Ohne Kätzchen sterben Bienen

Blühende Palmkätzchen sind im zeitigen Frühjahr die einzigen Futterspender für Bienen – auf das Schneiden sollte man deshalb verzichten. | Foto: Willow-Catkin
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Bienen fliegen auf blühende Palmkätzchen. Sie sind die wichtigste Nahrungsquelle der Bienen im zeitigen Frühjahr. Der Tiroler Imkerverband bittet, auf Schneiden von Palmkätzchen zu verzichten!

Futterspender

Mancherorts lugen sie mit ihren weiß bepelzten Köpfchen bereits hervor: Die Rede ist von Weidenkätzchen, im Volksmund auch Palmkätzchen genannt. Was für viele zum Osterstrauß dazugehört, ist für zahlreiche Insekten eine überlebenswichtige Nahrungsquelle. Blühende Palmkätzchen sind im zeitigen Frühjahr die einzigen Futterspender für Bienen. Wer ihnen helfen will, sollte daher ganz auf das Schneiden von Palmkätzchen zumindest bis nach der Blüte verzichten.
Ob in Ostersträußen, auf Palmbuschen oder an langen Palmstangen dürfen Palmkätzchen in der Osterzeit nicht fehlen. Vielerorts werden die begehrten Zweige haufenweise vor Ostern geschnitten – zum Leidwesen vieler Insekten. Vor allem für Bienen bedeutet dieser Brauch massive Probleme. Nach einem langen und strengen Winte sind die Futtervorräte in den Bienenvölkern erschöpft. Blühende Weidenkätzchen sind dann die einzige Nahrungsquelle für die Bienen im zeitigen Frühjahr.

Kraftnahrung für junge Völker

Neben dem Nektar brauchen Bienen vor allem den Pollen der blühenden Weiden. Dieser liefert dringend benötigte Fette und Eiweiße für die Bienenbrut. Steigt die Temperatur auf über 8 Grad Celsius, fliegen die Bienen bereits aus, um die begehrte Kraftnahrung zu sammeln. Heimische Weidenarten wie die Salweide sind dann die einzigen nennenswerten Pollenspender im Frühjahr. „Nur wenn die Bienen am Beginn des Frühlings gut mit Pollen versorgt sind, entwickeln sich daraus starke und gesunde Völker. Die wiederum sind Voraussetzung für die Bestäubung vieler Kulturpflanzen und damit von enormer Bedeutung für die heimische Landwirtschaft“, weiß Reinhard Hetzenauer, Präsident des Tiroler Imkerverbandes, über die Bestäubungsleistung der Bienen.

Weiden nach der Blüte schneiden

Nicht selten werden Sträucher und Hecken schon im zeitigen Frühjahr und damitnoch vor der eigentlichen Blütegeschnitten. Ein großer Fehler, denn Bienen brauchen den Blütenpollen dieser Pflanzen zum Überleben. Weiden und andere Frühblüher sollten daher unbedingt vor dem Zuschnitt verschont bleiben – zumindest aber bis nach der Blüte. „Viele glauben, wenn sie die weißen Palmkatzln sehen, dass diese blühen. Das stimmt aber nicht. Weiden blühen erst, wenn sich die Weidenkätzchen öffnen und gelb färben. Das kommt von den Staubgefäßen der Blütenpollen, den die Bienen so dringend brauchen“, ergänzt Hetzenauer.

Selbst pflanzen und helfen

Wer dennoch nicht auf Palmkätzchen verzichten will, kann diese auch kaufen. Man findet sie in der Regel in Gärtnereien. Wer den Bienen aber dauerhaft eine Freude machen will, sollte Weidenzweige als Stecklinge vermehren und im eigenen Garten auspflanzen. „Der Empfehlung des bekannten Pfarrers Kneipp, eine Weide pro Bienenvolk zu setzen, kommt man damit ein gutes Stück näher. Und wenn es den Bienen gut geht, geht’s uns Menschen auch gut“, resümiert der Präsident der Tiroler Bienenzüchter.

So wird’s gemacht

Weiden sind praktisch unverwüstlich und wachsen fast überall. Weidenstecklinge können nach Ostern einfach vom Mutterbaum geschnitten werden. Vorsicht: Die Zweige sollten nicht grün, sondern bereits verholzt und braun sein. Zum Austreiben stellt man diese entweder einfach ins Wasser oder wickelt sie in ein feuchtes Tuch. Man kann sie auch einfach in die Erde stecken, wo sie bei genügend Feuchtigkeit selbständig weiterwachsen.

Tiroler Imkerverband

Der Tiroler Imkerverband ist ein gemeinnütziger Verein. Sein Zweck ist die Förderung der Bienenhaltung in Tirol. Der Verband wurde 1892 gegründet. Im Jahr 2017 feierte er sein 125-jähriges Jubiläum. Der Verband vertritt aktuell rund 3.000 Imker aus 100 Imkervereinen in Tirol.

Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/tirol

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