Cybermobbing: "Jeder kann Opfer sein"

Viele Opfer von Cybermobbing werden auch im realen Leben gemobbt. | Foto: HighwayStarz/panthermedia
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Wenn Beleidigungen, Beschimpfungen und Verleumdungen im Internet oder am Handy stattfinden, dann ist das Cybermobbing. "Betroffen sein kann grundsätzlich jeder. Meist sind es jedoch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, da diese eher mit dem Internet vertraut sind. Cybermobbing nimmt jedoch auch bei Erwachsenen zu. Oft bekommen die Opfer gar nicht mit, dass es online zu Übergriffen kommt, im sozialen Umfeld der Person sind diese jedoch bekannt", weiß Patricia Groiß-Bischof, Trainerin für Saferinternet.at und Medienpädagogin für den Verein 4YOUgend.
In einer Umfrage von "Rat auf Draht" gaben drei von zehn Teilnehmern an, im Moment davon betroffen zu sein, etwa genauso viele hatten Angst davor, in die Schule zu gehen. "Reines Cybermobbing geschieht selten, da sich Opfer und Täter meist persönlich kennen. Häufig ist es nur ein weiterer Kanal für die Gemeinheiten und Demütigungen der Täter und der einfachere Weg, da sich die Personen nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen."

Rasante Verbreitung

Die Demütigungen geschehen nicht nur durch Textnachrichten sondern auch mittels peinlicher Fotos oder Videos, die verbreitet oder online gestellt werden. Besonders belastend für die Betroffenen ist "Sexting". "Dabei werden Nacktfotos oder -videos, die vom Opfer an eine Vertrauensperson verschickt wurden, von dieser Person verbreitet", erklärt Groiß-Bischof. Online verbreiten sich diese Inhalte rasant und vor einem großen Publikum. Denn selbst wenn Fotos entfernt werden, haben sie oft schon den Weg auf andere Plattformen und Server gefunden und sind so nicht mehr zu entfernen.

Kompetenz im Umgang mit dem Handy

Um das eigenen Kind davor zu schützen, müssen vom ersten Tag an klare Regeln zum Umgang mit dem Handy und auch zur Online-Kommunikation aufgestellt werden, rät die Expertin: "Im österreichischen Schnitt bekommen Kinder in der zweiten Klasse Volksschule ein eigenes Smartphone. Dabei wird häufig übersehen, dass die Kinder noch nicht die notwendigen Kompetenzen für die Nutzung erworben haben. Durch regelmäßige Gespräche bekommen Eltern von Anfang an Zugang zur Online-Welt der Kinder." Diese Gespräche geben dem Kind zudem das Gefühl, dass die Eltern hinter ihm stehen und helfen so, falls das Kind dennoch online gemobbt wird. "Eltern sollten aber nicht jeden Streit, der über WhatsApp geführt wird, überbewerten. Verändert sich das Kind jedoch aufgrund von Übergriffen, sollten Maßnahmen wie Gespräche mit den Lehrern und der Direktion sowie eventuell gemeinsam mit den anderen Eltern geführt werden. In manchen Fällen ist der Besuch eines Kinderpsychologen notwendig. Eskaliert eine Situation, kann die Krisenintervention zu Rate gezogen werden. Im schlimmsten Fall muss die Polizei informiert werden, etwa bei Körperverletzungen oder Sexting."

Offen darüber sprechen

In vielen Fällen trauen sich Opfer nicht, über die Vorfälle zu sprechen. Auch Erwachsene sollten laut Groiß-Bischof aktiv darüber sprechen, was ihnen widerfährt. "Manchmal hilft es schon, der ausführenden Person klar verständlich zu machen, dass man sich das nicht länger gefallen lässt und die notwendigen Schritte einleitet. Mit diesem Mut bzw. Widerstand wird nicht gerechnet." Eine besondere Herausforderung für Erwachsene stellt Cybermobbing dar, wenn es vom Arbeitgeber ausgeübt wird. "Auch in diesen Fällen sollte man sich zur Wehr setzen und den Betriebsrat oder die Arbeiterkammer einschalten."

Die Auswirkungen von Cybermobbing auf die Opfer sind ganz unterschiedlich. "Sie können von Verhaltensveränderungen über Depressionen oder Aggressivität gegenüber sich selbst oder anderen bis hin zu Selbstmordgedanken führen. Häufig sagen Täter, dass es gar nicht so schlimm war, jedoch kann dies immer nur die betroffene Person entscheiden und bewerten."

Strafrechtliche Konsequenzen

Wer im Internet absichtlich Lügen über andere Personen auf Facebook verbreitet oder jemanden über WhatsApp über längere Zeit beschimpft, dem drohen seit 1. Jänner 2016 harte Strafen. Bei einer Verurteilung drohen eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen. Bei besonders drastischen Konsequenzen kann der Strafrahmen allerdings auch höher ausfallen. Sollte das Mobbing zum Suizid oder Suizidversuch der betroffenen Person führen, drohen dem Täter bis zu drei Jahre Haft. Da es sich beim Cybermobbing um ein Offizialdelikt handelt, muss es auch dann strafrechtlich verfolgt werden, auch wenn die betroffene Person selbst keine Anzeige machen will. Sollten Polizisten also beispielsweise im Rahmen einer Schulung von solchen Vorfällen hören, müssen sie Anzeige erstatten. Auch Eltern können zum Handkuss kommen. Sind die Täter jünger als 14 Jahre, können die Eltern schadenersatzpflichtig werden, sofern sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.

Hier finden Sie Hilfe

Rat auf Draht – Notruf für Kinder und Jugendliche
Nummer: 147
Web: www.rataufdraht.at

Kinder- und Jugendanwaltschaft – Mobbing-Stelle
Beratungs-Hotline: 0732/77 97 77
Web: www.kija-ooe.at
Sprechzeiten von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und Montag, Dienstag, Donnerstag von 14 bis 16 Uhr
WhatsApp: 0664/6007214004
Kärntnerstraße 10, 4021 Linz
Telefon: 0664/1521824
Mail: mobbingstelle.kija@A1.net

Arbeiterkammer OÖ
web: ooe.arbeiterkammer.at
Mobbing-Hotline der Arbeiterkammer Oberösterreich, jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr
Tel.: 050/6906 5480

Psychosozialer Notdienst
Notruf: 0732/65 10 15
Web: pmooe.at

Kriseninterventionsstellen
pmooe.at
www.exitsozial.at

Präventionsmöglichkeiten
Cybermobbing-Präventionsworkshops

„Mobbing und Gewalt“-Präventionsworkshops der Kinder- und Jugendanwaltschaft

Saferinternet.at-Präventionsworkshops

Viele Opfer von Cybermobbing werden auch im realen Leben gemobbt. | Foto: HighwayStarz/panthermedia
Patricia Groiß-Bischof ist Medienpädagogin für den Verein 4YOUgend und Trainerin für Saferinternet.at | Foto: privat
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