Semmelturm & Denksteinhaus
Bürgerinitiativen rund um den KJ
Während jetzt die Bagger am Kaiser-Josef-Platz rollen, kommt die Debatte um historisches Gut auf.
WELS. Viel Grün, Wasserspiele, neue Bedachung – die Umgestaltung des Kaiser-Josef-Platzes (KJ) in Wels ist ein Prestigeprojekt der blau-türkisen Stadtregierung. Seit Jahrzehnten diskutiert, wird es heuer umgesetzt (siehe rechts). Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt im Osten des Areals. So soll am Semperithochhaus eine Grünoase entstehen. "Dieser Abschluss des Platzes in Form eines Parks ist mir besonders wichtig", so Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ). In diesem Bereich regen sich nun aber auch Ambitionen von Bürgerinitiativen. Eine davon ist "Denkmalschutz Wels". Sie fordert, dass das „Denksteinhaus“, durch das einst die Pferdeeisenbahn fuhr, erhalten bleibt.
"Gerade auf dem KJ muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden."
Albert Neugebauer
Sei das nicht möglich, wäre zumindest ein architektonischer Bezug zur Eisenbahngeschichte dieses Platzes wünschenswert. Wenn beim Abriss des Gebäudes am Ende des KJ – Ecke Bahnhofstraße Strukturen der früheren Nutzung zum Vorschein kommen, sollten diese in Neubauten integriert werden. „Gerade auf dem KJ muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Auch aus touristischer Sicht ist der Ensembleschutz bedeutend für eine historische Stadt wie Wels“, sagt Albert Neugebauer von der Bürgerinitiative.
Um diese Forderung zu untermauern, übergab Neugebauer jetzt eine Petition mit 1.582 Unterschriften an Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ). Der verspricht: „Ich werde die Petition im Rahmen der Möglichkeiten der Stadt Wels unterstützen."
Doch: Die Chancen stehen nicht gut, wie der zuständige Planungsstadtrat Peter Lehner (ÖVP) erklärt. "Auf dem Gebäude ist kein Denkmalschutz, es liegt eine aufrechte Abbruchbescheinigung vor – und es ist in Privatbesitz." Die Stadt habe zwar mehrmals versucht, dieses Gebäude zu kaufen und damit zu sichern, aber: "Wir dürfen als öffentliche Hand nicht mehr bezahlen, als uns das Schätzgutachten vorgibt. Und die geforderte Summe liegt deutlich darüber." Bei allem Verständnis für das Anliegen – "uns sind hier leider die Hände gebunden."
Semmelturm reloaded
Ähnlich sieht es bei einer Forderung aus, die nur wenige Meter weiter aufgekeimt ist: Eine Initiative macht sich seit längerem für die Wiedererrichtung des Semmelturms stark – zusammen mit dem Hotel Greif einst Wahrzeichen des KJ. Mehr als 1.000 Unterstützer zählt die Aktion und sie hat prominente Befürworter aus Kreisen der Innenstadt-Geschäftsleute und den Spitzen von Grünen, SPÖ, FPÖ. Und der Potsdamer Künstler Pakertharan Jeyabalan unterstützt jetzt die Aktion mit einem Kunstwerk. Doch: "Der bestehende Bebauungsplan am KJ sieht an der Stelle Fenster Richtung Süden vor – das stünde deutlich im Widerspruch zu einer Wiedererrichtung des Turms davor", sagt Lehner. Bei aller Liebe zu historischen Gebäuden, "aber es geht auch um Kosten und Nutzen."
Fakten & Details
•Denksteinhaus
Das Haus war ab 1834 Bahnhof der Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-(Wels)-Gmunden und hatte zwei Durchfahrten für die Gespanne – der erste zweiröhrige Eisenbahntunnel Österreichs. Schon 1995 stand der Abriss im Raum, konnte aber noch einmal verhindert werden.
initiative-denkmalschutz.at
• Semmelturm
Der einstige Turm aus der Barockzeit wurde 1733 erbaut und galt als Wahrzeichen des Kaiser-Josef-Platzes. Er musste 1959 einem Hochhaus weichen und wurde abgerissen.
facebook.com/semmelturm
• Kaiser-Josef-Platz
Für sieben Millionen Euro wird der KJ ab April umgestaltet, derzeit laufen Vorarbeiten. Geplant sind: neue Beleuchtung, mehr Grünflächen und Bäume, Wasserelemente sowie zwei große Dächer an der Stelle der Drehscheibe.
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