Interview mit Anja Wendzel

Anja Wendzel live on stage | Foto: Gerald Hirt

Anja Wendzel machte sich vergangenes Jahr nach Abschluss ihrer Ausbildung in Hamburg als Musicaldarstellerin und Eventsängerin selbstständig. Seither pendelt sie zwischen ihren Wohnsitzen in Graz, Fürstenfeld und Hamburg. Am 23. November 2014 durfte sie im Musical "3 MUSKETIERE – Tournee 2014/2015" als alternierende Hauptrolle der „Constance“ Premiere feiern.
Grund genug, ein ausführliches Interview mit der gebürtigen Fürstenfelderin zu führen!

Clemens Krammer:
Anja, wie sah für dich ein typischer Tag in Hamburg aus?

Anja Wendzel:
Teil der Hochbegabtenklasse an der Stage School Hamburg sein zu dürfen, war eine ganz neue Erfahrung für mich. Man muss sich täglich nicht nur gegen die KlassenkollegInnen, sondern gegen 300 Mitbewerber an der Schule behaupten. Mein Stundenplan begann um 9 Uhr morgens meistens mit den Tanzfächern (Ballett, Jazz, Step, Pilates) dann kamen die Gesangsfächer Repertoire, Gesangstechnik, Prima Vista, Korrepetition, Interpretation, Chor- und Einzelgesang). Für gewöhnlich beendeten die Schauspielfächer (Sprechtechnik und Monolog- und Dialogarbeit) den Tag gegen 21:30 Uhr.

CK:
Welche Erfahrungen konntest du während deiner Ausbildungszeit machen?

AW:
Ich habe viele Lehrer kennengelernt, die sehr erfolgreich im Musical-Business waren und noch sind. Das sind Menschen, die einen ermutigen und stärken, aber auch liebevoll einen „Tritt“ geben, wenn sie merken, da ginge noch mehr. Ich hatte strenge, aber sehr menschliche Lehrer und genau das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Im Rahmen der Ausbildung wächst man über sich selbst hinaus und genau das hat mir als Künstlerin sehr gut getan.

CK:
War es schwer für dich, alleine den Aufbruch nach Deutschland zu wagen und das heimische Leben zurückzulassen?

AW:
Meine Familie bedeutet alles für mich und sie fehlt mir sehr. Allerdings ist es für jeden Künstler, der erfolgreich sein will, wichtig, sich selbstständig zu machen und zwischendurch auch mal egoistisch zu sein. Ich habe dadurch gelernt, mehr auf mich selbst zu achten und ohne Ablenkungen arbeiten zu können und dadurch neue, eigene Erfahrungen zu machen.
Generell gibt es im Ausland meist viel mehr Möglichkeiten, speziell im Bereich Musical. Man bekommt dadurch neue Sichtweisen und kann definitiv einen Nutzen daraus ziehen.

CK:
Du hast durch deine Aufführungen nicht nur Erfahrungen im Bereich Singen, Tanzen und Musizieren gesammelt, sondern bist auch stark bei Choreografie und Organisation involviert. Gibt es für dich eine Art Lieblingstätigkeit?

AW:
Mich reizen alle diese Bereiche. Bei organisatorischen Dingen fehlt mir bestimmt noch einiges an Erfahrung, wobei ich irgendwann gerne meine eigene Firma gründen würde. Das liegt vermutlich auch daran, dass mich dabei mein Vater stark beeinflusst, der ja auch mein Vorbild ist.
Ich bin in letzter Zeit durch die „Anja Wendzel Show“ im administrativen Bereich gewachsen und habe viel gelernt. Leicht ist es aber nicht immer. Wenn man im Vorhinein wüsste, wie viel Arbeit einen während einer solchen Produktion erwartet, würde man daran verzweifeln und gleich aufgeben. Andererseits liegt genau darin der Anreiz und die Spannung.

CK:
In welche Richtung werden sich Musicals deiner Meinung nach in naher Zukunft entwickeln?

AW:
Künstler werden immer mehr zu Artisten, da Musicals heutzutage von Showeffekten und Unterhaltung leben. Gesang alleine reicht nicht mehr aus, man muss immer mehr leisten und körperlich an seine Grenzen gehen.
Musicals verändern sich mit der Zeit und mit der Stimmung der Gesellschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie zum Zweck der Aufmunterung und Unterhaltung aufgeführt, in besseren Zeiten aber auch um Leute nachdenklich zu stimmen. Im Moment ist es ein guter Mix, wobei das Publikum durch neuartige Technik verwöhnt wird und es stark in Richtung Entertainment gehen wird. So oder so entführen Musicals in eine Fantasiewelt, dienen zur Unterhaltung und Ablenkung.

CK:
Kannst du nach der ausverkauften Anja Wendzel Show bereits Bilanz ziehen und kurz reflektieren, warum die Aufführung so erfolgreich war?

AW:
Das hängt teilweise mit dem geringen Angebot in unserer Umgebung zusammen und auch damit, dass ein Ausflug zu einem Musical in Wien mit einigen Kosten verbunden ist. In der Region gibt es derzeit nichts Vergleichbares. Zusätzlich war meiner Ansicht nach ein ausschlaggebender Punkt, dass sich die Künstler untereinander so gut verstanden haben und das Publikum diese positive Stimmung spüren konnte. Im Großen und Ganzen war es eine familiäre Veranstaltung und dieser Zusammenhalt war ganz sicher ein Teil des Erfolgsrezeptes.

CK:
Deine Familie unterstützt dich in jeder Hinsicht. Gibt bei der Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern auch Spannungen und Konflikte oder läuft alles reibungslos ab?

AW:
Ausschließlich positive Zusammenarbeit wäre ja langweilig (lacht). Natürlich gibt es Spannungen aber das liegt daran, dass jeder tolle Ideen hat und diese einbringen möchte. Dabei kann es durchaus zu Diskussionen kommen. Am Ende des Tages ist es nur ein Gedankenaustausch und wie in jeder guten Firma können wir miteinander kommunizieren und dem Druck standhalten. Man muss natürlich zwischen beruflich und privat unterscheiden können.

CK:
Du bist inzwischen schon einige Zeit im Bereich Musical tätig. Gab es auch schon negative Erfahrungen?

AW:
Natürlich ärgert man sich über so manchen Patzer auf der Bühne. Allerdings denke ich, dass es auf der Bühne keine wirklichen Fehler gibt, sondern nur echte Reaktionen, die in gewisser Weise ein Teil der Darbietung sind.
Im Showbusiness macht man wie auch sonst überall im Leben negative Erfahrungen. Es herrscht ein harter Konkurrenzkampf und man darf nicht jedem blind vertrauen. Dennoch kann man aus solchen Erlebnissen oder Fehlern lernen und das macht einen stärker.

CK:
Fällt es dir mittlerweile noch schwer, vor Publikum Emotionen zu zeigen und dich vor fremden Leuten bzw. vor Familie oder Freunden fallen zu lassen?

AW:
Anfangs hatte ich eher Probleme bei Leuten, die mich gut kennen. Im Laufe der Zeit hat sich das insofern geändert, dass man das Publikum kaum mehr wahrnimmt. Ich bin so in dieser Rolle gefangen und reagiere als diese Rolle ohne meine Reaktionen zu hinterfragen.

CK:
Welche Projekte stehen in naher Zukunft an?

AW:
Momentan verkörpere ich die „Constance“ im Musical „Die 3 Musketiere“, die ich alternierend spielen darf. Ich bin relativ froh darüber, die jüngste im ganzen Casting zu sein und von den zahlreichen namhaften Künstlern profitieren und lernen zu können. Dadurch wird man sofort auf ein anderes Podest gesetzt. Es ist mein erstes Engagement in einer Hauptrolle und das macht mich dementsprechend stolz.
Darüber hinaus werde ich mit meinem bekannten Programm „Musical & Dinner“ innerhalb Österreichs vertreten sein. Außerdem wird „Musical Christmas“ am 20. Dezember in der Evangelischen Heilandskirche in Fürstenfeld aufgeführt.

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