Von Tibet nach Österreich

Zomkyi und der kleine Gangkar mit Tashi und Sampa
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Am Anfang steht die Gratulation für den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft. Da huscht ein Lächeln über die Gesichter der Familie Dondop. Ebenso über jenes von Elfriede Strigl aus Axams, die die Familie betreut und in all den Jahren eine gute Freundin geworden ist. Alle sind sich einig: Nach ihrer Flucht aus Tibet geht es in eine neue Zukunft.

Angst und Unterdrückung

China leugnet seit Jahren die Unabhängigkeit Tibets. Als die chinesische Regierung das Land besetzte, mussten viele Tibeter, darunter auch Mönche wie Sampa Dondop, ihr Leben hinter sich lassen. Kritiker des chinesischen Regimes werden sofort durch Haft- oder Folterstrafen beseitigt, manche bezahlen mit dem Leben. Ein Testbogen mit Fragen wie "Gehört Tibet zu China?“ musste von Sampa ausgefüllt werden. Er verneinte die Frage damals. Das Kloster gab es wenige Tage später nicht mehr, damit musste er sein Mönchsdasein aufgeben und im Jahre 2002 fliehen. Seine Frau und die damals wenige Wochen alte Tochter Zomkyi musste er zurück lassen.

Von Tibet nach Österreich

Der Weg führte zuerst in einem dreimonatigen Fußmarsch nach Nepal. Dann nach Indien und von dort aus nach Österreich. "Ich habe heute noch Flecken auf den Füßen", sagt Sampa und zeigt die Male, die von den Strapazen zeugen.
Von Wien aus ging es zuerst nach Traiskirchen, dann nach Innsbruck und über Umwege nach Götzens. Nach fünf langen Jahren dann eine gute Nachricht: Der Asylbescheid fällt positiv aus. Das einzige, was die Stimmung trübte, war die Trennung von seiner Familie. Ganze sieben Jahre hatte er seine Frau und die kleine Zomkyi nicht gesehen. Sie aus Tibet herauszuholen, war noch weitaus schwieriger. Die Route möchte Sampa nicht verraten, weil es zu gefährlich ist für jene, die diesen Weg auch beschreiten wollen. Dies, obwohl es seit 2008 praktisch unmöglich sei, von dort zu fliehen (während der Olympiade in Peking kam es zu heftigen Protesten gegen die Regierung). Sein ältester Sohn steckt immer noch dort fest. Ob es jemals ein Wiedersehen gibt, ist noch nicht absehbar.

Ein neues Leben

Im Rahmen eines Vortrages des Katholischen Bildungswerkes Axams erfuhr Elfriede Strigl vom Schicksal der Familie. Seitdem sind sie unzertrennlich. Ihren Beitrag möchte sie in ihrer Bescheidenheit nicht überbewerten:"Ich tue eh nicht viel. Wir haben uns gemeinsam auf den Staatsbürgerschafttest vorbereitet und als Zomkyi noch zur Volksschule ging, habe ich mit ihr gelernt." Und das hat sich gelohnt. Heute arbeitet der ehemalige Mönch bei der Fa. MPREIS in der Fleischerei, obwohl das eigentlich nicht mit dem Buddhismus vereinbar ist. „Ich möchte arbeiten und mache jetzt auch den Führerschein. Meine Frau ist als Reinigungskraft tätig und unsere einzige Tochter Zomyki mausert sich zu einer Einser-Schülerin“, ist Samba Dondon stolz. Mit Recht: Die Dreizehnjährige spricht deutsch, tibetisch, chinesisch, ein bisschen koreanisch und englisch! Auch der Berufswunsch ist schon klar definiert: Sie möchte Ärztin werden, spezialisiert auf Akkupunktur. Sohn Gankar besucht den Kindergarten und fühlt sich dort ebenfalls wohl.

Glücklich in Österreich

Man sei glücklich in Österreich, weil hier vieles an Tibet erinnert, betont die Familie. Tashi Dondop liefert prompt den „Fotonachweis“ mittels Bildern von Bergen und Weiden. Die Familie möchte unbedingt in Götzens bleiben. „Wir brauchen die Berge um uns!“
Die Familie Dondop möchte sich bei der Gemeinde Götzens für die Unterstützung bei der Wohnungssuche bedanken.

Hintergrundinfos:

Die Wende in Tibet kam in den 50er Jahren, als der chinesische Machthaber Mao Tse Tung mit der "Volksbefreiungsarmee" das Land besetzte. Es sollte der Beginn jahrelanger Unterdrückung sein. Bis heute leugnet China die Unabhängigkeit Tibets. Im Gegenteil: Viele Chinesen haben sich in Tibet angesiedelt, die Einheimischen stellen mittlerweile eine Minorität im eigenen Land dar. Kritik am Regime wird nicht geduldet, andere Religionen und Einstellungen schon gar nicht. Damit sind Mönche und Nonnen besonders gefährdet, so wurden fast alle buddhistischen Klöster vernichtet. Aus Protest und aus Verzweiflung kam es in der Vergangenheit zu Selbstverbrennungen.

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