Vor 25 Jahren fiel der Eiserner Vorhang - eine Spurensuche

- Der Raabser Bürgermeister Rudolf Mayer vor dem Wachturm im Lindenhof. Mayer selbst besuchte zur Wende-Zeit in Berlin.
- hochgeladen von Peter Zellinger
Der Eiserner Vorhang ist mehr als nur eine Geschichtsstunde. Experten und Zeitzeugen im Gespräch
BEZIRK. 89 Todesopfer forderte der Eiserne Vorhang zwischen Tschechien und Österreich, entweder durch Schusswaffen, durch Ertrinken in den Grenzflüssen oder durch einen Stromschlag am Zaun. Im Dezember jährt sich der Abbau der Grenzbefestigung zwischen Österreich und Tschechien zum 25. Mal. Die Bezirksblätter haben sich auf Spurensuche begeben und Zeitzeugen sowie Experten befragt.
Über 40 Kilometer dieser Grenze betreffen den Bezirk Waidhofen und die Thaya als Grenzfluss. Am 23. März 1991 wurde der Grenzübergang Fratres/Slavonice eröffnet und erstmals seit dem Ende des zweiten Weltkrieges konnten die Menschen im Grenzland ihre unmittelbaren Nachbarn erneut besuchen. Heute ist dies eine Selbstverständlichkeit und selbst die Passkontrollen - vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar - sind längst passé.
Heute ist von den damaligen Befestigungen nur noch wenig zu sehen. In Raabs hat man sich die Mühe gemacht, einen Wachturm wieder aufzubauen. Dieser steht seit der Landesausstellung 2009 im Lindenhof. Wie Historiker Philipp Lesiak vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Raabs verrät ist das Exemplar in Raabs einer von nur zwei verbliebenen Türmen der ehemaligen Grenzbefestigungen zur Tschechoslowakei. 2009 wurde dieser mit Hilfe von ehemaligen tschechischen Grenzsoldaten aus Originalteilen errichtet.
25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sind für Lesiak die Probleme noch längst nicht überwunden. "Österreich und Tschechien haben eine viel längere gemeinsame Geschichte als eine getrennte", erklärt der Experte. "Aber der Nationalismus hat viel zerstört und viele dieser Narben gibt es bis heute". Vor allem bei den älteren Generationen würden auf beiden Seiten noch Vorurteile herrschen.
Das Waldviertel sowie die Region Südböhmen sind bis heute Randlagen geblieben, so Lesiak. "Die Gefahr sich abzuwenden und sich den Ballungszentren wie Prag und Wien zuzuwenden ist groß", so Lesiak. Das liege nicht nur an der Sprachbarriere, sondern auch an der schwachen Infrastruktur, erklärt der Historiker.
Die Stimmung damals 1989 beschreibt Lesiak als "sehr euphorisch", mit wehenden Fahnen wurden die Nachbarn der Grenze begrüßt. "Es hat aber nicht lange gedauert, bis alte Ressentiments wieder kamen", so der Experte. "Das ist bei der Generation, die nach 1989 geboren wurde ganz anders", berichtet Lesiak. "Da trifft man auf viel Vernunft und sie sind bereit sich ein eigenes Bild zu machen. Was wir da erleben ist schon sehr nahe am europäischen Bürgertum", erklärt der Historiker.
Ein weiteres Zeugnis für den Fall des Eisernen Vorhangs findet man in Waidhofen. Im Schulgebäude der HAK/HAS sind Stücke der Berliner Mauer verbaut. 1989 organisierte die Lehrerin Margarethe Schlager eine Reise für Schüler in die deutsche Hauptstadt während der Wende-Ära. Als Andenken an den historischen Moment brachten die Schüler Steiner der Berliner Mauer mit.
Im Video: Bürgermeister Rudolf Mayer vor Ort in Raabs im Talk über Berlin und den Fall des Eisernen Vorhanges im Waldviertel


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