„Der Konkurs war für uns ein Stich ins Herz“

Die ehemaligen Betriebsräte Thomas Giner und Norbert Klotz vermitteln ihren ehemaligen Arbeitskollegen jetzt Jobs.
  • Die ehemaligen Betriebsräte Thomas Giner und Norbert Klotz vermitteln ihren ehemaligen Arbeitskollegen jetzt Jobs.
  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

Nachdem am 22. Dezember vergangenen Jahres der Konkurs über die Guss Komponenten GmbH beantragt wurde, erfolgte vergangene Woche die endgültige Werksschließung. Ca. 150 Angestellte und Arbeiter müssen sich einen neuen Job suchen!

HALL (sf). „Der Konkursantrag zwei Tage vor Weihnachten war ein Wahnsinn“, ist Norbert Klotz, langjähriger Betriebsrat der Haller Gießereifirma immer noch fassungslos, „um die Firma weiterzuführen hätte man sofort mit den Kunden, den Lieferanten, Banken und Investoren verhandeln müssen. Aber über Weihnachten haben doch alle Firmen Betriebsurlaub.“

Dem vom Gericht eingesetzten Masseverwalter blieb im Jänner nichts anderes mehr zu tun, als den Betrieb endgültig zu schließen. Nicht einmal die halb fertig gestellten Gießereiprodukte können zu Endprodukten verarbeitet werden. „Man hat uns gefragt, ob wir bereit sind, ohne Bezahlung die Reststücke aufzuarbeiten“, ärgert sich Klotz, „und das obwohl der Betrieb nicht einmal die letzten Löhne ausgezahlt hat.“ Inzwischen sind fast alle auf Arbeitssuche. „ÖGB und Arbeitsmarktservice haben sofort reagiert und bemühen sich sehr um uns. Das AMS hat mich auch ermuntert, bei der Vermittlung von neuen Jobs behilflich zu sein.“ Obwohl Norbert Klotz gar nicht mehr Angestellter der Firma und somit auch nicht mehr Betriebsrat ist, bleibt er immer noch Tag und Nacht für seine Arbeiter aktiv. „Ich habe meine Kontakte zu Personalchefs und Betriebsräten in anderen Firmen genützt und habe gefragt, ob sie Personal brauchen. Schon am ersten Tag konnte ich ein Dutzend Jobs vermitteln. Ich und die anderen Betriebsräte werden weitermachen“, verspricht Klotz. Seine E-Mail-Adresse:
konzernbetriebsrat@aon.at

Arbeitsstiftung hilft weiter
Arbeitnehmer, die bei Guss Komponenten ihren Job verloren haben, können in eine Arbeitsstiftung eintreten und sich beruflich weiterbilden. „Die schnelle Zusage des Landes Tirol und des AMS für die Stiftung freut mich natürlich. Allerdings wird das nicht allen Kollegen weiterhelfen“, gibt Klotz zu bedenken. „In einer Arbeitsstiftung hat man Gelegenheit, die Gesellen- oder die Meisterprüfung zu machen oder sich fortzubilden, was ja an und für sich eine gute Idee ist. Allerdings bekommt man nur das Arbeitslosengeld ausbezahlt. Wer nicht gespart oder einen Partner mit gutem Einkommen hat, kann sich das gar nicht leisten, sondern muss sofort irgendeinen Job annehmen.“

Sind überhöhte Löhne am Konkurs der Firma schuld?
Unumstritten ist, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise die Haller Gießerei schwer getroffen hat. Die Nachfrage nach schweren Lkw ging in ganz Europa stark zurück, entsprechend wurden auch die Aufträge an die Guss Komponenten GmbH für Achsteile um bis zu zwei Drittel reduziert, die Firma rutschte in die roten Zahlen.

Als weiteren Grund für die Pleite nannte Walter Hintriger vom Kreditschutzverband Tirol aber auch überhöhte Löhne. „Das ist eine Riesensauerei“, ist Klotz empört, die Arbeiter haben hier einen sehr anstrengenden, schmutzigen und gefährlichen Job gemacht, und dann behauptet da jemand, 1300 Euro netto sind zu viel für so was.“

Die Verantwortung für die Pleite sieht Klotz bei den Eigentümern und dem Management. „Seit wir 1996 aus den Tiroler Röhrenwerken ausgegliedert und verkauft wurden, haben wir mehrere Eigentümerwechsel gehabt. Die Finanzinvestoren wollten aber nur schnelle Profite und verstanden wenig vom Geschäft. Es wurde zu wenig investiert und man begab sich in die Abhängigkeit von nur einem Kunden. Wir Arbeiter haben uns voll eingesetzt und haben auch auf Zulagen verzichtet. Am Ende hat aber alles nichts mehr genützt und wir wurden im Stich gelassen!“

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