Eine Stadt ohne Handicap

- Vorbildhaft: Helmut Puritscher beim Eingang der Bezirkstelle der Wirtschaftskammer Wiener Neustadt.
- hochgeladen von Bianca Werfring
Barrierefreiheit: Wiener Neustadt ist für neues Gesetz gerüstet.
WIENER NEUSTADT. Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung von körperlich beeinträchtigten Personen mehr geben. Das bedeutet zum Teil umfangreiche Umbauten. Denn im schlimmsten Fall können von den Betroffenen Schadenersatzforderungen gestellt werden. Wir haben uns deshalb umgesehen, wie es in öffentlichen Gebäuden in unserer Bezirkshauptstadt derzeit mit der Barrierefreiheit steht.
Und das Zeugnis schaut nicht mal so schlecht aus. „Die öffentlichen Gebäude in Wiener Neustadt wie neues Rathaus, Bezirkshauptmannschaft oder Bahnhof sind alle barrierefrei. Hier hat sich in den vergangen Jahren viel getan“, lobt Helmut Puritscher. Probleme gibt es aber im alten Rathaus. „Hier steht nur eine Treppenraupe zur Verfügung. Dabei habe ich immer etwas Bauchweh. Aber ich muss fairerweise schon anmerken, dass in diesem denkmalgeschützten Gebäude eine andere Möglichkeit fast nicht realisierbar ist. Außerdem sind die Mitarbeiter geschult. Im Notfall wird man raufgetragen oder die Mitarbeiter kommen zu mir ins Erdgeschoss“, berichtet der engagierte Rollstuhlfahrer.
Handlungsbedarf findet man aber immer. Gerade in der City sind einige Shops nicht barrierefrei. Puritscher: „In der Innenstadt gibt es keinen einzigen barrierefreien Friseur. Da weiche ich zu einem Friseur im Cine Nova aus. Ich bin es aber gewohnt nicht überall hinzukommen. Prinzipiell kann ich aber sonst alles im Herzen der Stadt erledigen. Egal, ob Apotheke, Buchhandlung, Trafik, Lebensmittel, Cafés oder Restaurants. Ich suche mir aber auch die Geschäfte so auch, damit ich alles alleine machen kann. Ich will selbstbestimmt leben. Natürlich bin ich mir auch nicht zu blöd, um Hilfe – die mir auch noch nie verwehrt wurde, ganz im Gegenteil, oft muss ich nein sagen - zu bieten, aber ich ziehe es vor mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
In Sachen Eventlocations stehen dem Kulturliebhaber alle Türen offen. „Bei den Kultureinrichtungen der Stadt gibt es im großen und ganzen keine Probleme. Doch ich muss zugehen, manchmal geht es ohne Muskelkraft nicht.“ Denn oft sind es nur die Kleinigkeiten an die man nicht denkt. In der Aqua Nova gibt es eine Rollstuhlfahrer-Kabine,. Aber leider ohne Liege, dazu muss man einen wasserfesten Rollstuhl zum Duschen erbitten, dabei wäre so ein Duschklappsessel viel unkomplizierter und kostet gerade mal 250 Euro. Der Einstieg ins Becken ist wiederum kein Problem. Ganz anders im Akademiebad. Hier gibt es Klo, Dusche und Kabine, aber keinen behindertengerechten Einstieg ins Becken“, schildert Puritscher.
Trotzdem darf man Puritscher auch Meister der Improvisation nennen. „Ohne mein Teleskop gehe ich nicht außer Haus. Irgendwie gibt es mit Hilfe immer einen Weg.“



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