Dehnepark: Der Wald der toten Kröten
Ein kaputter Zaun wird im Dehnepark für Kröten zur Todesfalle. Doch eine Sanierung ist in absehbarer Zeit nicht geplant.
PENZING. Es ist eine Art Krötenautobahn, welche die Rosentalstraße neben dem Dehnepark kreuzt. Hier ist jeden Frühling das Spektakel der Krötenwanderung zu beobachten. Tausende Kröten queren die Straße zu ihren Laichplätzen. Doch nicht nur Kröten gehen hier auf Wanderschaft, auch zahlreiche Frösche und Salamander sind hier unterwegs.
Kreuzung für Kröten
Prinzipiell kennt man das Phänomen von menschlichen Autobahnkreuzen: Dort, wo die Verkehrslage unübersichtlich ist, kommt es öfter zu Zusammenstößen und anderen Unfällen. Das gilt auch für die Rosentalstraße. "Die Autofahrer sind hier sehr schnell und rücksichtslos unterwegs", sagt Ralph Chaloupek, der für die Grünen im Umweltausschuss der Penzinger Bezirksvertretung sitzt. "Da werden viele Kröten totgefahren." Um derlei Tragödien zu vermeiden, wurde vor vielen Jahren ein sogenanntes "Amphibienleitsystem" errichtet. Mittels Holzplatten werden die Kröten und ihre Artverwandten auf eine sichere Route zur Querung der Straße geführt – sozusagen ein Zebrastreifen für Kröten.
Es könnte also alles perfekt sein. Ist es aber nicht, denn das vor Jahrzehnten errichtete Amphibienleitsystem ist in die Jahre gekommen. "Seinerzeit war das echt innovativ", sagt Chaloupek. "Eine tolle Sache, dass das damals errichtet worden ist." Doch inzwischen sind die Holzplatten kaputt. "Da klettern die Amphibien zwischen den Platten durch, bleiben hängen oder gelangen erst recht auf die Straße. Derzeit schadet der Zaun mehr als er nützt."
Seit Jahren kennt Chaloupek das Problem. Und seit Jahren thematisiert er deshalb das Penzinger Krötenproblem in der Bezirksvertretung. "Wir haben schon viele Anträge gestellt, um den Zaun zu reparieren, zuletzt erst im Jänner. Doch es passiert nichts."
Denn zuständig für die Reparatur des Krötenzauns ist nicht der Bezirk, sondern die Stadt Wien.
Die Stadt hat aber bislang nichts unternommen. Stattdessen wurden Studierende der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Marsch gesetzt. Sie tragen die Kröten nachts über die Straße. Ihr Einsatz ist ehrenamtlich. "Das ist aber keine dauerhafte Lösung", so Chaloupek. "Es queren tausende Kröten diese Straße. Die kann man gar nicht alle einsammeln."
Chaloupek weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er selbst oft auf der Rosentalstraße für die Kröten unterwegs. "Das ist auch für Menschen nicht ungefährlich, da sie nachts für Autofahrer schwer sichtbar sind."
Unklare Verhältnisse
Bezirksvorsteherin Andrea Kalchbrenner (SPÖ) ist der Auffassung, dass der Zaun jedes Jahr vom Umweltamt der Stadt Wien repariert wird. Eine Nachfrage bei der MA 22 ergab jedoch etwas anderes: Dort heißt es, es sei derzeit keine Sanierung geplant. Man werde auch in Zukunft am Einsatz der Studierenden festhalten. Mittelfristig sei aber eine Sanierung der Rosentalstraße geplant. Dann soll auch endlich der kaputte Krötenzaun repariert werden.
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