Raus aus Öl und Gas
Praktische Tipps: Wie werde ich unabhängig?

Ende Jänner gab es beim KEM Vortrag "Wie werde ich unabhängig?" in Götzens wertvolle Tipps von Fachexperten Christoph Pfurtscheller zum Thema alternative Heizsysteme und Förderanträge. | Foto: Myriam Zocchi
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  • Ende Jänner gab es beim KEM Vortrag "Wie werde ich unabhängig?" in Götzens wertvolle Tipps von Fachexperten Christoph Pfurtscheller zum Thema alternative Heizsysteme und Förderanträge.
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In Österreich dominieren beim Heizen noch immer Öl und Gas, rund 840.000 Gasheizungen, 500.000 Ölheizungen und 80.000 Heizungen sind mit Kohle in Betrieb. Heizungssysteme mit fossilen Energieträgern sind veraltet, teuer und schlecht fürs Klima.

Nach wie vor wird viel zum Fenster hinausgeheizt. Durch höhere Förderungen soll der Heizungstausch beschleunigt, gleichzeitig die Gebäudesanierung vorangetrieben werden. Der Tausch von Öl- und Gasheizungen soll 2024 nun mit einem tieferen Griff in den Fördertopf forciert werden. „Passend zur gewählten Heizung gibt es rund 75 Prozent Förderung. Und Menschen mit geringem Einkommen bekommen 100 Prozent der neuen Heizung finanziert“, so Fachexperte Christoph Pfurtscheller. 

Erste Schritte hin zur Energieautonomie

Nicht nur aus aktuellem Anlass lohnt es sich auf Öl und Gas in der Raumwärme zu verzichten, auch mittelfristig ist der Ausstieg aus fossilen Energieträ­gern beschlossene Sache und mit dem Ziel "TIROL 2050 energieautonom" klar definiert. Gerade im Gebäudebereich wird der größte Anteil unserer Energie verbraucht,  umso wichtiger ist es in diesem Bereich die Energieeffizienz durch thermische Sanierung und alternative Heizsysteme zu steigern. Doch wie kann ich den Energiebedarf meines eigenen Gebäudes lokal, klimaschonend und vor allem kosteneffizient decken?

Wo kann ich mich beraten lassen?

Vor jeder Entscheidung sollte eine professionelle Energieberatung in Anspruch genommen werden. In Tirol kann über die Energieagentur Tirol (www.energieagentur.tirol) eine unabhängige Energieberatung vor Ort, telefonisch oder auch digital erfolgen. Je nach Umfang der Beratungen kann ein Selbstbehalt anfallen, jedoch werden von den meisten Gemeinden auch Förderungen für eine Energieberatung gestellt. 

Was kann ich kurzfristig machen?

Ein Grad weniger Raumtemperatur spart 6% Energie, vor allem in nicht genutzten Räumen liegt viel Einsparpotenzial. Die Raumtemperaturen sollten im Wohnzimmer zwischen 20-22°C liegen, im Schlafzimmer bei 18-20°C und im Kinderzimmer um die 20°C. Bereits vorhandene, abgenutzte Dichtungen alter Fenster und Türen können Zugluft und hohe Wärmeverluste verursachen und sollten erneuert werden.

Heizen mit Wärmepumpe, Pellets oder Fernwärme - für die meisten Gebäude gibt es eine klimafreundliche Alternative. | Foto: KEM Westl. Mittelgebirge
  • Heizen mit Wärmepumpe, Pellets oder Fernwärme - für die meisten Gebäude gibt es eine klimafreundliche Alternative.
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Richtig dämmen spart Kosten

Die Heizungs- und Warmwasserrohrleitungen im Heizraum und Keller sollten unbedingt gedämmt werden. In einem durchschnittlichen Heizraum sind 35 Meter Rohrleitung verbaut. Sind diese ungedämmt, geht dabei die Menge an Heizwärme verloren, mit der etwa zwei Kinderzimmer beheizt werden können. Neben der Heizung ist auch das Warmwasser relevant beim Energieverbrauch. Jetzt ist ein optimaler Zeitpunkt, um die 20 Jahre alte Badarmatur gegen ein wassersparendes Modell zu tauschen. Grundsätzlich sollte die Temperatur im Warmwasserspeicher nicht über 55 Grad betragen.

Welche Alternative gibt es?

Das lässt sich leider nicht pauschal beantworten und ist stark vom Alter und Dämmungsgrad des jeweiligen Gebäudes abhängig. Einen ersten Überblick können der Heizungskompassder Energieagentur Tirol sowie die Heizungsmatrixdes Bundesministeriums geben. Allgemein bieten die besten Alternativen sicherlich folgende Heizsysteme - Fernwärme, Biomasse/Pellets und Wärmepumpen. 

Was sollte ich als Erstes berücksichtigen?

Ein thermisch saniertes Gebäude verbraucht bis zu 75% weniger Energie. Durch die Dämmung der Gebäudehülle, des Daches und des Fußbodens über der Kellerdecke sowie den Einbau von Holzfenstern mit 3-Scheiben-Verglasung lassen sich enorme Energieeinsparungen erreichen. Unabhängig vom Energieträger lassen sich eine erhebliche Menge Energie und somit jährliche Heizkosten einsparen - und man gewinnt Zeit für den Heizungstausch. Leider wird selten bedacht, dass gedämmte Gebäude wesentlich kleinere und somit günstigere Heizungsanlagen benötigen. Im Idealfall gehören also thermische Sanierung und Heizungstausch zusammen. Beim Heizungstausch bedeutet das kleinere Wärmeerzeuger und Lagerräume, deutlich geringere Kosten und niedrigere Vorlauftemperaturen.

Förderungen für den Kesseltausch

Nahezu alle klimafreundlichen und erneuerbaren Heizungssysteme werden großzügig vom Bund, vom Land Tirol und sogar einigen Gemeinden gefördert. Die meisten Förderungen werden einkommensunabhängig und als „Direkt-Zuschuss“ (einmalig) ausbezahlt und sind kombinierbar. Wichtig ist es, sich vor dem Tausch gut über die Förderungen und deren Voraussetzungen zu informieren.
Mit der Bundesförderung „Raus aus Öl und Gas für Private“ wird der Ersatz eines fossilen Heizungssystems durch eine klimafreundliche Technologie im privaten Wohnbau gefördert und ist mit max. 75% der förderbaren Kosten begrenzt (mehr Infos auf www.kesseltausch.at)
Um in den Genuss der Tiroler Wohnbauförderung zu kommen, muss zumindest ein gemeldeter Hauptwohnsitz vorhanden sein. Die Förderung ist einkommensunabhängig. Wird ein fossiles System mit der neuen Heizung ersetzt, wird eine Basisförderung von 25% der anrechenbaren Kosten gestellt, sowie ein Bonus von 3.000 Euro einmalig ausbezahlt. 

Je nach Einkommen können bis zu 100 % der Kosten für die neue Heizung gefördert werden. | Foto: Pixabay
  • Je nach Einkommen können bis zu 100 % der Kosten für die neue Heizung gefördert werden.
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Mehr Förderung bei geringem Einkommen?

Für die Unterstützung einkommensschwacher Haushalte bei der Umstellung auf ein klimafreundliches Heizungssystem wurde die Förderaktion „Sauber Heizen für alle“ aufgelegt. Je nach Einkommen können bis zu 100 % der Kosten für die neue Heizung gefördert werden. Bei der genauen Berechnung unterstützt die zuständige Stelle beim Land Tirol.

Die wichtigsten Schritte in Kürze

  1.  Energieberatung: Termin für unabhängige Energieberatung bei der Energie Tirol vereinbaren. Diese Beratung kann vor Ort, per Telefon oder auf digitalem Weg erfolgen.
  2.  Informieren: Auf www.kesseltausch.at, Häuslbauermessen oder über Heizungsmatrix klimaaktiv informieren.
  3.  Installateurbetrieb: Mit einem professionellem Fachbetrieb kann dann das neue, klimafreundliche Heizsystem geplant werden und eine Installations- und Fertigstellungstermin fixiert werden.
  4.  Förderung sichern: Durch die Registrierung auf der Förderwebsite kann die Förderung gesichert werden, sobald das Projekt baureif oder schon abgeschlossen ist.
  5.  Förderung abholen: Nach Abschluss der Arbeiten können alle erforderlichen Unterlagen und Rechnungen eingereicht und die Förderung abgeholt werden.

Bei Fragen steht KEM-Managerin Myriam Zocchi gerne per E-Mail (office@pvwm.at) oder telefonisch unter +43 5234 68110 zur Verfügung. Auch auf der Homepage www.kem-mittelgebirge.at gibt es viele Informationen zu Themen wie Sanieren, Heizen, Photovoltaik, Förderungen, Energie Sparen und es werden die aktuellen Veranstaltungen gelistet.

Weitere Berichte: www.meinbezirkat/westliches-mittelgebirge

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