App bringt römische Helden aufs Smartphone
Der Handybildschirm ermöglicht künftig den Blick in die römische Vergangenheit der Stadt Wels.
WELS. Die Rekonstruktion des Meilensteins am Zwinger, das in die Hausfassade eingemauerte Grabmedaillon am Stadtplatz oder die römische Ausstellung im Minoritenkloster: Viele Fundstücke deuten darauf hin, dass Wels einst eine wichtige römische Stadt war. Durch seine perfekte Lage als Knotenpunkt für die wesentlichen Nord-Süd- und Ost-West-Handelsrouten der Römer war Ovilava als Handelszentrum und Provinzhauptstadt Ufernorikums von großer Bedeutung. In diese Zeit kann man jetzt zurückreisen – zumindest virtuell. Mit einer sogenannten Augmented-Reality-Anwendung lassen sich die Römer ins 21. Jahrhundert holen. "Die multimediale Welt fordert auch uns Touristiker. Es war an der Zeit, das Thema Römer neu zu interpretieren und einen starken, digitalen Akzent zu setzen", so Peter Jungreithmair, Geschäftsführer der Tourismusregion Wels. Nicht zuletzt erhofft man sich auch Rückenwind von der Landesausstellung in Enns, die am 27. April startet und sich heuer dem römischen Erbe in Oberösterreich widmet.
Einblick in die Antike
Die App "Helden der Römerzeit" ist eine interaktive Multimedia-Tour durch die Innenstadt. Die Anwendung lässt an verschiedenen Standorten spielerisch römische Bewohner der Stadt sowie szenische Darstellungen aufleben. Mit Hilfe historisch fundierter 3D-Rekonstruktionen, Ton- und Videobeiträgen können Benutzer so in den römischen Alltag eintauchen. Das Projekt entstand im Zuge einer Kooperation mit Touristikern in Oberösterreich und Ostbayern. Bereits auf der Expo 2015 in Mailand sei das Thema Augmented Reality sehr präsent gewesen. "Die Römervergangenheit ist mitunter schwer zu verkaufen. Die Landesausstellung bereitet uns jetzt aber den Boden auf. Wir dachten uns, das ist die Gelegenheit, um etwas Modernes ins Rennen zu schicken. Immerhin haben wir ja viel herzuzeigen in Wels", erklärt Jungreithmair. Denn im letzten Jahrzehnt haben Archäologen des Welser Stadtmuseums im innerstädtischen Bereich mehr als 15.000 Quadratmeter umgegraben. Sie stießen dabei nicht nur auf Grabbeigaben, kleine Statuen und Waffen, sondern auch auf die Fundamente ganzer Gebäude und eine Badeanlage.
Technik als Türöffner
In der App hat der Nutzer die Aufgabe, im Auftrag von Kaiser Hadrian neun römische Helden zu rekrutieren, um Rom aus der Krise zu retten. So soll der Schmied Septimus Ursus Werkzeuge für die Rekonstruktion Roms formen, der Tuchhändler Caius Betuus Communis kann die Stoffe für die frierenden Menschen liefern. Die Helden sind auf geschichtsträchtige Orte in der Innenstadt verteilt. Bezugspunkte, sogenannte Targetschilder, markieren die Stellen und lösen – durch den Smartphonebildschirm betrachtet – die Augmented-Reality-Inszenierungen aus. "Moderne Technik mit historischen Komponenten zu verknüpfen, ist für mich Zeitgeist", so Jungreithmair. Die App soll vor allem jüngeren Nutzern einen spannenden Erstkontakt bieten und dazu animieren, später ein Museum zu besuchen. Wer kein Tablet oder Smartphone besitzt, kann eines bei der Tourismusregion Wels (Stadtplatz 44) ausborgen.
Augmented Reality
• Der Begriff Augmented Reality bedeutet soviel wie erweiterte Realität.
• Man betrachtet die Umgebung durch den Bildschirm von Smartphone oder Tablet und erhält zusätzliche Informationen eingeblendet. Dabei kann es sich um nützliche Hinweise (nächste Tankstelle oder Apotheke) handeln, oder etwa animierte Figuren, die Teil eines Spiels sind.
• So erscheint in der App beispielsweise ein bronzenes Reiterstandbild direkt neben der Traunbrücke und das Tor der gigantischen Stadtmauer öffnet sich in der Adlerstraße.
• Wer damit noch nicht genug hat, kann die Sonderausstellung "Luxus im Alltag. Ziviles Leben im römischen Wels" im Welser Stadtmuseum besuchen. Die Ausstellung beginnt mit einem großen Römerfest am 18. und 19. Mai.
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