Kontrollskandal bei tschechischen Atomkraftwerken Dukovany und Temelin

Foto: Gina Sanders/Fotolia

„Ich habe mir nicht gedacht, dass solch ein Schlendrian in Tschechien möglich ist“, gestand Dana Drábová, Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde, Anfang November in einem Interview in der Tageszeitung „Lidové noviny“. Es geht um die Sicherheitslücke, die während der Abschaltung von drei Blöcken im AKW Dukovany zur Reparatur von Schweißnähten ans Licht gekommen ist.

Bei der Prüfung Röntgenbilder gefälscht?

Bei der Kontrolle von Revisionsprotokollen für das AKW Dukovany wurde bekannt, dass die beiliegenden Röntgenaufnahmen schwerwiegende Mängel aufwiesen. Im besseren Falle waren Fotos verschmiert, im schlechtesten Fall haben sie bestätigt, dass die Schweißnähte nicht in Ordnung sind und eine Undichtheit droht. In einer überhasteten Aktion wurden daraufhin zwei Blöcke für eine neue Röntgeninspektion vom Netz genommen - hunderte Schweißnähte sind betroffen, dutzende mussten repariert werden.
Die Leiterin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde gab Anfang November bekannt, dass eine der defekten Schweißnähte laut Aufzeichnungen erst vor einem halben Jahr repariert worden sei und daher intakt sein müsste. Auch interne Aufzeichnungen zeigten ein intaktes Röntgenbild, die Möglichkeit gefälschter Röntgenbilder steht im Raum. Ende November hat der Betreiber ČEZ eine Strafanzeige in dieser Sache eingereicht. Für die Prüfung der Schweißnähte war eine externe Firma verantwortlich. Die Kontrollen wurden nun auch für das AKW Temelín angeordnet, wo man ebenso bereits Missstände festgestellt hat.

Die tschechische Atomaufsichtsbehörde versucht zwar zu relativieren, kritisiert aber den Betreiber CEZ hart, man hätte es mit dem Outsourcing übertrieben. Ein klares Eingeständnis, dass weder CEZ noch die Aufsichtsbehörde in der Lage ist, die Behauptungen zur Sicherheit der Anlage nachvollziehbar zu belegen.
Dies zum Zeitpunkt, wo der Antrag zur Laufzeitverlängerung von Block 1 des AKW Dukovany zur Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde vorliegt. Das Verfahren ist nun allerdings bis Ende Februar 2016 unterbrochen, da der Betreiber die notwendigen Dokumentationsunterlagen nicht vorlegen kann. Dennoch erhält der Betreiber CEZ bis dorthin eine verlängerte Gültigkeit der Betriebsbewilligung für Block 1, die eigentlich Ende des Jahres ausläuft.

Landesrat Rudi Anschober: „Die aktuelle Lage samt Unklarheiten bei der Behörde im AKW Dukovany zeigt einmal mehr, wie hochgefährlich diese Technologie an unseren Grenzen ist. Es darf keinesfalls zu einer automatischen Laufzeitverlängerung für den bereits 30 Jahre alten Block in Dukovany kommen. Ich erneuere meine Forderung an Minister Rupprechter, alle rechtlichen Schritte zu nutzen, um eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung zur Laufzeitverlängerung durchzusetzen, die die massiven Sicherheitsmängel in Dukovany aufzeigen würde.“

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