Weit über dem Landesschnitt
Wels hat die teuerste Leihbücherei in ganz Österreich

- Wels hat bundesweit die teuerste Leihbücherei – und keine Ermäßigungen für Sozialhilfebezieher.
- Foto: Panthermedia/WavebreakmediaMicro
- hochgeladen von Mario Born
Freier Zugang zu Bildung und Information? Das regelt jede Stadt in Österreich anders. Während andernortes der Zugang zur Leihbücherei kostenlos ist, ist die Jahresgebühr in Wels so hoch wie nirgends. Bildungsexperten kritisieren das, der zuständige Stadtrat Martin Oberndorfer (ÖVP) zeigt Verständnis.
BERLIN, WELS, WIEN. In 21 österreichischen Städten haben sich die Experten von Preply die Stadtbibliotheken und ihre Gebühren angeschaut – und sind auf massive Unterschiede gestoßen. Hier gehts zum großen Gebührenvergleich
Doppelt so teuer
Mit einem Jahresentgelt von 45,40 Euro im Regeltarif ist demnach keine andere Stadt für Bibliotheksnutzer so kostspielig wie Wels in Oberösterreich. Die bundesdurchschnittliche reguläre Gebühr im Jahr an öffentlichen Bibliotheken in Österreich beträgt 18,90 Euro. Die Bibliotheksnutzer in Wels zahlen demnach mehr als doppelt so viel für den freien Zugang zu Informationen wie der Durchschnitt des Landes. Besonders bitter: Die Stadtbücherei Wels verfügt über keinen Ermäßigungstarif für Bezieher von Sozialleistungen. Das heißt, auch sie müssen den teuren Regeltarif nutzen, wenn sie die Bibliothek nutzen wollen.
Bildungshürde
"Mit hohen Mitgliedsgebühren schaffen Bibliotheken eine nicht unerhebliche Zugangsbarriere, die dem ursprünglichen Gedanken von öffentlichen Büchereien als Ort, in dem Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt Zugang zu Informationen und Wissen erhalten, widerspricht", sagt Preply-Sprecherin Janie Steinke.
"Natürlich kann man sagen, es ist zu teuer", sagt der zuständige Stadtrat Martin Oberndorfer (ÖVP). "Aber es ist kein Geschäft, das die Stadt da macht." Die Leihbücherei mache stets Minus, man hänge am Förderungstropf und der muss bei jedem Budget neu verhandelt werden. "Im Vergleich dazu ist die Jahresgebühr ein kleiner Beitrag, den man da leistet." Grundsätzlich spreche nichts gegen eine Senkung, "aber bei den Finanzverhandlungen wird's halt schwer." Am Ende stehe immer die Frage, wo eine Stadt ihre Prioritäten setze.
Ein Trost bleibe: Man könne jederzeit in die Stadtbibliothek und vor Ort Zeitungen, Bücher oder andere Medien lesen – gratis.
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