Neuer Trend aus Japan Tiny-Forest
Tiny-Forest – viel Grün für die Stadt

Auf einer Projektreise durch den Nordosten Deutschlands zum Thema essbare Waldgärten, was unser Fachgebiet ist, wurden wir immer wieder auf sogenannte "Tiny-Forests" angesprochen, so Bernhard Gruber, Leiter des Österreichischen Waldgarten-Institutes in Wels.  Wir setzen uns seit mehreren Jahrzehnten sehr intensiv mit dem Themenkreis der Agroforstwirtschaft auseinander, im speziellen dem essbaren Waldgarten in seiner räumlichen und zeitlichen Staffelung. Da ich natürlich immer offen für neue Ideen bin, habe ich mich etwas intensiver mit dem Thema Tiny-Forest beschäftigt.

Diese Mikro-Wälder gehen auf Forschungen des japanischen Ökologen Akira Miyawaki zurück, welcher sich in den 1970er Jahren mit der Sukzession des Waldes und der Begrünung von Großstädten beschäftigte. Miyawakis Ideen wurden in den 2000er Jahren vom indischen Unternehmer Shubhendu Sharma aufgegriffen und finden seither Verbreitung. In den letzten Jahren wurden verschiedene Tiny-Forests in Holland und Deutschland angelegt.

Das Wesentliche an einem Tiny-Forest ist, auf kleinen innerstädtischen Fläche, Biotope mit einer hohen Pflanzdichte zu schaffen. Der Schlüssel im Vergleich zu einem Monokultur-Fichtenforst ist: 30 x dichter - 20 x Vielfältiger - 10 x schneller! Mit Bodenlockerung, einbringen von organischem Material und einer dicken Mulchschicht wird in der Sukzession das natürliche Pionierstadium übersprungen.

Wo kann eine solche Fläche sein?
Mikro-Wälder sollen wieder mehr Grün in die Städte bringen um das heiße Sommerklima zu kühlen, Biotope und Lernorte zu schaffen. Optimal geeignet sind Baulücken, Schulhöfe, Rasenflächen, versiegelte Flächen auf Plätzen, Innenhöfe, Firmenareale, Freiflächen in Gewerbe- und Industrieparks.

Wie groß soll die Fläche sein?
Ein Tiny-Forest ist ein Schritt zur Ökologisierung von Städten, es geht darum schon auf kleinen Flächen viel bewirken zu können. Der organisatorische Zeitaufwand für eine kleine Fläche ist oft nicht weniger als für eine größere Fläche. Optimal wären um die 100 Quadratmeter - gerne aber auch kleiner oder größer!

Welche Pflanzen verwende ich?
Grundsätzlich werden immer regionale Pflanzen verwendet, welche auf dem Bodenstandort zurecht kommen würden. Einerseits Waldbäume wie Eiche, Ahorn, Buche, Birke, ... aber auch Wildbeerensträucher wie Wohliger Schneeball, Roter Hartriegel und Gelber Hartriegel, Sanddorn, Holunder, ...

Wie dicht wird gepflanzt?
Ein Mikrowald wird sehr dicht und auf einmal gepflanzt, so dass ein gemeinsamer Start und gezielt ein Wettlauf um die Lichtmenge stattfindet! Auf einem Quadratmeter kommen 3 Pflanzen. Daher ist die Pflanzenauswahl wichtig, da die verschiedenen Stockwerke wie niedere Strauchschicht, hohe Strauchschicht, Baumschicht und Kronenschicht erschlossen werden sollen. Mit unserer Erfahrung aus dem essbaren Waldgarten und der Pflanzung von Hecken, kann ich dich gerne dabei unterstützen.

Wann ist die beste Pflanzzeit dazu?
Die beste Zeit zur Baumpflanzung ist im Herbst, bis Ende November, solange der Boden nicht gefroren ist. In dieser Zeit bekommt man auch relativ günstig frisches, wurzelnacktes Pflanzmaterial von Forstbaumschulen.

Wie starte ich?
Finde gleichgesinnte Interessierte, welche dein Projekt unterstützen, die auch teilhaben möchten (Vereine, Schulen, Initiativen, …). Nachdem eine passende Fläche gefunden und eine Umsetzung gesichert ist, wird zuerst eine oder mehrere Bodenproben gemacht, parallel dazu wird da Projekt geplant, zu Papier gebracht. In einer ersten Aktion kann möglicher Unrat von der Fläche entfernt werden. Da man in Städten meist schwere, verdichtete Böden vorfindet, wird der Boden tiefengelockert (bis 100 cm) und umfangreich organisches Material, wie Laub, Heu, Stroh, .. eingebracht. Je nach Bodenqualität kann es notwendig sein mit Terra Preta und/oder Kompost zu arbeiten. Fehlende, begrenzende Elemente im Boden müssen supplementieren werden. Zusätzlich können auch Mykorrhizapilze welche das Verbindungselement im Tiny-Forest darstellt, eingebracht werden. Gut ist auch den Boden mit kleinen Mengen Waldboden von naturnahen Wäldern aus der Umgebung zu beimpfen.

Nach der Bodenlockerung kommt oben eine dicke Stroh- oder Heuschicht drauf, damit der Boden vor schwerem Regen oder Austrocknung geschützt ist. Jetzt steht einer großen Pflanzaktion nicht mehr viel im Weg! Die Fläche wird mit Stöcken und Schnüren in Quadranten unterteilt und nach dem im Vorfeld angefertigtem Pflanzplan zum Beinspiel gemeinsam mit einer Schulklasse bepflanzt. Nach dem Angießen der Pflanzen kann um die Fläche noch eine Totholz-Hecke, eine sogenannte „Benjes-Hecke“ errichtet werden.

Mögliches Monitoring: Interessant wäre natürlich das ganze Projekt in Zusammenarbeit mit Fachhochschulen oder Universitäten wissenschaftlich zu begleiten und die Auswirkungen auf die Umgebung zu beobachten. Wie ist die Temperaturkurve über das Jahr auf der Fläche und auf einer angrenzenden leeren Fläche. Wie verhält sich die Bodenfeuchtigkeit im Verhältnis zum Niederschlag. Wie ist die Luftqualität und die Feinstaubbelastung. Wie sieht es mit der Artenvielfalt der sich einstellenden Nützliche aus.

Mikro-Wälder können nicht nur zu einer wissenschaftlichen Datenerhebung für Klimaanspassungs-Strategien dienen, sie werten auch des Lebensumfeld erheblich auf und sind ein erster Schritt zu einer pflanzenreicheren Stadt!

Du willst einen Tiny-Forest starten? Gerne begleiten wir dich in diesem Projekt!

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Foto: Cityfoto
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