Hausärzte hatten es ohne moderne Technik sehr schwer

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BEZIRK (ah). Die Nachbesetzung für Hausärzte auf dem Land wird aufgrund der Arbeitsbedingungen immer schwieriger. Doch blickt man einige Jahrzehnte zurück, zeigt sich der Alltag eines früheren „Landarztes“ ein oft noch viel schwieriger. „Es fehlten die heute üblichen Kommunikationsmöglichkeiten, es gab kein Handy, viele Haushalte hatten nicht einmal ein Festnetztelefon“, erzählt Otto Pjeta, der von 1978 bis 2012 Hausarzt in Steinerkirchen war. Eine große Belastung für die Mediziner und ihre Familien, da das Telefon immer in Hörweite sein musste. „Wir waren nie alle gemeinsam im Garten. Die Visitenliste war während der Visite immer zuhause, damit man im Notfall bei den Patienten nachrufen konnte. Ein organisiertes Vertretungssystem gab es nicht. Im Falle einer Vertretung hat man teil 24 Stunden durchgemacht“, so der ehemalige Ärztekammerpräsident. Noch viel unvorstellbarere waren die Bedingungen für Ärzte und Patienten in der Hausarztpraxis von Pjetas Vater, der seine Ordination 1950 in Steinhaus eröffnete. Die Versorgung mit Medikamenten war problematisch. Es gab keine Hausapotheke, die Patienten hatten keine Möglichkeit schnell nach Wels in die Apotheke zu fahren. „Wir haben die gesammelten Rezepte täglich nach Wels gebracht und mit einem Holztragerl abend wieder abgeholt“, erinnert sich der pensionierte Mediziner. Die medizinische Versorgung war zu seiner Zeit bereits besser, trotzdem nicht mit der heutigen Situation zu vergleichen. „Es gab kaum technische Geräte, ein EKG für einen praktischen Arzt am Land war die Ausnahme, Blutuntersuchungen im Labor ebenfalls“, so Pjeta. Deshalb untersuchten Pjeta zu Beginn seiner Laufbahn das Blut selbst unter dem Mikroskop, das Blutbild wurde händisch mittels Zählkasten ausgewertet. Krankheiten, etwa Kinderkrankheiten, die heutzutage durch Impfungen fast ausgerottet waren, waren früher gang und gäbe. Oft konnte man als Arzt nicht oder nur bedingt helfen. „Das war für einen Arzt oft schwierig und belastend, wenn man nicht viel helfen konnte. Die Behandlungsmöglichkeiten hatten nicht den Reparaturcharakter wie heute“, bedauert der Mediziner. Antibiotika kamen erst nach und nach auf den Markt, auch andere hilfreiche Medikamente waren noch nicht verfügbar. „Bei Gürtelrose etwa gibt es heute 21 Tabletten und damit ist die Krankheit meist ausgestanden. Früher war der Verlauf meist dramatisch“, so Pjeta. Auch ein Herzinfarkt war schwerwiegend. Kein lebensrettender Stent stand zur Verfügung. Betroffene, die einen Herzinfarkt überlebten, mussten lebenslang mit einem schwachen Herzmuskel leben. Freilich gab es auch positive Aspekte im Alltag eines Hausarztes. „Patienten hatten früher mehr Vertrauen zu den Ärzten. Man verbrachte mehr Zeit mit den Patienten, musste öfter Hausbesuche machen, so entstand oft eine enge Bindung“, so der ehemalige Steinerkirchner Hausarzt. Diese menschliche Bindung ist für Pjeta, der mittlerweile nur noch eine kleine Wahlarztpraxis betreibt, auch ein wichtiger Appell an die heutigen Mediziner. So sei es dramatisch, wenn Patienten zum Beispiel mit einer Krebsdiagnose entlassen werden, die Gefahr dass sich die Betroffenen bei „Dr. Google“ mit falschen Informationen versorgten, groß. „Man muss als Arzt die Patienten in ihrer Situation dort abholen, wo sie sind, ihre Ängste ernst nehmen und sich Zeit für sie nehmen“, betont Pjeta.

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