterin Karin Riebenbauer. Am Freitag kurz nach 13 Uhr versammeln sich rund 30 Eltern mit Schülerinnen und Schülern vor der Hans Radl Schule II, einer Mittelschule für behinderte Kinder mit Inklusionsunterricht, am äußeren Ende der Währingerstraße im 18. Bezirk. Der Grund für die Protestaktion vor dem Schulgebäude wird gleich zu Beginn klar. "Die Schule muss bleiben", skandieren die Protestierenden, die notfalls weitere Maßnahmen starten wollen.
Eltern beklagen fehlende Tagesbetreuung
Sie versuchen mit ihrem Widerstand die Verlegung von 20 bis 30 Schülerinnen und Schülern ab dem neuen Schuljahr 2024/25 in eine Schule in der Schönngasse in der Leopoldstadt abwenden. Die genaue Ziel der von einem Umzug betroffenen Mädchen und Burschen mit Behinderung kennen die Elternvertreterinnen noch nicht. Noch werden sie hier in Währing im Rahmen der Inklusion vor allem auch gemeinsam mit anderen Schulkindern unterrichtet.
Was die anwesenden Mütter und Väter zusätzlich empört ist, dass es am künftigen Schulstandort nur von 8 bis 12 Uhr Unterricht und Betreuung geben soll, eine Tagesbetreuung auch am Nachmittag sei nicht vorgesehen, wird beklagt. Damit kommt auf berufstätige Eltern neben der Übersiedlung ein weiteres Problem und eine Belastung zu.
Elternvertreterin Christine Pramhas ärgert sich vor allem auch über die Vorgangsweise, weil seitens der Bildungsdirektion nicht mit den Eltern gesprochen worden sei. Erst zwei Tage vor dem Protest, am Mittwoch dieser Woche, habe es ein Schreiben gegeben, in dem die Bildungsdirektion erklärt habe, sie setze sich mit dem Problem auseinander und im April ein Konzept ausarbeiten, heißt es.
Unterstützung von Währings Bezirkschefin Nossek
Zur Unterstützung ist Silvia Nossek (Grüne), die Bezirksvorsteherin des 18. Bezirks und ehemalige Obfrau der grünen Bildungswerkstatt, gekommen. Vor dem Eingang zur Hans Radl Schule zeigt sie vor allem Verständnis dafür, dass sich Lehrkräfte, Eltern und Kinder durch die Übersiedlung überrumpelt fühlen. "Ich war ziemlich konsterniert", verkündet die Bezirkschefin via Mikrofon. Irritiert ist Nossek auch darüber, dass der Bezirk bisher nicht eingebunden worden ist. Zwar hat die Währinger Bezirksvorsteherin schon mit Vizebürgermeister Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) wegen der geplanten Übersiedlung eines Teils der insgesamt etwas mehr als 100 Schülerinnen und Schüler Kontakt aufnehmen können. Nicht aber mit Bildungsdirektor Heinrich Himmer, wie sie bedauert.
Ein Schulwechsel an sich ist für kein Kind nicht so leicht zu verkraften. Bei Schülerinnen und Schüler mit Behinderung sei das noch schwerer. "Ja, ich würde gern bleiben", sagt Schülerin Anja, die wegen einer Beinverletzung gerade im Rollstuhl sitzen muss. Ihre Begründung klingt eindringlich und berührend: "Ich will meine Freunde niemals verlassen."
Bildungsdirektion sagt bald adaptiertes Konzept zu
Von der Bildungsdirektion wurde auf Anfrage die folgende Stellungnahme übermittelt: "Die Bildungsdirektion für Wien und das Büro des Bildungsstadtrates sind in enger Abstimmung betreffend der Hans-Radl-Schule. In den kommenden beiden Wochen wird das Konzept adaptiert und offene Fragen berücksichtigt. Ziel ist es, dass möglichst alle Bedürfnisse und Wünsche abdeckt werden und ein inklusives Angebot in derselben Qualität wie bisher angeboten wird.“
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.