Privates Museum in Lichtenwörth
Die Nadelburg

- hochgeladen von Robert Bachtrögl
Nadelburgmuseum - Privatmuseum
in 2493 Lichtenwörth Walzergasse 8
Die Entstehung von Lichtenwörth, damals noch "Lutunwerde" genannt wird mit aller Wahrscheinlichkeit im 12. Jahrhundert angenommen. Vor allem Bekannt geworden durch die einstige Nadelfabrik zur Zeiten von Maria Theresia in der heutigen Denkmalgeschützten Nadelburg - eine Fabrikssiedlung die an Lichtenwörth angrenzt. Die Nadelburger "k.k.priv. Messing- und Metallwarenfabrik" existierte von 1747 bis 1930 und war eist die größte Fabrik in der Monarchie. Maria Theresia hatte stets ein wachsames Auge auf die Nadelburg und förderte diese massiv. Die Fabrik mit 30 Arbeiterhäusern, einer eigenen Kirche und Schule war von einer Mauer umschlossen und durch 3 Tore gesichert. Ein begegnen der Arbeitergemeinschaft mit den Dorfbewohnern Lichtenwörths war nicht erwünscht. Erst nach einem Verkauf der Staatlichen Fabrik an den Industriellen Anton Hainisch erlangte die Nadelbrug einen ungeahnten Höhenflug. Anton Hainisch als auch sein Sohn Michael Hainisch machten die Nadelburger Fabrik zu einem Imperium. Erst durch die Weltwirtschaftskriese und durch die negativen Auswirkungen des verlorenen 1. Weltkrieges wurde die Fabrik 1930 geschlossen. Die Nadelburg ist in ihrer Entstehungsgeschichte einzigartig und ist heute die einzig noch verbliebene Anlage dieser Art in Europa.
Die Nadelburg verfügt über ein privates Museum mit historisch wertvoller Sammlung. Das Museum zeigt konkret die Geschichte der Herrschaft und Industrien der Nadelburg. Ausgestellt sind Fotos von Lichtenwörth und des Fabriksareals, Dokumente & Pläne ,spezielle Werkzeuge mit denen die Fabrikate hergestellt wurden wie z.B. zur Fertigung von exquisiten Tabakdosen und Fabrikate aus der Zeit, als die Fabrik der Nadelburg noch über 800 verschiedene Gegenstände produzierte.
Ab 1747 fertigte man hier erstmals Gegenstände mit Maschinen. Die heutige "Nadelburg" ist die Wiege der Industrialisierung in Österreich und somit von unschätzbarem Kulturellen Wert.
Museumsgründer Franz Gehrer wurde 1924 „Im Winkel“ (so nannten die damaligen Nadelburger das Winkelhaus) geboren und kaufte selbiges im Jahr 1972. Bereits nach seiner Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg begann er aus Heimatverbundenheit alle noch verfügbaren Relikte der Fabrik zu sammeln. Beruflich arbeitete er als Dreher im Werk von Karl Hartung in Lichtenwörth, bis zur Schließung im Jahr 1954. In diesen vielen Jahren des Zusammentragens häuften sich hunderte Schaustücke, wie Nadeln, Schellen, Bügeleisen, Kerzenleuchter, Glocken, Gewichte, Tabakdosen, Uniformknöpfe, Töpfe, Mörser, Pferdekämme… alles Produkte die hier erzeugt wurden. Genauestens wurden die Schaustücke beschriftet, alte Fotokopien per hand Coloriert und alte Bilder von Fabriksbaulichkeiten, der Herrschaftsvilla samt Besitzern und den hier arbeitenden Menschen, gesammelt. Im Jahr 1984 wurde von Franz Gehrer ein Raum (Gang) als Museum eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In seiner Freizeit als Pensionist war er jederzeit gerne bereit, unentgeltlich durch die Nadelburg zu führen. Oftmals kamen auch Journalisten, die sich bei Hrn. Gehrer über die Nadelburger Geschichte Informationen einholten. Franz Gehrer versuchte mit all seinen Kräften, sich für den Erhalt dieser einmaligen Siedlung einzusetzen. Ihm ist es zu verdanken, dass durch seine unermüdliche Sammelleidenschaft und seinen Aufzeichnungen die Geschichte dieses theresianischen Fabriksmodells so gut dokumentiert werden konnte. Im Archiv des Museums lagern heute unter anderem dutzendweise Akten von Franz Gehrer, in denen er penibel genau tagesaktuell Geschehnisse festhielt, Zeitungsberichte sammelte und sich Notizen über Bauarbeiten in der Siedlung machte. Wenn man sich heute diese Ordner durchblättert erscheint es einem wie eine Zeitreise durch die Geschichte Lichtenwörths und oftmals stimmt es einem trübsinnig wenn man erkennt, wie viel an historisch wertvoller Bausubstanz in den vergangenen Jahren leichtsinnigerweise abgerissen wurde.
Nach Gehrers Tod übernahm die Familie Bachtrögl das Museum. Heute finden mehrere Räume im historischen Gebäude "Winkel" als Museum Verwendung. Wir sind bemüht ständig neue Exponate zu erwerben und Auszustellen. Diese Schaustücke kaufen wir aus aller Welt zusammen. Pro Jahr kommen so etwa fünf bis zehn wunderschöne Schaustücke hinzu.
2008 entstand die 1.Auflage des Nadelburg Buches, 2022 folgte die 2. Auflage.
Durch mangelndes Verständnis ließ man seit Schließung der Fabrik im Jahr 1930 allmählich alles verfallen. Restaurierungs- bzw. Wiederaufbauarbeiten werden u.a. aufgrund fehlender Geldmittel jedoch kaum durchgeführt. So wurden z.B. die reste des Gasthofes trotz Denkmalschutzes 1991 abgerissen und nicht mehr aufgebaut. Auch die Nähnadelfabrik, das markanteste Bauwerk der Nadelburg wurde nicht als solche erhalten; einzig zwei verbliebene Mauern, in denen eine Wohnanlage errichtet wurde, erinnern an diese einzigartige Fabrik. Vor allem in jüngerer Vergangenheit - zwischen 1960 und 2000 wurden viele historische Objekt dem Verfall preisgegeben. Obwohl man den gewichtigen Wert der Industriearchäologie in den letzten Jahrzehnten erkannte, weis man bis heute die Nadelburg nicht in dem Ausmaß zu schätzen, den es verdient. Leider wurden auch Baubewilligungen inmitten der Siedlung für neue Wohnhäuser gestattet, ein Umstand der dem Gesamteindruck der Siedlung nachhaltig schadet.
Infos unter www.nadelburgmuseum.at
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