Mieter zu Nummer abgewertet
Namenlos im Bau: Wohnungsmieter werden namenlos - zu „TOP“ Nummern abgewertet.
WIENER NEUSTADT. „Jetzt werden wir wie Gefängnisinsassen nur mehr als Nummern behandelt“, ärgert sich Irene Bier, Mieterin in den Bauten der Julius Willerthgasse am Flugfeld. Grund der Aufregung: Die neue Praktik der Genossenschaft „Neue Heimat“. Sie ersetzt die Namensschilder der Bewohner an den Eingangtüren einfach durch Nummern. Damit steht Top 1, Top 2, etc. auf dem ehemaligen Namenstableau.
„Jahrzehnte war das überhaupt kein Thema, da standen die Namen neben der Glocke bei der Haustür. Jetzt sind wir namenlos, aber Top“, ärgert sich eine andere Bewohnerin und fügt hinzu, "damit wird Briefträgern und Paketzustellern ihre Arbeit erschwert, aber auch selteneren Besuchern fehlen die Namen neben der Glocke“.
Auf Nachfrage bei der „Neuen Heimat“ erklärte Ute Bernhard: „Es stimmt, dass wir, wenn ein Wohnungswechsel erfolgt, nur noch Top und die Wohnungsnummer anbringen. Wir sind der Meinung, dass dies die Sicherheit der Bewohner erhöht und bei häufiger Fluktuation auch angenehmer ist." Das Argument, dass sich Zusteller so schwerer tun, lässt Bernhard nicht gelten. "Die Briefträger können ohnehin ins Haus zu den Briefkästen. Bei anderen Zustellungen muss jeder Besteller einfach auch die Top-Nummer angeben und Besuchern auch die Top-Nummer sagen."
Was jedoch möglich ist: Die Mieter können die Top-Nummer durch Namensschilder ersetzen. „Das können wir nicht verhindern", meint Bernhard. Doch nicht nur im Flugfeld schüttelt man den Kopf über die Änderungen. Auch im Kriegsspital sorgt die neue "Neue Heimat"-Praktik für Unmut.
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