DIE ZUKUNFT DIE WIR WOLLEN, GESTALTEN WIR HEUTE!

Ausleitungsbauwerk (Wehr) Runserau des bestehenden Innkraftwerks Prutz - Imst. Dieses Wehr soll erhöht werden und mit einem zweiten 11,5 km langen 2. Triebwasser soll das überlaufende Innwasser in einem 2. Krafthaus in der Imster Au abgearbeitet werden. © Ing. Günter Kramarcsik
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  • Ausleitungsbauwerk (Wehr) Runserau des bestehenden Innkraftwerks Prutz - Imst. Dieses Wehr soll erhöht werden und mit einem zweiten 11,5 km langen 2. Triebwasser soll das überlaufende Innwasser in einem 2. Krafthaus in der Imster Au abgearbeitet werden. © Ing. Günter Kramarcsik
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Laut Energie- Monitoringsbericht 2013 des Landes Tirol produziert Tirol 7.696 GWh/a an Strom! Davon werden 95% mit Wasserkraft erzeugt! Der Endverbrauch ist laut Energie- Monitoring 2013 des Landes Tirol mit 5.445 GWh/a erfasst. Tirol produziert somit einen Stromüberschuss von ca. 2.120 GWh!


Im Bezirk Landeck wird derzeit mit unserem Wasser aus unserem Bezirk eine Strommenge von 1.442 GWh erzeugt. Das ist etwas mehr als 1 Viertel des Gesamtstrombedarfs von Tirol. Aber der Eigenverbrauch im Bezirk Landeck beträgt nur ca. 342 GWh*! Somit produziert allein der Bezirk Landeck mit seinem ausgeleiteten Wasser (ohne jenes für die Illwerke - nach Vorarlberg) einen Überschuss von ca. 1.100 GWh/a. Das ist um ca. 2% mehr als die Hälfte des Tiroler Gesamtüberschusses. In der Folge wird klar, dass das Tiroler Oberland für einen weiteren und nicht notwendigen Stromüberschuss in Tirol dafür den Löwenanteil aufbringen soll!

* Von dem jährlichen RAV mit 1.442 GWh, verbrauchen die ca. 14.800 Haushalte im Bezirk Landeck ca. 61 GWh/a, der Tourismus mit seinen 8 Mio. Nächtigungen ca. 128 GWh/a und ca. 153 GWh benötigen die wenig vorhandene Industrie, das Gewerbe, die Dienstleister und die Landwirtschaft. Ergibt somit ca. 342 GWh an Eigenbedarf im Bezirk Landeck! Daraus resultiert der Überschuss von ca. 1.100 GWh/a!

Wir haben also schon längst eine Stromselbstversorgung erreicht und die so oft wieder gekauten Argumente einer Selbstversorgung für Tirol sind somit schon längst überholt!


Zwar nehmen sich die angeblichen 83 GWh/a des Sanna- Kraftwerks angesichts dieser Dimensionen als verschwindend klein aus, aber sie sind ein Bestandteil dessen, was in Zukunft noch aus unseren letzten halbwegs naturbelassenen und frei fließenden Bächen und Flüssen heraus gepresst werden soll! Immerhin sprach TIWAG- Chef Bruno Wallnöfer bei dessen Projektvorstellungen im Stadtsaal Landeck von nachfolgenden zusätzlichen Gesamtregelarbeitsvermögen (RAV) welches in unserem Bezirk künftig noch erzeugt werden soll und im „wasserwirtschaftlichen Rahmenplan (WWRP) Tiroler Oberland“ auch enthalten ist.

Im Bezirk Landeck:
1. GKI = 415 GWh*
2. Kaunertal- Erweiterung II = 622 GWh
3. Prutz – Imst II = 200 GWh
4. Speicherkraftwerk Malfon = 140 GWh**
5. TIWAG GESAMT Bez. Landeck = 1.377 GWh/a + INFRA - Sanna = 83 GWh = 1.460 GWh/a

* bereits genehmigt und doch im WWRP enthalten
** zwar schon 2005 von der TIWAG in die Zukunft verschoben, weil damals als unrentabel beurteilt und die Voraussetzungen wurden schlechter als besser und trotzdem ist dieses KW im WWRP enthalten

Im Bezirk Imst:

1. Erweiterung Speicherkraftwerk Kühtai = 216 GWh
2. KW Innstufe Imst – Haiming = 300 GWh
3. KW Tumpen – Habichen (Ötztal) = 61 GWh
4. TIWAG GESAMT Bez. Imst = 577 GWh/a

KÜNFTIGE ZUSÄTZLICHE STROMPRODUKTION TIROLER OBERLAND (Imst + Landeck) = 2.037 GWh/a

Bis 2036 soll laut Tiroler Landesregierung der Energieausbau um 2.800 GWh/a (Regierungsbeschluss 10.3.2011) gesteigert werden. Demnach soll das Tiroler Oberland ca. 75% dafür aufbringen. Die restlichen 25% dürften sich auf Osttirol und das Zillertal aufteilen?

Mit dieser Steigerung wird somit in Summe ein Tiroler Stromüberschuss von 4.920 GWh/a (derzeit 2.120 + künftig 2.800) produziert!

Bisher hat allein der Bezirk Landeck bereits ca. 1.100 GWh an Stromüberschuss produziert! Der Bezirk Landeck hatte somit einen Tiroler Überschussanteil von ca. 52%! Somit wird in Zukunft ein Überschuss mit den neuen Kraftwerken lt. voriger Auflistung von ca. 2.560 GWh/a (1.100 + 1.460) produziert. Nach wie vor wird mit ca. 52% Anteil mehr als Hälfte des künftigen Tiroler Gesamtüberschusses (4.920 GWh) allein im Bezirk Landeck produziert!

Das Tiroler Oberland (Bezirke Imst und Landeck) wird mit der künftigen Stromproduktion den bisherigen Tiroler Überschuss von ca. 2.120 GWh/a um 2.037 GWh/a (1.460 + 577) erhöhen.

Somit wird der Tiroler Stromüberschuss nicht nur fast verdoppelt, sondern er steigt mit dieser zusätzlichen Stromproduktion auf 4.157 GWh/a (2.120 + 2.037) an! Allein diese Stromproduktion des Tiroler Oberlandes würde mehr als 75% des derzeitigen Tiroler Eigenbedarfs (5.445 GWh/a) abdecken können!

Damit wir einen Überschuss von insgesamt rund 4.920 GWh/a in Tirol produzieren können, müssen wir uns nicht alle restlichen Naturjuwele kaputt machen lassen!

Ich erinnere deshalb eindringlich an die Werbewirksamkeit des Wassers für unseren Tourismus und bediene mich dabei nachfolgender Schlagzeilen und Slogans der Österreichwerbung:

• Österreich rüstet zum Gegenschlag zu Sun & Beach- Destinationen
• Neues Argument für einen Urlaub in unserem Land: sprudelndes, heilendes, funkelndes und trinkwasserreines Wasser
• Wenn ich einen See sehe, brauche ich kein Meer mehr.
• Immer mehr Wasserangebote sollen den Slogan von Österreich als „Wasserschloss Europas“ erlebbar machen!

Die Folgen solcher Botschaften sind Vital Hotels (Kurbäder) und Wassersportangebote, welche die Werbebotschaft der Österreichwerbung unterstützen sollen, wonach dem Wasser nachfolgende Eigenschaften zugestanden wird:
• Wasser nährt, reinigt, vermittelt, verbindet, bewegt und erfrischt!
• Von uns Menschen wird es geschätzt und gebraucht.

Um diese Werbebotschaften aber auch glaubwürdig erscheinen zu lassen, müssen wir selbst danach handeln und es auch schützen. Es genügt nicht, dem Gast einen Krug quellfrisches Wasser auf den Tisch zu stellen, sondern da muss man schon mehr dazu beitragen, damit wir uns als Wasserschloss Europas verkaufen können! Natürlich dürfen und sollen wir es nutzen, aber mit Maß und Ziel!

Keinesfalls dürfen wir jedoch das Wasser derart gering schätzen, wie z.B.:
• Nötigen und verschmutzen
• Es wider dessen Natur stauen, begradigen, eindohlen bzw. in Triebwasserstollen* verlochen!

* Immerhin werden viele unserer Bäche und Flüsse auf Restwasserläufe degradiert und in neue Triebwasserstollen (teilweise bezirksübergreifende Ausleitungen) wie folgt verlocht:
GKI = 23,2 km
Kaunertal. Erweiterung = 22,7 km
Prutz – Imst II = 11,5 km
Speicherkraftwerk Malfon = ? km
Sanna – KW = 8,5 km
Erweiterung Speicherkraftwerk Kühtai = 25,5 km
Innstufe Imst – Haiming = 14,0 km
KW Tumpen – Habichen = 1,0 km
GESAMTVERLOCHUNGEN UNSERES WASSERS IN TRIEBWASSERSTOLLEN IN DEN BEZIRKEN IMST + LANDECK: ~ 110 km

Die Frage bleibt offen, ob wir derzeit das Wasser wirklich in seinem lebensvermittelnden Dienst würdigen? Mit dem Bau von Kläranlagen sind die früheren Verschmutzungen zwar schon weitestgehend beseitigt und man hat wenigstens in diesem Bereich das Wasser wieder entsprechend gewürdigt! Aber wie sieht es mit dem Rest aus? Mit den Wasserkraftwerken wird Wasser genötigt, gestaut und verlocht und übrig bleibt eine hässliche Natur- und Flusslandschaft. Die Landschaftsästhetik der Werbeprospekte wird mehr und mehr zur Lüge!

Ehre wem Ehre gebührt und es ist vollkommen okay, wenn unser LH Platter unseren Zammer „Wasserpapst“ Seppl Haueis dafür würdigt! Damit ist aber das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und es bedarf auch noch großer Anstrengungen die Würdigung unseres Wassers auch dem Gast glaubwürdig vorzuleben. Das bedeutet behutsam mit Wasser umzugehen und nicht der Profitgier diverser Elektroversorgungsunternehmen (EVU) unter dem Deckmantel der Energiewende und der Arbeitsplatz- und Wirtschaftsstandortsicherung nach zu geben!

Man achte auch auf die Werbebanner des TVB TirolWest an den Straßenrändern und die Wasserbotschaften auf den Websites der Tourismusverbände! Ein Banner nach dem anderen ist ein Botschafter von bestimmten Genussregionen und unter anderem auch von der Wassergenussregion TirolWest! Wenn man die Website aufsucht dann findet man eine ganze Hülle von Fülle an Genussangebote und unter anderem auch:
• Gesundheitswanderung Grinner Heilwasser
• Albigenpfade in Grins und Albenbad
• Altes Wildbad Grins
• Heilquelle Grins (Heil- und Thermalwasserstatus seit 2005)
• Kneippanlage Grins
• Heilwasserdorfbrunnen Grins
• Zammer Lochputz - Tirols mystische Klamm
• Wildwassersport & Outdoor in TirolWest (Rafting, Kajak, Rivertrekking, Canyoning, Hydrospeed, Wildwassersurfen, etc.)

Der Tourismus in unserem Bezirk ist nicht nur unsere Haupteinnahmequelle, sondern er ist der Impulsgebergeber für unsere lokale Wirtschaft. Alle Wirtschaftszweige sind mehr oder weniger, aber in jedem Fall direkt vom Tourismus abhängig! Damit verbunden sind auch fast alle Arbeitsplätze davon abhängig, egal ob es sich dabei um direkte oder indirekte Arbeitsplätze handelt!

Wenn man weiterhin bedenkenlos die Wasserkraft in dem vorangeführten Ausmaß ausbaut, wird man abertausende direkte und indirekte Arbeitsplätze im Bezirk vernichten, wenn man dem Tourismus die wichtigsten Faktoren raubt.

Der wichtigste Faktor für einen florierenden Tourismus ist in jedem Fall eine intakte Natur, eine ordentliche Landschaftsästhetik und natürlich auch der Erhalt unseres natürlichen Wasseraufkommens, bzw. zumindest den Erhalt des bisher davon noch übrig Gebliebenen. Mit rund 8 Mio. Nächtigungen (2013) ist unser Bezirk der tourismusintensivste Bezirk von Tirol! Damit ist die Bedeutung des Tourismus für unseren Bezirk mehr als deutlich unterstrichen! Es sollte deshalb nicht nur die Pflicht der Naturschützer sein, diese Voraussetzungen für einen florierenden Tourismus zu erhalten, sondern es wäre die Aufgabe einer regionalen Wirtschaftskammer, sich unter Umständen auf die lokalen Besonderheiten bezogen, sich dafür einzusetzen! Auch wenn eventuell der bundesweite Kurs der WKO richtig erscheinen mag, so muss die lokale WK unbedingt dagegen steuern. Die zahlenden WK- Mitglieder aus unserem Bezirk haben aus meiner Sicht als Beitragszahler auch ein Anrecht darauf, dass die lokale WK auch die wirtschaftlichen Interessen für die Region vertreten muss. Es kann nicht sein, dass ein bestehender und florierender Wirtschaftszweig mit seiner hohen lokalen Wertschöpfung in seiner Existenz nur deshalb gefährdet wird, weil man der Profitgier weniger EVUs nachgeben will!

Wem nützen Monsterprojekte wirklich etwas, wenn sie in einem nachhaltigen Millionengrab sogar noch für künftige Generationen in einem ökologischen als auch ökonomischen Desaster enden? Muss es dort enden, wie es nun in der Schweiz diskutiert wird, wo man bereit ist die Wasserkraft mit 600 Mio. Franken auf Kosten der Steuerzahler zu subventionieren?
Siehe Bericht vom SRF – 10vor10:
<a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.srf.ch/player/tv/10vor10/video/subventionsflut-fuer-wasserkraft?id=3212c4a4-0053-4c77-90c5-32f92fbeb8ca">Subventionsflut für Wasserkraft</a>

Gott sei Dank ist wenigstens in Teilen da und dort auch unser WK- Obmann Anton Prantauer sich dessen bewusst geworden und hat auch klar artikuliert, dass er nur dann für eine Sanna- KW sich aussprechen wird, wenn auch die Existenz der gewerblichen Outdooranbieter nicht gefährdet wird. Dieses Outdoorangebot ist ein wichtiger Bestandteil des wieder erstarkten Sommertourismus und ist ein Angebot mit welchem anderen Urlaubsdestinationen nicht mithalten können! Darüber hinaus ist dieses Angebot der Garant dafür, dass die „klassische“ Sommersaison sowohl nach vorne als auch nach hinten ausgedehnt (verlängert) werden kann. Was am Ende auch zu einer besseren Auslastung der vorhandenen Infrastrukturen führt!

Das lokale WK- Motto für Landeck und Imst sollte deshalb lauten: „Wasserkraft ja, aber nicht um jeden Preis!“

Deshalb sollte man aber auch auf alle weiteren Kraftwerke im Tiroler Oberland ein Auge haben, denn nicht nur die Sanna ist ein touristisch wichtiger Faktor, sondern auch alle anderen Flüsse wie der Inn mit seinen südlichen Zuflüssen gehört dazu!

Es kann und darf nicht sein, dass im Rahmen des WWRP Tiroler Oberland auf unsere der Tourismuswirtschafts Kosten diesen Monsterprojekten ein allgemein öffentliches Interesse zugestanden wird! Es kann doch nicht im öffentlichen Interesse sein, dass allein im Bezirk Landeck eine Wertschöpfung aus dem Tourismus von fast 1 Milliarde Euro (exakt: 8,095 Mio. Nächtigungen zu je 127 €/Tg. im Winter und 97 €/Tg. im Sommer, als Mischpreis im Verhältnis zu Winter- und Sommernächtigungen = 946 Mio.) durch Wasserkraftprojekte massiv geschädigt wird!

Es werden nicht nur die regional hohen Wertschöpfungen massiv geschädigt, sondern auch die direkten 5.580 selbständige und unselbständige Arbeitsplätze (siehe WK- Tabelle: 685 + 4895) in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft im Bezirk Landeck! Diese Schädigung wirkt sich natürlich auch auf unsere Gesamtwirtschaft im Bezirk und somit auch auf die insgesamt 13.336 Arbeitsplätze negativ aus! Immerhin ist die Tourismuswirtschaft der Hauptauftraggeber und Wirtschaftsmotor in unserem Bezirk Landeck!

Beim derzeitigen Stromhandelspreis von ca. 3 Cent/kWh (i. M.) stehen bei einem zusätzlichen RAV von 2.037 GWh/a insgesamt nur 61,11 Millionen an Stromerlöse den Tourismuserlösen von 946 Millionen gegenüber! Bei den Arbeitsplätzen werden kaum mehr als 1% der direkt gefährdeten Arbeitsplätze neu geschaffen! Auf diese Weise wird ein an sich strukturschwacher Bezirk massiv geschwächt, dessen einzige nennenswerte Stärke der Tourismus darstellt!

Man bedenke, dass die Zukunft welche wir wollen, wir heute gestalten!

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