Ukraine-Flüchtlinge in Marchtrenk
"Wir wurden vom Einschlag der Raketen geweckt"

Familie aus der Ukraine in Marchtrenk | Foto: BRS
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Einer Familie aus Odessa gelang die Flucht vor den Schrecken des Krieges in der Ukraine. Sie wurde in Marchtrenk herzlich aufgenommen. Die Erzählungen der Flüchtlinge sind erschütternd.

MARCHTRENK. Etwas versteckt in einem Hof hinter der Goethestraße in Marchtrenk befindet sich das Haus. Von außen ist es eher unscheinbar. Durch den provisorischen Zaun gelangt man zur Haustüre, wo die 36-jährige Julia Petryk die Türe öffnet. Im Eingangsbereich und in den angrenzenden Räumen herrscht Leben: Kinder spielen und werden dabei liebevoll von den Großeltern umsorgt. Es ist aufgeräumt, heimelig - die Atmosphäre ist freundlich. Insgesamt drei Familien aus der Ukraine haben in der Stadtgemeinde zurzeit ein vorläufiges Zuhause gefunden.

Gänsehaut

Julia setzt sich mit ihrer Schwägerin Inga Yavzileuk (30) an den Tisch. Leise beginnt sie zu sprechen. Sie spricht ausgezeichnetes Englisch. Das familiäre Treiben rückt in den Hintergrund - die Stimmung wird deutlich kühler. Sie erzählt von Odessa in der Ukraine. Das Leben dort sei schön gewesen. Es habe Häuser und Arbeit gegeben. Das Land sei im Aufschwung gewesen und es habe an nichts gefehlt. Der russische Angriff habe sie und ihre Familie überraschend getroffen. "Am frühen Morgen wurden wir vom nahen Einschlag der Raketen der russischen Kriegsschiffe geweckt - wir konnten es nicht glauben", meint die Mutter. "Sie haben nicht nur auf militärische Ziele geschossen - auch Wohnblocks wurden getroffen". Die Bilder von Opfern, die sie herzeigt, lassen das Blut in den Adern stocken - es sind kleine Kinder darunter.

Die Flucht

Die Entscheidung, vor dem anhaltenden Beschuss der schweren Schiffsartillerie zu flüchten, sei hastig gefällt worden. Eilig habe die Familie das Nötigste in das Auto gepackt und sei die Flucht angetreten. Julias Mann musste aber zurückbleiben - er dürfe das Land per Gesetz nicht verlassen und helfe nun bei der Verteidigung. Ohne Familienvater habe das Auto mit Großeltern und Kindern die Stadt Richtung ungarischer Grenze verlassen. Über 1.000 Kilometer seien sie durchgefahren. Tankstellen auf dem Weg wären oftmals leer gewesen.

In Sicherheit

Über eine befreundete Marchtrenkerin sei die Familie in die Stadt gekommen. Mit Unterstützung von Bürgermeister Paul Mahr (SPÖ) wurde das Gebäude von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. "Als wir ankamen, war das Haus komplett leer - wir hatten nichts", sagt Julia. Doch sie sei überaus dankbar: "Die Menschen in Marchtrenk sind wunderbare Leute, die uns alles gegeben haben, was wir brauchen". Möbel, Kinderspielzeug und vieles mehr seien unter den Spenden gewesen. Mittlerweile ist auch Schwägerin Inga mit den Kindern und Bruder Pavel in Marchtrenk eingetroffen. Er habe gehen dürfen, weil er drei kleine Kinder hat. Gemeinsam habe die Familie in Marchtrenk ein neues und sicheres Zuhause gefunden.

Zukunft

"Das Wichtigste für uns ist das Wohlergehen der Kinder", sagen Julia und Inga unisono. Die höchste Priorität der Erwachsenen sei, nun die deutsche Sprache zu erlernen und eine Arbeit zu suchen, um nicht mehr auf Spenden angewiesen zu sein.

Ungewissheit und Angst

Doch die Gedanken an die Heimat sind erdrückend. Vor allem Julia sorge sich um ihren Ehemann. Sie sei derzeit noch in Kontakt mit ihm, würde den Vater ihres Kindes aber am Liebsten auch in Sicherheit wissen. Der Blick in die Zukunft der Ukraine sei ungewiss. "Sie haben unser Land zerstört aber wir werden gewinnen", flüstert die 36-jährige leise und hält sich dabei die Tränen zurück.

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