Auf Tour durchs Grätzel beim Jane's Walk
Beim gemeinsamen Spaziergang ging es um die Beziehung von Mensch und Raum.
WIEDEN. Wie oft ist man im eigenen Bezirk unterwegs, eilt zur U-Bahn, läuft gehetzt durch die Straßen zum nächsten Termin, zur Arbeit oder zur Schule. Wie oft nimmt man sich wirklich die Zeit, den Blick schweifen zu lassen. Was Wien an Kultur und Schönheit zu bieten hat, wird irgendwann zur Normalität und man nimmt es nicht mehr bewusst wahr.
Anders ist das bei den Jane's Walks. Dabei handelt es sich um kostenlose, von Bürgern geführte Spaziergänge in Erinnerung an Jane Jacobs, einer kanadischen Sachbuchautorin, Stadt- und Architekturkritikerin. Sie ermutigen Menschen dazu, Geschichten über ihr Grätzel zu erzählen, Städte zu erkunden und sich mit Nachbarn zu vernetzen.
Seit 2007 hat sich die ehrenamtliche Initiative Jane’s Walk von Toronto ausgehend weltweit ausgebreitet. 2014 kam das Projekt nach Wien. Während traditionelle Touren wie Vorträge sind, soll ein Jane’s Walk ein gleichberechtigtes Gespräch im Gehen sein. Jeder kann sein Wissen beitragen. Die Walk Leader teilen ihre Erfahrungen, aber ermutigen auch die Mitspazierenden zur Diskussion. So soll der Zusammenhalt im Bezirk gefördert werden. Auf der Wieden mit dabei war Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Barbara Neuroth (Grüne). Sie zeigte sich begeistert: "Wir wollten anlässlich des Innenhof-Flohmarktes eben zum Thema Märkte (regional, saisonal, nachhaltig) eine Tour anbieten. So entdeckt man immer wieder neue Aspekte und Unbekanntes im (Nachbar-) Bezirk."
Vom Naschmarkt zur Schleifmühlgasse
Nachdem mit der zugehörigen Bezirksvorstehung durch den 5. Bezirk spaziert wurde, übernahm Neuroth die Führung ab der Kettenbrückengasse (Bezirksgrenze). Weiter ging es zum Marktamtsgebäude am Eingang des Naschmarktes.
"Da muss man natürlich auf die beiden beeindruckenden Prachtbauten von Otto Wagner hinweisen, ein genialer Baumeister, der die Wienzeile nach dem Vorbild von New York zu einem Broadway (mit Lokalen und Theater) umbauen wollte", erzählt Neuroth. Am Naschmarkt flanierte die Gruppe über den sogenannten "Landparteienmarkt", wo am Samstag ein reichhaltiges Angebot von lokalen Versorgern und Bio-Bauern angeboten wird. "Mein Lieblings-Ägypter hat jeden Teilnehmenden auf eine Kostprobe Falafel mit Humus eingeladen", lacht die Grünen-Politikerin.
Nächster Treffpunkt war die Schleifmühlbrücke. Dort wurden Eindrücke ausgetauscht und alle Teilnehmenden für eine Schnäppchenjagd zum Innenhof-Flohmarkt entlassen. „Die Bewohner einer Stadt sind die größten Experten, wenn es um ihren Lebensraum geht. Sie kennen unzählige Geschichten, die erzählt werden wollen“, sagt Andreas Lindinger, Organisator. Wer selbst einen Walk anbieten möchte, kann seinen Spaziergang jederzeit auf janeswalk.at anlegen. Die Bezirks-Spaziergänge sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig.
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