Weihnachten im Schuhkarton

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In Rumänien gelten über 20% der Bevölkerung nach europäischem Standard als armutsgefährdet. Zwanzig Prozent sind viel, sagen aber wenig über die Zustände aus und täuschen über die Situation hinweg. Die ehemaligen BHAK-Schülerinnen Selda Acer, Cathrin Larcher und Linda Ruetz sowie der engagierte Professor Mag. Robert Schmidhofer haben sich vor fünf Jahren selbst ein Bild gemacht und damals das Projekt „Ein Paket für dich, ist ein Geschenk für mich“ ins Leben gerufen. Anfangs noch als Maturaprojekt deklariert, ist es heute eine Herzensangelegenheit der InitiatorInnen und wird unabhängig von der Handelsakademie organisiert. Mittlerweile haben sich weitere freiwillige HelferInnen dem Organisationsteam angeschlossen.
Kurz erklärt: Einfache Schuhkartons werden jeweils mit Sachen aus den fünf Bereichen Kleidung, Hygiene, Schulartikel, Spielzeug, und Süßigkeiten gefüllt und zu einem Weihnachtsgeschenk umgestaltet. Jedes Jahr werden die Geschenke in die umliegenden Dörfer von Satu Mare im nördlichen Teil Rumäniens gebracht. Heuer fährt das Team wieder selbst dort hin. Warum sie das tun? "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl zu wissen, dass man mit einem einfachen Schuhkarton Kindern eine solche Freude bereiten kann", da sind sich alle einig.

Die fehlende Mittelklasse

Der Norden Rumäniens zählt zum ärmsten Teil des Landes. Die erste Konfrontation mit den dort herrschenden Zuständen war prägend. "Ich konnte mir nie vorstellen, was arm eigentlich bedeutet", erzählt Cathrin Larcher. Armut in Rumänien bedeutet beispielsweise Familien, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken können, weil sie sich den Bus (10 Euro im Monat) und die Schuluniform nicht leisten können. Infolgedessen haben die Kinder kaum eine Chance auf Entwicklung und Selbstverwirklichung. Armut bedeutet speziell für Roma eine Benachteiligung am Arbeitsmarkt und eine äußerst schlechte Wohnsituation in abgesonderten Dörfern. "Das Leben spielt sich in einem einzigen Raum ab.", schildert Schmidhofer, "Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer in einem." Für manche sei es noch schlimmer, weil sie in Hütten leben müssen, die kaum beheizbar sind und den Winter zu einer ernsten Bedrohung machen. Zwar gibt es auch die andere Seite in Rumänien, wie wir sie in Bukarest finden, doch gibt es quasi keinen Mittelstand. Das Land leidet unter Korruption und die ungerechte Verteilung ist überall spürbar.
Die Zustände sind kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass Rumänien seit 2007 Mitglied der Europäischen Union ist. Der Wohlstand hat auf viele Regionen des Landes noch nicht abgefärbt. Die OrganisatorInnen des Projektes sind sich bewusst, dass sie nicht von Grund auf alles verändern können, doch für sie sind die Pakete nicht nur Geschenke, es ist auch ein Signal des Westens. "Es bedeutet, wir haben euch nicht vergessen.", ergänzt Schmidhofer.

Ein Gewinn für beide Seiten

"Obwohl es nur Kleinigkeiten sind, freuen sich die Kinder sehr darüber. Es hat einen unfassbar großen Wert für sie. Die Großeltern umarmten uns sogar.", erzählt Acer. Teils besucht das Team jedes Jahr die gleichen Familien, sodass eine freundschaftliche Verbindung entsteht. Schmidhofer, der bei allen Fahrten dabei war, weiß, dass beide Seiten profitieren. "Die Zufriedenheit, mit dem was man hat, steigt." Was das Projekt bedeutet, haben Cathrin Larcher und Selda Acer in einem Satz gut zusammengefasst: "Dieses Gefühl, etwas bewegt zu haben in einem Kind, ist unbeschreiblich."

800 Weihnachtspakete für Rumänien

Über 800 Pakete machen sich natürlich nicht von selbst. Hauptsächlich Kindergärten aus Innsbruck und Umgebung, unter anderem auch Mutters, Birgitz, Völs und Telfs haben das Projekt tatkräftig unterstützt. Durch Spenden wird ein LKW der Caritas finanziert, der den Großteil der Pakete nach Rumänien liefert.
Wer schon jetzt ein Paket für nächstes Jahr gestalten möchte, kann mit Robert Schmidhofer Kontakt aufnehmen: r.schmidhofer@tsn.at

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