Kalkkögel: Naturschutz in Tirol auf der Verliererstraße

Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora | Foto: Alpenverein
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Der Oesterreichische Alpenverein hält die Entscheidung der ÖVP pro „Brückenschlag“ in den Kalkkögeln für ein Signal dafür, dass der Naturschutz in Tirol endgültig auf der Verliererstraße gelandet ist.

Kein Verständnis

Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora zeigt sich überrascht über die Zustimmung der ÖVP zur Erschließung der Kalkkögel: „Um die Verbindung Schlick 2000-Axamer Lizum über die Kalkkögel zu ermöglichen, ist ein juristischer Kraftakt notwendig, der wohl bisher einzigartig ist. Im Tiroler Naturschutzgesetz ist seit Jahrzehnten verankert, dass in Ruhegebieten keine Seilbahnen errichtet werden dürfen. Diese Bestimmung, die wohlüberlegt war und vom Tiroler Landtag beschlossen wurde, muss zur Ermöglichung der Skigebietsverbindung geändert werden. Das ist Anlassgesetzgebung pur, die verantwortungsbewusste Politiker strikt vermeiden sollten. Gesetze sollten Jahrzehnte überleben und nicht wegen eines Einzelprojekts grundlegend geändert werden. Ich gehe davon aus, dass dafür auch die Bevölkerung kein Verständnis hat. Wie schon das politische Debakel ‚Piz Val Gronda‘ gezeigt hat, wird eine solche Vorgehensweise als Freibrief für weitere Erschließungspläne gesehen.“

Bruch internationalen Rechtes

Der zweite Anlass zur Kritik sei der Bruch des internationalen Rechtes. „Österreich hat unter Wolfgang Schüssel die Alpenkonvention ratifiziert, und mit den anderen Alpenstaaten eine international bindende Vereinbarung getroffen. Darin hat sich Österreich verpflichtet, bestehende Schutzgebiete nicht anzutasten. Genau das wird nun aber gemacht. Welche Konsequenzen der Bruch internationalen Rechtes hat, wird sich zeigen. Unabhängig davon demonstriert Tirol aber mit der Zustimmung zur Skigebietsverbindung, dass es nicht gesetzestreu ist und man sich auf das Land und somit auch auf Österreich nicht mehr verlassen kann“, so Ermacora.

Wirtschaftliche Interessen

Dass die Zerstörung der Naturräume laut Meinung des Alpenvereins in diesem Ausmaß voranschreitet, sei alarmierend. Ermacora: „Die Tourismuswerbung wirbt seit jeher mit den Kalkkögeln als unberührte Naturlandschaft. Eine solche Landschaft stellt die Grundlage für unseren Tourismus dar. Damit ist dann wohl Schluss – und ein weiteres Naturjuwel fällt wirtschaftlichen Interessen zum Opfer!“

Petition „Rettet die Kalkkögel“

Der Alpenverein gibt der Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Stimme für die Erhaltung des Ruhegebietes zu erheben und weist auf die Petition unter www.alpenverein.at hin (Direktlink:www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_news/2014/2014_07_04_kalkkoegel-petition.php).

Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora | Foto: Alpenverein
Fragestellung des Alpenvereins: "Soll das Naturjuwel der Kalkkögel wirklich wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fallen?" | Foto: Alpenverein/Schwann
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