Offener Brief an die Abgeordnete zum Nationalrat und Bürgermeisterin von Bad Traunstein Angela Fichtinger:

Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen. (Mt. 25/35)
Mit diesen Worten appelliert der Pfarrverband St. Josef, zu dem auch Bad Traunstein gehört, an die Nächstenliebe seiner Schäfchen in Hinblick auf die Flüchtlingsproblematik. Sie sollte uns allen eine Selbstverständlichkeit sein, vor allem jedoch jenen, die Sonntag für Sonntag den „Dom des Waldviertels“ füllen. Nun, ich gehöre nicht zu ihnen, bin jedoch erstaunt, dass wir bis jetzt noch keinen einzigen Flüchtling aufgenommen haben, soviel mir bekannt ist. Bald ist es 60 Jahre her, dass rund 200.000 Ungarn über Österreich ins Ausland flohen, weil sie sich gegen die drohende Zwangsherrschaft der Sowjets (vergeblich) auflehnten. 1956 löste ihre Flucht eine Welle der Hilfsbereitschaft aus und Österreich wurde im Spätherbst zu einer Drehscheibe internationaler Hilfe. Mit unzähligen Spenden und Unterstützung aller Art wurde die Not gelindert und die Bevölkerung wurde zur humanitären Hilfe über Hörfunk aufgerufen. Durch diese Appelle motiviert, fuhren Dutzende Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer persönlich an die Grenze, um vor Ort zu helfen. Allein aus dem so genannten Einser Kanal im Seewinkel zogen couragierte Helfer 70.000 Flüchtlinge an Land, die die gesprengte Brücke von Andau nicht mehr rechtzeitig überqueren konnten.
Dieser Tage hat man jedoch am Stammtisch das Gefühl, dass die beispiellose Hilfsbereitschaft in unserer konsum- und leistungsorientierten, daher mehr und mehr egozentrischen Wohlstandsgesellschaft verloren zu gehen droht. Erschwerend kommt hinzu, dass es nun keine Nachbarn mehr sind, sondern überwiegend Flüchtlinge aus arabischen Ländern, die dringend ein neues Zuhause brauchen. Sie haben nichts zu verlieren, da sie nichts mehr besitzen als ihr nacktes Leben. Auf sie wartet in ihrer Heimat nur noch der Tod. Doch unsere Toleranz wird wesentlich stärker auf die Probe gestellt als beim Ungarnaufstand durch ihre andersartige Religion. Sei es wegen historisch negativ belegter Kontakte zum Islam wie etwa dem der Türkenbelagerung Wiens 1683, den der Okkupation Bosniens- Herzegowinas 1878 oder möglicherweise durch die schlechten Erfahrungen in unserer Zeit mit kinderreichen Gastarbeiterfamilien, die den Sozialstaat übermäßig strapazieren.
Das Fremde bereitet Angst. Und die Angst wird geschürt. Nicht nur durch verantwortungslose Politiker in der FPÖ, sondern natürlich durch die beklemmenden Nachrichten über den IS. Und so versucht man das leidige Problem zu delegieren, in dem man es zum Beispiel an die Slowakei weiterreicht.
Es ist jedoch erwiesen, dass gerade jene Gebiete am meisten Ausländerfeindlichkeit zeigen, die noch nie oder ganz selten mit Fremden in Kontakt gekommen sind. (Siehe: Kindern erklärt: Ausländerhass ohne Ausländer - FAZ.net). Ich will nicht annehmen, dass diese Haltung im Waldviertel beziehungsweise in meinem lieb gewonnenen Wohnort überwiegt. Aber es ist auffallend, dass gerade in einer Gemeinde wie Bad Traunstein noch keine Flüchtlinge zu finden sind und dennoch eine ablehnende Haltung in der Bevölkerung zu dominieren scheint.
Liebe Angela! Helfen wir zusammen! Machen wir es doch wenigstens einer Familie möglich, in Ruhe und Frieden in dieser schönen Marktgemeinde zu leben. In Traiskirchen schlafen laut „Kurier“ vom 22. Juli 2015 Mütter mit Kleinkindern auf dem nackten Boden. Auch die Zeltstädte auf bundeseigenem Gelände sind keine Lösung für das Problem, gegen das wir uns ohnehin nicht wehren können. Diese Notunterkünfte sind weder gegen Hitze noch gegen Nässe geschützt. In Bad Traunstein stehen meines Wissens mehrere Häuser und etliche Wohnungen leer. Natürlich kann ich keinen privaten Besitzer zwingen, sein ungenütztes Domizil zur Verfügung zu stellen. Ich vermute jedoch, dass es Dir in Deiner Position möglich sein müsste, ein geeignetes Quartier für wenigstens eine Flüchtlingsfamilie zu finden, damit ich meinem Versprechen, kostenlosen Deutschunterricht zu erteilen, an meinem Wohnort bald nachkommen kann.
Mag. Dr. Ilse Krumpöck
Josef Elter Platz 1
3632 Bad Traunstein
www.ilsekrumpoeck.at

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