Schockbilder auf Zigarettenpackungen ab Mai: Das sagen die Wiener
Was in vielen Ländern schon seit Jahren Realität ist, blieb den Österreichern bisher erspart: Raucherbeine, schwarze Lungen oder ausgefallene Zähne auf Zigarettenschachteln. Ab Anfang Mai hat dieser Luxus ein Ende. Wir haben uns auf den Wiener Straßen zum Thema umgehört.
WIEN. "Ich komme ursprüglich aus Brasilien, dort gibt es solche Bilder auf den Zigarettenpackungen schon lange", sagt Livia F. "Das Bild ist zwar ekelhaft, aber ich finde es dennoch gut. Das wird sicher manche abschrecken." Brasilien hat bereits im Jahr 2002 die kombinierten Warnhinweise aus Text und Bild auf Zigarettenschachteln eingeführt. Vom Rauchen hat es Livia F. dennoch nicht abgehalten. Man habe einfach Sticker über die Bilder geklebt, so die 30-Jährige.
Wie im Ministerrat am Dienstag beschlossen wurde, müssen ab 20. Mai auf sämtlichen Packungen mit Tabak die Bilder angebracht sein. Der bisherige Warntext bleibt ebenso verpflichtend. Die Warnungen müssen gemeinsam rund zwei Drittel der Schachtel bedecken. "Die Umsetzung dieser EU-Richtlinie ist ein weiterer Schritt, um Menschen den Ausstieg aus dem Rauchen zu erleichtern", sagt Sabine Leidinger, Pressesprecherin von Gesundheitsministerin Oberhauser. Tabakprodukte, die vor dem 20. Mai 2016 produziert wurden, dürfen noch bis spätestens Mai 2017 verkauft werden, sofern sie vor dem 20. Juli 2016 ausgeliefert wurden. Spätestens ab Mai 2017 gilt die Richtlinie ausnahmslos.
Ein Trafikant aus dem vierten Bezirk ist geteilter Meinung. Einerseits sei er als Exraucher für die abschreckenden Bilder auf den Verpackungen, andererseits sei er als Trafikant und Unternehmer natürlich anderer Meinung. "Insbesondere auf das Wohlbefinden der Trafikanten werden sich die Maßnahmen jedoch nicht sehr positiv auswirken", ist sich Medwin B. sicher. "Wir haben dann die ekelhaften Bilder den ganzen Tag vor den Augen."
Was sagen die Raucher?
Unter vielen Rauchern ist man eher der Meinung, dass die Bilder nicht abschrecken werden. "Die negativen Auswirkungen des Rauchens sind mir vollkommen bewusst. Das hält mich sicher nicht ab", sagt ein Student. Der 24-Jährige räumt jedoch ein, dass die Maßnahme bei Jugendlichen und Nichtrauchern vielleicht präventiv wirken würde. Auch die 23-jährige Juditha T. lässt sich von den grausigen Bildern nicht vom Rauchen abhalten. "Das wird eher passieren, wenn die Packungen teurer werden. Bei fünf Euro pro Schachtel höre ich auf."
Ein junger Mann sieht das anders: "Ich finde die Maßnahme toll und glaube an die abschreckende Wirkung. Ich bin zwar Raucher, aber dennoch gesundheitsbewusst", sagt der 30-Jährige. Insgesamt sei die Änderung der Verpackung eine reine Geldverschwendung, ist sich eine 25-jährige Raucherin sicher: "Die Druckereien müssen umstellen – mehr Kosten. Die Produzenten müssen das Design ändern – mehr Kosten." Selbst jugendliche Personen würden sich davon aber nicht abschrecken lassen, meint die Grafikerin.
Raucherquote sinkt durch Warnhinweise
Auch wenn die meisten Raucher anderer Meinung sind, ist man sich seitens des Deutschen Krebsforschungszentrums der Abschreckungswirkung sicher. "Bildgestützte Warnhinweise rufen eher negative emotionale Reaktionen hervor als textgestützte Warnhinweise. Solche Reaktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Raucher ihren Konsum reduzieren und einen Rauchstopp versuchen", heißt es in einer Studie aus der Reihe der Tabakprävention. Die Schockbilder seien weiter eine kostengünstige Form der gesundheitlichen Aufklärung mit weitreichender Wirkung, schreiben die Experten. So sei in Kanada, wo Bilder von Raucherbeinen und Tumoren schon seit 2002 die Packungen zieren, die Raucherquote seither deutlich gesunken.
Jährlicher Wechsel der Bilder
Seitens des österreichischen Gesundheitsministeriums heißt es: "Die Bilder zeigen in den ersten Monaten Wirkung, dann setzt ein Abstumpfungsprozess ein." Um dem entgegenzuwirken werden die Bilder jährlich gewechselt.
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