Ein Mann und sein Kater unterwegs auf der Oberen Wieden
Fritz Gödör und sein Kater Felix sind auf der Wieden bekannt wie - nun ja, bunte Hunde eben.
WIEDEN. Er ist ein Fixpunkt im Café Gitarre in der Kolschitzkygasse: Fast alle, die regelmäßig hierher kommen, haben schon einmal gesehen, wie der schöne schwarz-weiße Kater angeleint auf einer Bank oder am Tresen ruht. Der Kater an der Leine heißt Felix, er begleitet den 75-jährigen Fritz Gödör durchs Leben. Dass Felix überall, wo er hingeht, Aufmerksamkeit erregt, weiß Gödör, aber es stört ihn nicht: "Er ist sicher der bekannteste Kater vom Café Gitarre", sagt er, lacht, und fügt hinzu: "Er ist natürlich auch der einzige."
Felix ist für einen Kater fürwahr sehr ausgeglichen. Auf seiner täglichen Runde durch den Bezirk, zur Wiese im Rudolf-Kloss-Hof oder zum Drasche-Park erschüttert ihn eigentlich nur der 13A – ein Schicksal, das er ja mit vielen Wienern teilt.
Fritz Gödör hat Felix vor vier Jahren eher zufällig bekommen: "Meine Tochter hat ihn ganz ausgehungert gefunden und mir vorbeigebracht. Und ich habe mir gedacht, dass er nicht den ganzen Tag allein bleiben soll, und angefangen, ihn mitzunehmen." Anfangs habe er für das Anlegen der Leine ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen, aber mittlerweile wartet Felix schon an der Tür auf den Spaziergang.
Wiedner seit den 1950ern
Gödör selbst hat fast sein ganzes Leben auf der Wieden verbracht und erinnert sich noch daran, wie er in der Nachkriegszeit in zerbombten Ruinen gespielt hat: "Das war super, die Erwachsenen haben uns nicht folgen können, weil sie zu groß und schwer waren." So aufregend wie früher ist es im 4. Bezirk nun nicht mehr, dafür viel friedlicher: "Ich habe noch die Zeit der Plattenbrüder, der Wiener Gangs, erlebt. Da war es hier richtig gefährlich."
Ebenfalls gefährlich früher: Expeditionen ins benachbarte Favoriten. "Da gab es eine unsichtbare Grenze. Wir haben uns nur zu fünft über den Gürtel getraut, sie nur zu fünft her." Damals war die Rollenverteilung noch klar, und die bürgerlichen Wiedner und die proletarischen Favoritner seien einander eben mit Misstrauen begegnet.
Gödör war Kriminalreporter für verschiedene Zeitungen, Reise- und Fernsehjournalist. Auch heute noch treibt es ihn, sofern es seine Gesundheit erlaubt, regelmäßig in die Ferne. Felix begleitet ihn zwar nicht nach Nepal, aber in Istrien war er schon. Wenig überraschend, dass der Kater auch beim Reisen cool bleibt: "Er sitzt hinten im Auto und schaut sich die Gegend an. Ab und zu kommt er dann nach vorn, weil er gestreichelt werden will."
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