Neues Buch über die Vienna: Schlechte Zeiten machen gute Fans
Ein neues Buch beleuchtet die ereignisreiche Geschichte des First Vienna Football Club 1894.
DÖBLING. Der Name ist Programm: "Blau-Gelb ist mein Herz" ist der Titel des neu erschienenen Buches von Alexander Juraske. "Es ist fast schon tragisch. Aber weil der Verein gerade in der Krise steckt, ist das Interesse riesengroß", sagt er.
Juraske ist Historiker. Doch das Interesse an der Vienna wurde dem gebürtigen Döblinger in die Wiege gelegt. "Mein Großvater hat für den Verein gespielt. Als Kind bin ich auf der Hohen Warte herumgetollt. Und mein Vater hat mich schließlich zu den ersten Spielen mitgenommen."
Juraske lebt und liebt seinen Verein. Gerade jetzt, wo die Zukunft gefährdet und ein Abstieg von der Regionalliga in die Wiener Stadtliga besiegelt scheint: "Beim ersten Auswärtsspiel nach Beginn der Krise haben wir uns schon gefragt, wie die Mannschaft reagieren wird", erzählt er. "Doch dann haben sie das gegnerische Team mit einer Wahnsinnsleistung hinweggefegt. Die Stimmung zwischen Mannschaft und den Fans war absoluter Wahnsinn." Den Spagat zwischen emotionalem Fan-Dasein und wissenschaftlichem Interesse hinzubekommen, war durchaus eine Herausforderung. "Ich habe auch ehemalige Spieler für das Buch interviewt. Da musste ich mich schon bemühen, die Distanz zu wahren."
Kritischer Blick
Bei aller Parteilichkeit verliert Juraske dennoch nicht den kritischen Blick auf "seinen" Verein. "Es war sicher ein Fehler, zu lange mit Rapid und der Austria mithalten zu wollen", sagt er. "In den 1980er-Jahren hat die Vienna ja noch an europäischen Wettbewerben teilgenommen. Das war aber zunehmend nur durch Großsponsoren möglich. Wohin eine solche Abhängigkeit führt, sieht man jetzt." Diese Fehler möchte er nicht der jetzigen Vereinsführung anlasten: "Sie sind in der Vergangenheit gemacht worden. Heute gibt es durchaus positive Aspekte. So sind die Fans jetzt stärker in den Verein eingebunden. Zwei Fan-Vertreter sind im Vorstand. Es gibt auch mehr ehrenamtliches Engagement."
Positive Fan-Kultur
Als Kind sei er für seine Treue bemitleidet worden, sagt Juraske. "Die Vienna ist ja in der sportlichen Bedeutungslosigkeit versunken." Gerade diese Bedeutungslosigkeit habe aber jene Fan-Kultur gefördert, für die die Vienna heute bekannt sei. "Ähnlich wie beim Wiener Sportklub haben hier Menschen Freiräume gefunden, die sich durch die teilweise sehr gewalttätige Atmosphäre bei anderen Vereinen abgestoßen gefühlt haben. Es gab auch starke Verbindungen zur Wiener alternativen Szene." Wichtig sei eine positive Unterstützung des Teams "ohne Diskriminierung", wie Juraske betont.
Die Ähnlichkeiten der Hernalser und Döblinger Fan-Kulturen führten beim sportlichen Aufeinandertreffen beider Vereine zur Bezeichnung "Derby of Love". Diese sei nicht unumstritten. "Für viele ältere Döblinger waren die Hernalser der Hauptfeind. Das ist eine neue Entwicklung."
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