Corona-Situation Klinikum Wels
„Diese Situationen sind sehr zermürbend“
Die Zahl der Patienten steigt weiterhin rasant – das Klinikum Wels-Grieskirchen ist am Limit.
WELS. „Nach mehr als 20 Monaten Pandemie kann man sich vorstellen, dass die Belastung enorm und die Situation eine schwierige ist“, sagt der Ärztlicher Leiter Thomas Muhr und ergänzt: „Wir geben unser Bestes, um die Situation zu meistern.“ Ein Ende ist jedoch bis dato nicht in Sicht, die Situation spitzt sich weiter zu: Aktuell (Stand: 22. November) befinden sich im Klinikum 105 Covid-19-Patienten, davon müssen 19 auf der Intensivstation betreut werden.
Bei den Mitarbeitern stoße das Szenario auf großes Unverständnis, denn „dieses hätte vermieden werden können.“ Christoph Schneeberger, Bereichsleiter Pflege im Klinikum Wels-Grieskirchen, verweist hier besonders auf die niedrige Durchimpfungsrate: „Ungeimpfte haben wesentlich zur vierten Welle beigetragen.“
„Mit einem gratis Stich“
„Alle bedeutenden Studien zeigen, dass die Impfung zwar nicht vor einer Ansteckung schützt, aber vor einem schweren Verlauf“, sekundiert der Ärztliche Leiter Muhr. Nur eine möglichst hohe Grundimmunisierung in der Bevölkerung sowie die rasche Durchführung der Auffrischungs- beziehungsweise Boosterimpfungen könnten hier Abhilfe schaffen. „Länder, in denen ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung immunisiert ist, wie Portugal, sind dafür ein gutes Beispiel“, betont Muhr. Für Schneeberger führe ebenfalls kein Weg an der Impfung vorbei: „Glaubt bitte der Wissenschaft, lasst euch impfen und entlastet das Personal. Und das mit einem Stich, der gratis ist.“
„Personal psychisch fertig“
Denn die prekäre Lage und der damit verbundene dauerhafte Stress fordern mittlerweile ihren Tribut: „Das Personal im Klinikum ist zum Teil am Limit und psychisch fertig", erzählt Schneeberger und ergänzt: „Mit vermeidbaren Situationen wie dieser konfrontiert zu werden, zermürbt.“ Der Stresspegel der Mitarbeiter sei aktuell sogar so hoch, dass kaum mehr Zeit für Medienanfragen bleibe, heißt es aus dem Welser Krankenhaus.
Doch der Pflegeleiter äußert hier auch scharfe Kritik an der Politik: Für die Versorgung der Covid-19-Patienten brauche es viel Personal, an dem es schon vor der Pandemie gemangelt habe. „Irgendwann muss sich die Politik die Pflege etwas kosten lassen, um den Beruf zu attraktiveren.“
OPs werden verschoben
Die Corona-Situation zieht aber noch weitere Kreise: „Derzeit werden rund 50 Prozent der Operationen verschoben“, sagt Thomas Muhr und ergänzt: „Mit den einzelnen Fachdisziplinen versuchen wir, eine Priorisierung der Dringlichkeit einzelner Eingriffe vorzunehmen.“ Das gehe zum Beispiel soweit, dass bei einem freien Intensivbett eine dringende Herzoperation einem größeren planbaren orthopädischen Eingriff vorgezogen werde. „Diese Abwägung erfolgt aber immer im Konsens nach medizinischer Einschätzung“, erklärt Muhr.
Den aktuellen Lockdown befürwortet der Ärztliche Leiter: „Um die hohen Fallzahlen zu reduzieren, sind Kontaktbeschränkungen dringend erforderlich. Solidarität innerhalb der Bevölkerung ist in dieser Krisensituation besonders notwendig.“
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