Bezirk Zwettl: Immer weniger Wirtshäuser
Aus 92 wurden im Bezirk Zwettl 79. Auch immer weniger Kaffeehäuser, dafür mehr internationales Angebot.
BEZIRK ZWETTL (bs). Das gute alte Dorfwirtshaus mit Stammtisch und fixer wöchentlicher Schnapserrunde stirbt aus. Seit dem Jahr 2010 hat in Niederösterreich mehr als jedes zehnte Gasthaus seine Pforten für immer geschlossen. Auch der Bezirk Zwettl blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Gab es mit Stichtag 31. Dezember 2010 noch 92 Wirtshäuser, so waren es fünf Jahre später 82 und mittlerweile nur noch 79.
Bürokratie, kaum Personal
Gründe für die Schließungen gibt es viele. Auch der Obmann der Wirtschaftskammer Zwettl, Dieter Holzer, bedauert diese Entwicklung, hält jedoch fest: "Das ist auch Sache der Konsumenten. Wenn ich nicht mehr zum Dorfwirt gehe, wird es diesen langfristig auch nicht mehr geben", fordert er eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Auch dass es in letzter Zeit enorme Belastungen an die Gastronomiebetriebe gegeben habe, sieht Holzer als Problem. Im Bezirksblätter-Telefonat nennt er die Schlagworte Registrierkasse, die Raucher-Diskussion und etwa die Allergenverordnung auf den Speisekarten. Doch das Land Niederösterreich möchte laut Holzer mit einem kürzlich in Kraft getretenen Unterstützungspaket die Wirte nicht alleine lassen.
Für viele Wirte im Bezirk Zwettl ist vor allem schwer zu findendes und verlässliches Personal ein großes Problem.
So hat etwa Rudi Hirsch in Groß Gerungs seit seiner Eröffnung vor über einem Jahr immer wieder mit Personalmangel zu kämpfen.
Szene verändert sich
Der sinkenden Anzahl an Wirtshäusern steht eine konstante Zahl an Gastro-Betrieben insgesamt gegenüber. Laut Holzer ist dies dem neuen internationalen Angebot – vom China-Restaurant bis zum Kebab-Stand – geschuldet.
Und auch in der Stadt Zwettl selbst tut sich in der Wirtshaus-Szene einiges. So wird etwa das Restaurant Schön in der Landstraße per 1. April 2018 zu einer Frühstückspension übergehen. Unternehmer-Tochter Julia Schrenk (links im Bild) erklärt im Bezirksblätter-Telefonat: "Für meine Eltern ist es nun an der Zeit einen Gang zurückzuschalten. Sie werden auch mit dem Zimmer- und Frühstücksangebot noch genügend Arbeit haben." Abschließend stellt Julia Schrenk klar: "Wir werden uns auf die Konditorei am Dreifaltigkeitsplatz konzentrieren."
Und auch in der Syrnau in Zwettl wird es per 1. April eine Veränderung geben. Das Gasthaus Kuba wird neu verpachtet.
In diesem Fall zeichnet sich eine Nachfolge ab: "Wir haben einige ernsthafte Interessenten, die wir uns nun noch genau anschauen und dann entscheiden, wer unseren Familienbetrieb am besten fortführen wird können", ist Annabell Kuba, Wirte-Tochter und Inhaberin der Kuba-Bar optimistisch.
Gemeinde als Initiator
Wie die Dorfwirt-Szene in Zukunft vielleicht gerettet werden könnte, zeigt die Gemeinde Kottes-Purk vor. Dort ist die Gemeinde vor Jahren eingesprungen, hat einen Gasthof renoviert und diesen nun verpachtet.
Damit würde den Gemeinden nach dem Greißler-Sterben und vielerorts der nunmehrigen Aufgabe als Post-Partner eine neue Herausforderung ins Haus stehen.
Zur Sache:
Zahl der Wirtshäuser: 79 (92 per 31. Dezember 2010), derzeit außerdem 27 ruhend gestellt; Restaurants im Bezirk: 9; Kaffeehäuser 18 (zudem 4 ruhend); Kaffeerestaurants: 55; Imbissstuben: 4; Buffets aller Art: 16; Würstel- und Kebabstände: 14. Zahlen per 31. Dezember 2017, Quelle: WKÖ.
Grafik So viele Wirtshäuser gibt es in den Bezirken!
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