Wohnbau: "Oft zählt nur der schöne Schein"

Der ehemalige NHT-Chef Alois Leiter geht in einer Studie hart mit der Wohnungspolitik ins Gericht.

Er ist ein ausgewiesener Experte. Alois Leiter war viele Jahre lang technischer Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol (NHT). Vergangene Woche präsentierte er die Ergebnisse seiner Studie "Leistbares Wohnen in Tirol". Die Untersuchung im Auftrag der AK zeigt einmal mehr die gravierenden Versäumnisse der Politik im Bereich "Wohnen" auf. Auf STADTBLATT-Nachfrage analysiert der ehemalige NHT-Chef auch die Situation in Innsbruck und spart dabei nicht mit kritischen Seitenhieben auf die Stadtregierung. Denn so manche politische Festlegung treibe die Wohnungspreise in Innsbruck in die Höhe, ohne einen echten Nutzen für die Mieter zu haben – etwa die Praxis, für jedes Bauprojekt einen Architektenwettbewerb zu verlangen.

Preistreiber: Wettbewerb

"Ich sehe es sehr kritisch, dass in Innsbruck für jedes größere Wohnbauvorhaben ein Architektenwettbewerb verlangt wird. Dies führt dazu, dass vielfach das Erscheinungsbild zum wichtigsten Entscheidungskriterium wird", argumentiert Leiter. Aus seiner jahrelangen Erfahrung weiß der Wohnbauexperte, dass die Kosten für derartige Wettbewerbe auch die Baukosten in die Höhe treiben. "Außerdem verzögert dies die Realisierung oft um viele Monate", gibt der pensionierte NHT-Chef zu bedenken. Interne Befragungen von NHT-Mietern hätten zudem gezeigt, dass die architektonische Qualität der Wohnbauten für deren Mieter kaum relevant ist.

Fehlbelegung thematisieren

Auch die "Fehlbelegung" im sozialen Wohnbau sei eine heilige Kuh, welche sich die Politik bislang nicht zu schlachten traut. "Man nehme nur meine eigene Biografie. Ich habe als einfacher Elektriker zu arbeiten begonnen und war am Ende Geschäftsführer eines Wohnbauträgers. Hätte ich in jungen Jahren eine geförderte Wohnung bekommen, wäre mir später durchaus eine höhere Miete zuzumuten gewesen. Um diese Diskussion drückt sich die Politik seit Jahren", analysiert Leiter. Zudem fordert er eine Forcierung des Mietkauf-Modells.