"Solche Ereignisse wie die Amokfahrt in Graz setzen sich in den Köpfen fest"
Bezirkspolizeichef Peter Hauser spricht in der WOCHE über das Sicherheitsgefühl.
petra.moerth@woche.at
WOLFSBERG, LAVANTTAL. Die vom Generaldirektor für öffentliche Sicherheit ins Leben gerufene Initiative GEMEINSAM.SICHER versucht das Sicherheitsgefühl der Menschen in den Gemeinden und Bezirken zu erhöhen. Denn zwischen der tatsächlichen Sicherheitslage und dem subjektiven Sicherheitsgefühl klafft vielerorts auch unter den Kärntnern ein tiefer Spalt.
Weniger Delikte 2016
Im langjährigen Schnitt gebe es im Bezirk Wolfsberg einen ständigen Rückgang bei der Gesamtkriminalität. "Bei der Gesamtkriminalität verzeichneten wir im Vorjahr ein Minus von 15 Prozent. Im Bereich der Eigentumsdelikte kam es 2016 sogar zu einem eklatanten Rückgang", berichtet Bezirkspolizeikommandant Peter Hauser. Doch da diese Zahlen nicht immer mit dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung korrelieren, widmet sich die Polizei im Rahmen von GEMEINSAM.SICHER jetzt vermehrt diesem Thema, das letztlich auch wesentlich zur Lebensqualität der Menschen in ihrer Region beiträgt.
Vielfältige Faktoren
Dass das Sicherheitsgefühl der Menschen in Österreich nachgelassen hat, führt der ranghöchste Lavanttaler Exekutivbeamte auf mehrere Ursachen zurück. Neben der Politik mit der Angst und der Berichterstattung einiger Medien nennt Hauser große Vorfälle im In- und Ausland. "Solche Ereignisse wie die Amokfahrt von Graz setzen sich in den Köpfen der Menschen fest", sagt Hauser – und ergänzt seinen soziologischen Befund um eine weitere Beobachtung: "Aber auch verstärkte Polizeipräsenz auf Adventmärkten kann das Sicherheitsgefühl der Menschen beeinträchtigten."
Rollenbild der Polizei
Um das Sicherheitsgefühl der Menschen in den Gemeinden und Bezirken wieder zu erhöhen, müsse sich auch das Rollenbild der Polizei wieder den Erwartungen der Bevölkerung anpassen. "Verschanzen wir uns nur hinter den Rechtsvorschriften und sagen den Anzeigern, wir sind nicht zuständig, das dürfen wir nicht, usw., so bewegen wir uns zwar innerhalb des Rechts, aber die Bevölkerung erwartet sich von einer Polizei, dass sie sich ihrer Anliegen annimmt. Diese Rolle wollen wir wieder verstärkt einnehmen", so der seit 1993 amtierende Lavanttaler Bezirkspolizeikommandant, der ein Philosophie-Studium abgeschlossen hat.
Polizei als Koordinator
Da zur Lösung eines Sicherheitsproblems aber meistens mehrere Menschen (bzw. Gruppen bzw. Organisationen) beitragen können, versucht die Polizei im Rahmen der Initiative GEMEINSAM.SICHER als Koordinator diejenigen einzubinden, die im Bezirk Wolfsberg einen Beitrag zu einer gesamtheitlichen Lösung leisten können. "Denn", so Hauser in der WOCHE zusammenfassend, "Sicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die man nicht an die Polizei delegieren kann".
Zu den Zielen der neuen Initiative "GEMEINSAM.SICHER" zählen die aktive Beteiligung von Bürgern aus den teilnehmenden Gemeinden und die Kommunikation auf Augenhöhe mit den Bürgern.Wie funktioniert das konkret? Die Menschen können sich als Sicherheitspartner mit sicherheitsrelevanten Problemstellungen – auch wenn sie nicht unmittelbar die Polizei alleine betreffen – direkt an ihren Sicherheitsbeauftragten in der Polizeiinspektion wenden.Diese binden dann im Sicherheitsforum je nach Lage und Dimension des Problems den Sicherheitsgemeinderat sowie weitere Vertreter von Gebietskörperschaften und Blaulichtorganisationen, die etwas zur Lösung beitragen können, ein.Von "GEMEINSAM.SICHER" sollen letztlich Bürger und Polizei profitieren. Während sich die Bürger noch sicherer fühlen, soll sich die Aktion mittel- und langfristig auch positiv auf die Kriminalstatistik auswirken.Als Bezirkskoordinator der Aktion fungiert im Lavanttal Abteilungsinspektor Karl-Heinz Joham.
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