23. Jänner 2018: Woher kommt der ganze Hass im Netz?
WIEN. Neujahrsbaby, Anti-Regierungsdemo und Ute Bock: Was die Themen gemeinsam haben? Sie bringen anscheinend nur das Schlechteste im Menschen hervor. Der Shitstorm gegen das Baby Asel schaffte es ob seiner grenzenlosen Abscheulichkeit sogar in die internationalen Medien. Gute PR ist das keine, liebe Österreicher. Kurze Zeit später marschieren zwischen 20.000 und 70.000 Menschen auf einer friedlichen Demo durch Wien. Im Netz hagelt es Todesdrohungen. Nicht einmal bei der verstorbenen Flüchtlingshelferin Ute Bock macht der Hass der User Halt. "Was hätte die Kindesmisshandlerin denn schon für uns Österreicher getan", ist vielfach zu lesen.
Auf Facebook heißt es Feuer frei. Respekt, Verständnis, gute Erziehung? Fehlanzeige. Verfolgt man die Kommentare, die ungezügelt gepostet werden, könnte man glauben, der Bürgerkrieg stehe vor der Tür. Verbal wird hingedroschen, angespuckt und ausgelacht. "Die Linken" werden gerne wahlweise als arbeitslos, arbeitscheu, berufsdemonstrierend bezeichnet. Wer für seine Überzeugung auf der Straße einsteht ist "ein Zeck'". Sie sollen "in Lager", endlich "etwas hackln" oder einfach nur generell "die Gosch'n halten". Das Neujahrsbaby solle "sich Heim schleichen" und selbstverständlich sei es zu begrüßen, dass Ute Bock nicht mehr unter uns sei. Der aufmerksame Leser – und leider Forum-Administrator – fragt sich: Was ist los mit euch? Woher kommt der ganze Hass? Man geht ja auch nicht auf die Straße und spuckt jemanden ins Gesicht, nur weil er eine andere Meinung hat.
An dieser Stelle möchte ich dringend loswerden: Reißt's euch bitte zusammen! Ja, viele Themen polarisieren. Man darf anderer Meinung sein. Keine Frage. Man soll diskutieren und konstruktive Gespräche mit verschiedenen Sichtweisen führen. Damit hat das, was derzeit auf Facebook passiert, aber nichts mehr zu tun. Verbal derart auszuzucken, dass man meinen könnte, viele Wiener wären tatsächlich einer schlechten Reality-Show entsprungen, das geht einfach nicht. Das ist oft nicht nur strafrechtlich relevant, sondern gefährdet das gesamte demokratische System!
Die Wiener können nämlich im echten Leben ganz anders. Sicher gibt es den berühmten "Wiener Grant", den man hier und da auch zu spüren bekommt. Doch im Unterschied zum Hass im Netz ist der Grant auf der Straße durchaus charmant. Eines weiß man nämlich als Zugezogener: Braucht man zwischen der Inneren Stadt und Liesing einmal wirklich Hilfe, so findet man diese auch. Relativ schnell sogar.
Lesen Sie alle anderen Blog-Beiträge auf www.meinbezirk.at/stadtlich
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.