"Frauen in und um Wels brauchen bessere Verdienstmöglichkeiten"
AKOÖ-Präsident Johann Kalliauer fordert Mindestlohn von 1500 Euro.
WELS/-LAND. Obwohl knapp die Hälfte aller Beschäftigten weiblich ist, erhalten Frauen in Oberösterreich weniger als ein Drittel der Löhne und Gehälter. In Wels-Stadt ist dieses Missverhältnis etwas geringer, in Wels-Land allerdings noch ärger als im Oberösterreich-Schnitt. AK-Präsident Johann Kalliauer sieht Handlungsbedarf in Wirtschaft und Politik: „Wie überall brauchen Frauen auch in und um Wels bessere Verdienstmöglichkeiten. Wir fordern einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1500 Euro in allen Branchen, einen Ausbau der Pflege- und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine Senkung des Eingangssteuersatzes auf 25 Prozent.“
Viele Vollzeibeschäftigte in Wels und Wels-Land
Obwohl österreichweit rund 47 Prozent aller Lohn- und Gehaltseinkommensbezieher weiblich sind, bekommen sie nur 36 Prozent aller Löhne und Gehälter. Oberösterreichs Arbeitnehmerinnen schneiden besonders schlecht ab. Mit etwas mehr als 46 Prozent Frauenanteil und knapp 33 Prozent Lohnanteil weist Oberösterreich unter allen Bundesländern die geringsten Quoten und den zweitgrößten Unterschied (13,6 Prozentpunkte) auf.
Die Lohnanteile sind geringer als die Beschäftigtenanteile, da Frauen etwa branchenbedingt oder wegen Teilzeit vergleichsweise wenig verdienen. Auffällig ist, dass 2012 österreichweit zwar mehr als zwei Drittel der Männer (67,5 Prozent), aber nur 40 Prozent der Frauen ganzjährig einen Vollzeitjob hatten. In Oberösterreich ist der Unterschied noch markanter: Während fast drei Viertel der männlichen Arbeitnehmer (72,7 Prozent) ganzjährig Vollzeit beschäftigt waren, waren es bei den Frauen mit 37,4 Prozent nur rund halb so viele.
In Wels-Stadt liegt der Anteil der ganzjährig Vollzeit beschäftigten Frauen mit 41,3 Prozent über dem Bundes- und über dem Landesschnitt. In Wels-Land liegt der Anteil der ganzjährig Vollzeit beschäftigten Frauen mit 38 Prozent knapp über dem Landesschnitt, aber unter dem Bundesschnitt. Wels-Stadt hat den zweithöchsten Anteil im OÖ-Bezirksvergleich, Wels-Land nimmt Rang 5 ein.
Gehalt in Wels und Wels-Land unter Bundesschnitt
Das geringere Vollzeitausmaß der Frauen, aber auch die häufigere Nicht-Bezahlung geleisteter Über- und Mehrarbeitsstunden drücken auf das Lohnniveau. So beträgt das durchschnittliche Einkommen in Österreich pro Jahr und Arbeitnehmerin nur rund 22.370 Euro brutto, netto bleiben im Schnitt etwa 16.200 Euro. Die Oberösterreicherinnen erhalten noch weniger, nämlich rund 20.100 Euro brutto bzw. 15.440 Euro netto. Bei den Einkommen belegen Wels-Land und Wels-Stadt den fünften und sechsten Rang unter den Bezirken. Die Welser Fraueneinkommen liegen zwar knapp über dem OÖ-Schnitt, bleiben aber unter dem Bundesschnitt.
"Einkommen muss würdiges Leben ermöglichen"
Kein Wunder, dass für viele Frauen das Einkommen nicht zum Leben reicht. Präsident Kalliauer fordert daher bessere Verdienstmöglichkeiten: „Es muss für alle möglich sein, Vollzeit zu arbeiten - unter guten Bedingungen in und außerhalb der Arbeitswelt“, sagt Kalliauer im Hinblick auf hohen Arbeitsdruck sowie mangelnde Pflege- und Kinderbetreuungseinrichtungen: „Das Einkommen muss ein würdiges Leben ermöglichen. Daher brauchen wir 1500 Euro brutto in jeder Branche und eine Steuerentlastung für kleine und mittlere Einkommen.“ Letztere ließe sich durch die von der AK geforderte Millionärssteuer gegenfinanzieren.
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