Neuer Film über Burschenschaft: "Als Junger rutscht man leichter hinein"
Im September beginnen die Dreharbeiten für den Kurzfilm "Fux". Die bz hat mit Drehbuchautorin Olivia Lauren Requat und Regisseurin Lisa Hasenhütl über Zugehörigkeit, Objektivität und den Akademikerball gesprochen.
MARIAHILF. Wie kommt man auf die Idee einen Film über Burschenschaften zu drehen?
OLIVIA LAUREN REQUAT: Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens habe ich jemanden in meinem Bekanntenkreis, der bei einer Burschenschaft ist - allerdings bei einer katholischen. Und zweitens habe ich mich immer gefragt, was genau das für Leute sind, die beim Akademikerball in der Hofburg sitzen. Also nicht nur von einer politischen, sondern auch von einer menschlichen Perspektive. Obwohl ich nicht weiß, wie genau da eine Grenze zu ziehen wäre, weil das Private ja auch immer politisch ist.
Wie sind Sie zu den Infos über Burschenschaften gekommen?
REQUAT: Ich habe mit ehemaligen Burschenschaftern geredet und viel im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands recherchiert.
HASENHÜTL: Die Burschenschaft bildet aber nur den Rahmen der Geschichte. Eigentlich geht es um Freundschaft und Zugehörigkeit.
REQUAT: Und außerdem ist es keine Doku. Es geht uns nicht darum, das Thema objektiv darzustellen, sondern eine Geschichte zu erzählen.
Hat die intensive Recherche Ihren Blick auf Burschenschaften verändert?
REQUAT: Ich habe einfach viel Neues erfahren. Zum Beispiel habe ich nicht gewusst, dass es auch pennale Burschenschaften in Schulen gibt.
HASENHÜTL: Ja und wenn man mit 15 oder 16 Jahren da hineinkommt, ist es schwer, da wieder herauszukommen. Denn prinzipiell handelt es sich ja bei dem Alter um eine kritische Zeit für Jugendliche, da strebt man nach einer Gemeinschaft, ist ständig auf der Suche. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass man in dem Alter für Gruppen sehr empfänglich ist und somit leichter in eine Sache hineinrutscht.
Wie kommen die meisten dazu?
REQUAT: Über die Familie, also wenn der Bruder oder Cousin auch schon dabei ist.
Was wollen Sie mit dem Film bewirken?
HASENHÜTL: Das Ziel ist nicht, dass die Zuschauer hinausgehen und sich denken ´Burschenschaften sind böse´. Wir wollen, dass sich die Menschen mit dem Thema auseinandersetzen. Und auch, dass sie ihre eigenen Zugehörigkeiten hinterfragen.
REQUAT: Mir wäre es wichtig, dass die Leute mit Fragen und nicht mit Antworten aus dem Film aussteigen.´Fux´ hat nicht den Anspruch, alle Details über rechte deutschnationale Burschenschaften zu erläutern. Natürlich verstecken wir unsere Meinung nicht und das ist auch ganz klar ein kritischer Film. Die Idee dazu ist ja auch enstanden, weil wir es wichtig finden, sich in Österreich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir versuchen einen Einblick in diese Welt zu bieten, einen Ausschnitt aus dem Leben in einer pennalen deutschnationalen Burschenschaft.
ZUR SACHE: Der Kurzfilm "Fux - Bist du ein Teil oder ein Stück?" handelt von dem 17-jährigen Außenseiter Paul, der der deutschnationalen pennalen Burschenschaft "Civita" beitreten will. Doch bis es soweit ist, muss er Fechtkampf lernen, seine "Männlichkeit" unter Beweis stellen und alkoholgetränkte Abende überstehen. Doch je mehr sich Paul anstrengt, desto mehr stößt er an seine Grenzen. Bald steht er vor der Entscheidung: Wie viel ist er bereit von sich aufzugeben, um Teil eines Ganzen zu sein?
Mit dem Kurzfilm „Fux“ wollen Drehbuchautorin Olivia Lauren Requat und Regisseurin Lisa Hasenhütl aufzeigen, was passiert, wenn der Wunsch auf Zugehörigkeit auf Machtstrukturen trifft, die auf der Unterdrückung anderer basieren.
Produziert wird der Film von der Mariahilfer Filmproduktionsfirma "Industrial Motion Art". Drehbeginn ist im September.
Eine Reportage über das Casting für den Film "Fux" lesen Siehier.
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