Angehörige pflegen am häufigsten
Österreichs unsichtbares "Heer der Pfleger"
Rund eine Million Menschen pflegen ihre Liebsten daheim. Unentgeltlich.
ÖSTERREICH. 460.800 Menschen bezogen in Österreich im Jahresdurchschnitt 2018 Pflegegeld, auf das ein vom Einkommen unabhängiger Rechtsanspruch besteht und monatlich in sieben Stufen, zwischen 157,30 Euro (Pflegestufe 1) und 1.688,90 Euro (Stufe 7), ausgezahlt wird. Der Jahresaufwand dafür belief sich im Jahr 2018 auf rund 2,65 Milliarden Euro.
Die Kosten für Pflege- und Betreuungsdienste werden in Österreich laut einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) bis 2050 um 360 Prozent explodieren, weil sich die Babyboom-Generation bis dahin in Pension befindet. Bis 2050 wird der Anteil der Menschen ab 80 Jahren auf 11,1 Prozent (2015: 5 Prozent / 2017: 4,9%) steigen.
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Regionale Unterschiede
Die Entwicklung verläuft dabei regional unterschiedlich – sie zeigt ein deutliches West-Ost-Gefälle:
Am stärksten steigen die Kosten in Vorarlberg – bis zum Jahr 2050 wachsen sie um 427 Prozent –, es folgen Tirol (plus 424 Prozent) und Oberösterreich (plus 407 Prozent). Vergleichsweise gering ist der zu erwartende Anstieg der Kosten in Wien mit 315 Prozent. Die Gründe dafür: In den westlichen Bundesländern nimmt der Anteil der älteren, pflegebedürftigen Menschen stärker zu. Zudem waren die Versorgungsgrade im Ausgangsjahr der Kostenprojektionen (2015) im Westen höher als in Ostösterreich. In Wien wird die Entwicklung durch die vergleichsweise junge Bevölkerung gedämpft.
Pflegegeldbezieher in den Bundesländern
- Burgenland: 19.048
- Kärnten: 35.980
- Niederösterreich: 91.769
- Oberösterreich: 69.255
- Salzburg: 26.284
- Steiermark: 80.948
- Tirol: 32.054
- Vorarlberg: 17.572
- Wien 85.801
Fast immer pflegen Angehörige Frauen
Rund eine Million Menschen – zumeist sind es Frauen – pflegen ihre Angehörigen oder Freunde privat, ohne Bezahlung, 53 Prozent der pflegenden Angehörigen befinden sich laut Sozialministerium bereits selbst in Pension. Konkret werden 84 Prozent der Pflegebedürftigen laut Wifo zu Hause betreut, 77 Prozent von Angehörigen, davon 32 Prozent mit Hilfe mobiler Dienstkräfte. Eine 24-Stunden-Pflege nehmen 25.000 Menschen, das sind rund 5 Prozent, in Anspruch.
Personalmangel in der Pflege
In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der 24-Stunden-Betreuer, die selbstständig arbeiten, zwar von rund 1.000 auf rund 60.000 erhöht. Doch es fehlen Pflegekräfte. Vor allem in den Heimen besteht akuter Personalmangel. 162.957 Menschen in Österreich sind einem Pflegeberuf tätig – jedenfalls ist ein eklatanter Rückgang von Berufstätigen im Pflegewesen erkennbar. Die Arbeitsbedingungen, die relativ geringe Entlohnung und das niedrige Ansehen in der Gesellschaft schreckt viele vor dem Beruf ab.
Pflegeheime in Österreich
In Österreich gibt es laut Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASK) rund 900 Altenheime und Pflegeheime mit rund 78.000 Betreuungsplätzen (Angaben aus dem Jahr 2017). Rund 400 dieser Institutionen sind öffentliche Einrichtungen, die anderen haben private Träger.
- Burgenland: 44 Heime
- Kärnten: 82 Pflegeheime
- Niederösterreich: 11.000 stationäre Pflegeplätze (nicht Heime)
- Oberösterreich: rund 12.500 Heimplätze (nicht Pflegeheime)
- Salzburg: k.A.
- Steiermark: 221 Pflegeheime
- Tirol: k.A.
- Vorarlberg: 51 Heimer
- Wien: 20.400 stationäre Pflegeplätze (nicht Pflegeheime)
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