Bundespräsident gratulierte
Welser Antifa feierte 40 Jahre
Großes Aufgebot an allen, die sich im Rahmen der Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa) zivilgesellschaftlich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus stark machen: Zahlreiche Gäste feierten das 40-jährige Bestehen der Organisation, unter anderem hielt Harald Krassnitzer eine Festrede.
WELS. Die Veranstaltung fand am 24. Februar im Bildungshaus Schloss Puchberg statt, umm auf 40 Jahre Antifa zurückzublicken. 1984 hatten sich junge Leute aus verschiedenen Organisationen zusammengetan, um gemeinsam ein Treffen der Neonazi-Partei NDP in einem bahnhofsnahen Gasthaus zu blockieren. Danach habe das spontane Bündnis rasch erkannt, wie viel es zu tun gebe. Und so folgten zahlreiche neue Aktivitäten.
Bei der Festveranstaltung konnte Antifa-Vorsitzender Werner Retzl rund 170 Gäste begrüßen: Mitglieder, Bündnispartner und Träger des Elfriede-Grünberg-Preises. Dieser Preis wird von der Initiative seit dem Jahr 2000 an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus sowie um Integrationsarbeit und Flüchtlingshilfe besonders verdient gemacht haben.
Zahlreiche Ehrengäste
Zu den Gästen zählten unter anderem die Zeitzeugin Anna Hackl, die Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich, Gabriele Hofer-Stelzhammer, SPÖ-Gedenksprecherin Sabine Schatz, der Welser SPÖ-Vizebürgermeister Klaus Schinninger, der Gunskirchner ÖVP-Bürgermeister Christian Schöffmann, die Welser ÖVP-Gemeinderätin Birgit Ebetshuber, der frühere grüne Sozialsprecher Karl Öllinger, der Regisseur Andreas Gruber, der Sachbuchautor Hans-Henning Scharsach sowie der Historiker und frühere Kunstuni-Rektor Reinhard Kannonier.
Grußwort vom Bundespräsidenten
Grußworte sprachen neben Werner Retzl der Direktor des Bildungshauses Schloss Puchberg, Christoph Burgstaller, und der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi. Außerdem wurden Grußbotschaften des Leiters des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Andreas Kranebitter, sowie von Bundespräsident Alexander Van der Bellen verlesen.
Das Staatsoberhaupt gratulierte der Antifa und würdigte ihre Arbeit. Van der Bellen schrieb: „Seit 40 Jahren stellt sich die Welser Initiative gegen Faschismus felsenfest gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung. … Gerade jetzt, wo Feinde unserer offenen Gesellschaft und unserer liberalen Demokratie mehr und mehr Aufwind bekommen, gerade jetzt dürfen wir Rassismus, Antisemitismus, Hass und Hetze nicht gleichgültig gegenüberstehen. Es ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung, uns entschieden entgegenzustellen. Die Antifa Wels tut dies – als überparteiliche, zivilgesellschaftliche Initiative – seit vier Jahrzehnten mit wachsamen Augen und lauter Stimme. Vielen Dank für dieses unverzichtbare Engagement! Die Worte „Niemals wieder“ sind heute aktueller denn je. Sie sind ein Auftrag an uns alle. Ich danke allen Menschen, die bei der Antifa Wels tätig sind, dass sie diesen Auftrag ernst nehmen und wünsche Ihnen alles Gute zum 40-jährigen Jubiläum.“
Mehr als 1.000 öffentliche Aktivitäten
Der stellvertretende Antifa-Vorsitzende Christian Stöbich gab einen Überblick über die "rund 1.000 Aktivitäten und Erfolge der Initiative". Die Antifa bekämpfe Rassismus und Rechtsextremismus, sie leiste Erinnerungsarbeit, aber auch Bildungs-, Jugend- und Kulturarbeit und sie verwende sich für humanitäre Anliegen.
Die traditionelle Pogromnacht-Kundgebung, der Politische Aschermittwoch, das Todesmarsch-Gedenken auf dem Friedhof oder „Klang_Zeichen_Setzen“ seien längst Fixtermine im Welser Veranstaltungskalender. Mit Schul-Lesetourneen und Zeitzeugen-Programmen habe man viele Tausende Jugendliche erreicht. Der Bogen der Erfolge spanne sich von der Entfernung der „braunen Flecken“ über die Buchreihe „Wels im Nationalsozialismus“ bis zur Verwirklichung des „Erinnerungsweges“.
Mehrfach erhielt die Antifa Auszeichnungen, etwa den „Solidaritätspreis“ der Kirchenzeitung und den „Fritz-Freyschlag-Preis“ der oberösterreichischen Sozialpartner.
Der frühere Antifa-Vorsitzende Robert Eiter, nunmehr Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, präsentierte die von ihm verfasste Festschrift zum Konflikt um die „braunen Flecken“ von Wels. Dieser Konflikt um Symbole mit NS-Bezug habe die frühen Jahre der Initiative geprägt und zu einem internationalen Medienecho geführt.
Festrede von Harald Krassnitzer
Der Schauspieler Harald Krassnitzer sorgte für eine beeindruckende Festrede: Er siehe in der Antifa ein Konzept aus Vielfalt, Dialog und Solidarität verwirklicht – als Gegenentwurf zu Hetze, Hass und Spaltung von Rechtsaußen. Entscheidend sei es, dass die Politik den Menschen glaubwürdig die Aussicht auf ein besseres Leben vermittle. Das gelinge den demokratischen Parteien derzeit kaum. Es gebe in Wahrheit keine Krise der Demokratie, sondern eine Krise des politischen Personals.
Schließlich befasste sich eine Podiumsdiskussion mit Perspektiven gegen den Rechtsruck. Unter der Moderation von Werner Retzl widmeten sich Helene Kaltenböck, Landessprecherin der „Omas gegen rechts“, die Musikwissenschafterin Karin Wagner, Willi Mernyi und Robert Eiter diesem Thema. Das Entstehen einer antifaschistischen Massenbewegung in Deutschland und Österreich wurde dabei als wichtige Chance hervorgehoben.
PichlerTruhlarMusic umrahmte die gelungene Festveranstaltung, die mit vielen zwanglosen Gesprächen am Buffet ausklang.
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