MedUni Wien
Antidepressiva könnten künftig weniger Nebenwirkungen haben

- Antidepressiva zählen zu den am meist verschriebenen Arzneimitteln weltweit, können bei der Einnahme aber erhebliche Nebenwirkungen aufweisen.
- Foto: Nastya Dulhiier/Unsplash
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Neue Erkenntnisse von Forschenden der Medizinischen Universität Wien könnten dazu führen, dass die Einnahme von Antidepressiva künftig mit weniger unerwünschten Nebenwirkungen einhergeht. Erforscht wurde der genaue Mechanismus beim Serotonin-Transport in Nervenzellen.
WIEN. Sogenannte Antidepressiva zählen zu den am meist verschriebenen Arzneimitteln weltweit. Das sind Psychopharmaka, die vornehmlich in der Behandlung von Depressionen verwendet werden. Antidepressiva können darüber hinaus aber auch bei einer Vielzahl von anderen psychischen Störungen eingesetzt werden.
Das Problem: Die Einnahme geht mit teils erheblichen Nebenwirkungen einher. Mögliche Nebenwirkungen von Antidepressiva sind (je nach Medikament) Übelkeit, Gewichtszunahme, Verstopfung oder Durchfall, Schläfrigkeit und sexuelle Probleme. Dank jüngsten Erkenntnissen aus einer Studie, die an der Medizinischen Universität (MedUni ) Wien durchgeführt wurde, könnte sich dies womöglich künftig ändern. So ist einer Forschergruppe um Ralph Gradisch unter Studienleiter Thomas Stockner vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie bei ihrer Arbeit auf grundlegende Prinzipien des Serotonin-Transports gestoßen.
So kommt es zu Nebenwirkungen
"Während sich die gewünschten Effekte von Medikamenten durch die Wechselwirkung mit der jeweiligen Zielstruktur entfalten, sind die unerwünschten Nebenwirkungen vielfach auf mangelnde Selektivität und daher auf die Interaktion mit anderen Zielstrukturen zurückzuführen", erklärt man vonseiten der MedUni Wien. Arzneimittel zu entwickeln, die zwischen den verschiedenen physiologisch relevanten Angriffspunkten (z. B. Transporter und Rezeptoren) unterscheiden können, würden daher eine der Herausforderungen für die Forschung darstellen.

- Mögliche Nebenwirkungen von Antidepressiva sind (je nach Medikament) Übelkeit, Gewichtszunahme, Verstopfung oder Durchfall, Schläfrigkeit und sexuelle Probleme. (Symbolbild)
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Vor diesem Hintergrund machte sich das Team auf die Suche nach einem Weg, die Selektivität für den Serotonin-Transporter zu erhöhen und gleichzeitig die Interaktion mit anderen Nervenzellen im Gehirn zu reduzieren.
In Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Marko Mihovilovic vom Institut für Angewandte Synthesechemie der Technischen Universität (TU) Wien entdeckten die Forschenden durch die Synthese von dem Serotonin verwandten Molekülen grundlegende Prinzipien, mit denen der Serotonin-Transporter den Neurotransmitter Serotonin erkennt. Darüber hinaus entschlüsselten sie die Voraussetzungen, die zum Transport dieses Botenstoffs führen.
Glückshormon Serotonin
Neurotransmitter, auch Botenstoffe genannt, wirken als "Lieferdienste" für Nachrichten zwischen Nervenzellen (Neuronen). Der Botenstoff Serotonin, am ehesten als eines der "Glückshormone" bekannt, wird mit positiven Emotionen in Verbindung gebracht, da er wesentlich an der Regulierung von Stimmungen und Gelassenheit beteiligt ist.

- En niedriger Serotoninspiegel steht mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen oder Zwangsstörungen in Zusammenhang. (Symbolbild)
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Entsprechend steht ein niedriger Serotoninspiegel mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen oder Zwangsstörungen in Zusammenhang. Medikamente, die auf den Serotonin-Transporter abzielen, gehören zu den weltweit am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln.
Basis für zielgerichtete Medikamente
Die Blockierung des Serotonin-Transporters durch Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer erhöht die Konzentration des Neurotransmitters im sogenannten synaptischen Spalt zwischen Nervenzellen und kann dadurch den Patientinnen sowie Patienten helfen, die Krankheitslast zu lindern.

- Die jüngsten Forschungsergebnisse stellen die Weichen für eine mögliche Basis für die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten mit weniger unerwünschten Effekten.
- Foto: AKH Wien/Christian Hudek
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Die komplexen Schritte, die für den Serotonin-Transport erforderlich sind, wurden im Rahmen der Studie auf Einzelmolekülebene, also bis ins kleinste Detail, beschrieben. "Erst die gezielte Kombination von chemischer Synthese mit Methoden aus der experimentellen und der computergestützten Pharmakologie hat diese Forschungsergebnisse möglich gemacht" so Erstautor Gradisch.
"Unsere Erkenntnisse offenbaren die Schlüsselkräfte und Wechselwirkungen, die hier am Werk sind, um den Transport von Serotonin einzuleiten. Damit könnte die Basis für neue Arten von Molekülen und in Folge Medikamenten geschaffen worden sein, die eine viel höhere Zielgenauigkeit als die derzeit verschriebenen aufweisen", fasst Studienleiter Stockner die Relevanz der Ergebnisse zusammen. Sprich: ihre Forschungsergebnisse stellen die Weichen für eine mögliche Basis für die Entwicklung von zielgerichteten Medikamenten mit weniger unerwünschten Effekten.
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