Lesung von und mit Florjan Lipuš
Der kärntnerslowenische Autor Florjan Lipuš wurde am 4.5.1937 in Lobnig / Lobnik bei Bad Eisenkappel / Železna kapla geboren. Sein Vater Franz Lipuš (1911 – 1993) musste im Zweiten Weltkrieg der Wehrmacht dienen. Seine Mutter Maria Lipuš (1908 – 1945) wurde, nachdem sie eine als Partisanen verkleidete Gruppe von Gestapo-Männern bewirtet hatte, vor seinen Augen verhaftet und im KZ Ravensbrück ermordet. Lipuš und sein jüngerer Bruder Franc, geb. 1941, wuchsen in Remschenig / Remšenik bei ihrer Großmutter Agata Karničar auf, die noch während des Krieges verstarb. Die Brüder verbrachten einige Tage neben der toten Großmutter, ehe sie zufällig entdeckt wurden.
Lipuš konnte erst nach der Befreiung die Volksschule besuchen. Als begabtes Kind besuchte Lipuš das bischöfliche Knabenseminar Marianum in Tanzenberg bei Maria Saal / Gospa sveta – das zur selben Zeit auch die zukünftigen Autoren Peter Handke, Gustav Januš und Engelbert Obernosterer besuchten – mit dem Ziel, Priester zu werden. Nach der Ablegung der Reifeprüfung 1958 studierte er bis 1962 am philosophisch-theologischen Seminar in Klagenfurt, ohne es jedoch abzuschließen. In der Folge war er in verschiedenen Berufen tätig. 1966 absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt / Celovec und war bis zu seiner Pensionierung 1998 erst als Lehrer, später als Schulleiter an den zweisprachigen Volksschulen Remschenig / Remšenik, Leppen / Lepena und in St. Philippen / Šentlipš tätig.
Lipuš gründete 1960 in Klagenfurt gemeinsam mit Karel Smolle und Erich Prunč die Literaturzeitschrift mladje (Schonung), deren Herausgeber er bis 1981 blieb. Bekannt wurde Lipuš durch den 1972 in Slowenien erschienenen Roman Zmote dijaka Tjaža, den Peter Handke und Helga Mračnikar unter dem Titel Der Zögling Tjaž 1981 gemeinsam ins Deutsche übersetzten. Neben zahlreichen anderen Romanen, veröffentlichte Lipuš Kurzprosawerke und Dramen.
Lipuš wird in Wolfsberg u.a. aus seiner kürzlich veröffentlichten Biografie „Seelenruhig“ lesen.
Der Autor ist Träger zahlreicher Preise und wurde unter anderem mit dem bedeutendsten Literaturpreis Sloweniens, dem France Prešeren-Preis geehrt.
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