Bauern leiden unter Bürokratieflut

LK-Präsident Josef Hechenberger besuchte Benedikt Schapfl, dessen Frau Daniela und Eltern Hansjörg und Karoline Schapfl am Oberländerhof mit Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl. | Foto: LK Tirol/ Schießling
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  • LK-Präsident Josef Hechenberger besuchte Benedikt Schapfl, dessen Frau Daniela und Eltern Hansjörg und Karoline Schapfl am Oberländerhof mit Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl.
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Günter und Angelika Schloffer sind Produzenten für das EU-Projekt „Schulmilch“. Zusätzlich führen sie neben ihrer Joghurtproduktion und Obstanlage außerdem einen Selbstbedienungs-Hofladen auf ihrem „Ahrnhof“ in Patsch. Betriebe mit dem Haupterwerbszweig Direktvermarktung, wie jener von Familie Schloffer, gibt es in allen Tiroler Regionen. Genau diese stöhnen derzeit unter den niedrigen Rohstoffpreisen, den Produktionsbedingungen und den hohen Anforderungen auf. Direktvermarkter, Lebensmittelproduzenten, -händler und Gastronomiebetriebe müssen seit 1.1.2015 laut EU-Verordnung auf ihren Produkten 14 Allergene ausweisen. Und die nächsten Hürden stehen direkt vor der Tür: „Wenn die Registrierkassenpflicht und Nährwertkennzeichnungsverordnung in dieser Form in Kraft tritt, wie sie derzeit angekündigt ist, sehe ich eine weitere enorme bürokratische Belastung auf die bäuerlichen Direktvermarkter zukommen“, erklärt Vizepräsidentin Helga Brunschmid.

Urproduktion von Bürokratie befreien

„Der Bürokratieschwall erschwert die Arbeitsweise und trübt die Kreativität in der Veredelung und Vermarktung bäuerlicher Produkte. Unsere Direktvermarkter müssen die Auswüchse der Steuerreform mittragen obwohl diese Lebensmittel aus bäuerlicher Urproduktion stammen und im Einheitswert bemessen sind“, begründet Josef Hechenberger die Kritik. Die Bedingungen seien derzeit schon schwierig genug zeigt Hechenberger auf und erklärt: „Diese zusätzliche Erschwernis geht zu Lasten der Produktivität. Wir Bauern müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und das ist die Produktion“, bringt es Hechenberger auf den Punkt.
Aufgrund dieser Fakten fordern die LK-Funktionäre die Politik auf, die Verordnungen für die Bauernfamilien rasch zu entschärfen. „Wir brauchen unter dem riesigen Papierkram noch Luft zum Atmen, damit wir weiterhin Lebensmittel in höchster Qualität für die Konsumenten erzeugen können“, fasst Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl zusammen.

Auch Christbaumproduzent Markus Kössler und seine Frau Barbara vom Hof „Heissanger“ kennen die beschwerlichen Mühlen der Bürokratie. Schon lange möchten sie das ursprüngliche Hofgebäude renovieren und wieder nutzen. Doch das zirka 500 Jahre alte Wohnhaus mit Stall steht unter Denkmalschutz.

Höhere Erzeugerpreise nötig

Für Bezirksbäuerin Karoline Schapfl sind die Reduzierung der Bürokratieflut und höhere Erzeugerpreise essentiell für die zukünftige Absicherung der Tiroler Landwirtschaft. „Unsere Landwirtschaft muss so funktionieren, dass die jungen Leute die Höfe übernehmen und weiter aktiv bewirtschaften. Das wird nur passieren wenn es sich als ein attraktives Einkommensstandbein darstellt“, erklärt Schapfl. Sie und ihr Mann Hansjörg führen in Lans ihren „Oberländerhof“ mit Milchproduktion und Zimmervermietung. In einigen Jahren wird Sohn Benedikt den Betrieb übernehmen.

„Die derzeitige Marktlage mit niedrigen Erzeugerpreisen belasten diese Betriebe zusehends, da im Gegenzug die Betriebskosten gleich bleiben oder sogar steigen“, spricht Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl unter anderem den niedrigen Milchpreis an. „Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Einkommensverlust von rund 25 Prozent. Stellt man die Produktionskosten gegenüber ist das wirtschaftlich fast nicht mehr rentabel für die kleinstrukturierten Betriebe“, erklärt Hechenberger.

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