Bürgermeister-Roundtable
Warum Pflege in den Gemeinden so wichtig ist
Weil unsere Gesellschaft immer älter wird, sind die Gemeinden künftig gefordert, kreative Maßnahmen puncto Wohnen für Ältere zu überlegen. Mit der Einrichtung von Sozialzentren bringt man wichtige Pflege-Experten vor Ort.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) untersuchte die Pflege-Situation in den Gemeinden. Auf Basis der Ergebnisse diskutierten am Donnerstag auf Einladung des Gemeindebundes und des größten privaten heimischen Pflegeheimbetreibers SeneCura rund 50 Gemeindevertreter die Situation der Pflege auf kommunaler Ebene.
Laut WIFO-Pflegeexpertin Ulrike Famira-Mühlberger bestehe auch deswegen dringender Reformbedarf, weil die informelle Pflege innerhalb der Familien weiter zurückgehen werde. Hier verschieben sich die Generationen auch langsam durch die immer spätere Familiengründung – die Kinder der heute pflegebedürftigen Menschen stehen zumeist noch voll im Erwerbsleben und haben oft selbst nochKinder zu versorgen. Und: "Die Pflege zu Hause ist oft nicht die beste Lösung für die Betroffenen und deren Familien."
Eine Bürgermeister-Umfrage bestätigt: Für 42 Prozent jener Gemeinden, in denen stationäre Pflegeeinrichtungen gibt, sind diese die zentralen Ansprechpartner in Pflege-Fragen. Deutlich dahinter folgen das Gemeinde- und Sozialamt (24%), Hilfsorganisationen (13%) und Bezirkshauptmannschaft bzw. Landesregierung (12%) sowie der Gemeinde-Arzt (9%).
Problem der Barrieren im eigenen Heim
Mit dem Wohnen im Alter und den damit verbundenen Wünschen und Vorstellungen der Österreicher hat sich Franz Kolland, Soziologe und Gerontologe derUni Wien auseinandergesetzt. Im Rahmen des Bürgermeister Round Table präsentierte er seine Forschungsergebnisse. Demnach halten ältere Menschen oft zu lange an ihrer gewohnten Umgebung fest und und sind erst sehr spät, wenn sie starke Einschränkungen ihrer Lebensqualität spüren, bereit, sich mit einer Umstellung ihrer Wohnsituation zu befassen. Und: Die Autonomie für ältere Menschen in einem Pflegeheim sei größer als in ihrer herkömmlichen Wohnsituation – weil diese oft nicht auf ihren Bedarf angepasst, also zum Beispiel nicht barrierefrei, sei.
Reform-Dialog des Sozialministers
Doch wer kommt für die Kosten auf, die außerhäusliche Pflege verursacht? „Die Organisation der Pflege ist für die Gemeinden nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Seit 2012 sind die Ausgaben für die Pflege um 31 Prozent gestiegen“, kommentiert Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl die Stimmungslage in den Kommunen.
Auf die Forderung, die Gemeinden in die Verhandlungen über die dringend notwendige Pflege-Reform einzubinden, hat Sozialminister Rudolf Anschober mit dem Start eines breiten Reform-Dialogs reagiert.
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