Kleine Sünden hinter dem Steuer
SMS/WhatsApp am Steuer sind keine Kavaliersdelikte. Doch Neustädter gestehen "ihre Sünden".
WIENER NEUSTADT. 180 Meter im Blindflug. Diese Strecke legt man zurück, wenn man auf der Autobahn bei 130 km/h für fünf Sekunden eine SMS oder WhatsApp-Nachricht liest.
Ablenkung am Steuer – also telefonieren, Nachrichten schreiben sowie essen und trinken – ist der Grund für mehr als ein Drittel aller Verkehrsunfälle in Niederösterreich. Eine Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit beweist: Die Reaktionszeit sinkt deutlich. Wer etwa ohne Freisprecheinrichtung telefoniert, reagiert genauso langsam wie ein alkoholisierter Fahrer mit 0,8 Promille Alkohol, so wiederum der Verkehrsclub Österreich.
Noch immer ist vor allem Telefonieren oder SMS-en am Steuer in den Köpfen vieler ein „Kavaliersdelikt“: Täglich werden in NÖ 60 Lenker von der Polizei ertappt. Die Dunkelziffer ist freilich viel höher. Experten schätzen, dass nur jeder 2.500ste erwischt wird. Wenn, dann sind allerdings 50 Euro fällig.
Gezahlt hat auch schon Robert Bachtrögl. Er wurde beim Telefonieren erwischt. "Ein teures Vergnügen, seit dem nutze ich die Freisprecheinrichtung", gelobt Bachtrögl Besserung. Mustergültig verhält sich Claudia Altmann-Pospischek. "Ich versuche generell, meine Konzentration voll und ganz dem Verkehr zu schenken, lasse mich aber ab und zu kurz von schön gestalteten Schaufenstern ablenken. Zu den Rasern zähle ich übrigens nicht – ich halte mich an Geschwindigkeitslimits", versichert die Wiener Neustädterin, gibt aber auch zu, hie und da mal eine SMS oder auf WhatsApp zu schreiben. "Aber auch nur, wenn ich an einer Ampel oder im Stau stehe und es wichtig ist. Nie während des Fahrens. Das wäre mir viel zu gefährlich."
"Ich weiß, man sollte und darf es nicht machen, aber ehrlicherweise ja", gibt ÖVP-Klubobmann Philipp Gruber zu. Mit einem Emoji geantwortet hat auch schon Lichtenwörths Bürgermeister Harry Richter am Steuer: "Aber geschrieben nicht", bekräftigt Richter.
Strikt hält es Neustadts Bürgermeister-Stellvertreter Michael Schnedlitz. Er ist ein Paradebeispiel für fehlerfreies Verhalten hinterm Steuer. "Ich begehe keine Sünden am Steuer. Besonders als Vater eines 2-jährigen Sohnes stehen Sicherheit und Verantwortung für mich an erster Stelle."
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