„Waldwasser“ ist sehr gut trinkbar

Zwei Mal im Jahr prüft Andreas Gschwandtner die Wasserqualität am Hochbehälter in Haslach, kleinere Anlagen werden nur einmal überprüft.
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BEZIRK (hed). „Unser Trinkwasser stammt zum Großteil aus Hanggrundwasser, das in Form von Quellen zu Tage tritt. Wir haben keinen Grundwasserkörper wie etwa im Eferdinger Becken“, schildert Andreas Gschwandtner, staatlich beeideter Trinkwassergutachter und Ziviltechniker die allgemeine Trinkwassersituation im Bezirk. „Hanggrundwasser ist empfindlicher für Verunreinigungen durch Einträge aus der Landwirtschaft, da es nicht so lange im Erdreich bleibt“, sagt der Haslacher. Außerdem werde jedes Wasser im Bezirk – außer in Kleinst-Anlagen – entsäuert, da es sonst zu Korrosionsschäden an Wasserleitungen kommen kann. Der größte Wasserversorger im Bezirk ist der Fernwasserverband Böhmerwald, sonst gibt es kleine Wassergemeinschaften und einzelne große Anlagen (siehe zur Sache-Kasten unten).

Waldquellen: gute Qualität
Doch wie ist es um die Wasserqualität im Bezirk bestellt? „Grundsätzlich ist die Situation im Bezirk gut, da sehr viele Quellen ihr Einzugsgebiet aus dem Wald haben. Kommt das Einzugsgebiet der Quellen aus Wiese und Feldern, ist sehr entscheidend, wie groß das Schutzgebiet ist“, informiert Gschwandtner. „Es gibt Problemfälle, wo der Schutz des Einzugsgebietes nicht ausreichend groß ist. Dort steigen kontinuierlich die Nitratwerte an. Bei starkem Regen und Schneeschmelze treten Fäkalienkeime im Wasser auf. Dies führt dazu, dass die Trinkwasserqualität manchmal nicht sehr gut ist“, erklärt der Experte. Welche Maßnahmen hier notwendig sind? „Eine massive Vergrößerung der Schutzgebiete, sowie die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger“, fordert Gschwandtner.

Schutz und Schongebiete
Auch Wasser-Landesrat Rudi Anschober betont die Wichtigkeit von Schutz- und Schongebieten zur Absicherung der Trinkwasserressourcen im Bundesland: „Mein Ziel ist es, das wichtigste Lebenselement durch konsequente Vorsorge nachhaltig zu schützen.“ Dies erfolge oberösterreichweit in rund 5400 Schutzgebieten um Brunnen und Quellen, durch derzeit 33 Schongebiete und durch begleitende Maßnahmen zur Reduktion von Grundwasserbelastungen, unter anderem aus der Landwirtschaft. Laut Anschober seien weitere Schongebiete in Planung, darunter der „Böhmerwaldkamm“.

Drei Fragen an Josef Reitinger:
BezirksRundschau: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Boden und Trinkwasser?
Josef Reitinger: Der Boden ist ein Aktivkörper. Boden- und Wasserkörper sind eine Einheit. Die Filtration und Reinigung ist ein Bestandteil des großen Wasserkreislaufes und Basis für unser natürliches Trinkwasser.

Wie kann man Böden verbessern, damit sie alle diese Aufgaben erfüllen?
Keinerlei Anwendung von chemischen Produkten. Wichtig ist, den Boden mit Kompost zu nähren. Humose lockere Erde fördert das Bodenleben und ist Ausgangsbasis für gesundes Wachstum. Dadurch kann auch mehr Wasser gespeichert werden, vergleichbar mit einem Schwamm.

Wo werden in der derzeitigen Bewirtschaftung Fehler gemacht?
Durch das großflächige Ausbringen neuer Chemie gegen Wildkräuter. Weiters die zu tiefe Bearbeitung der Böden Ein großes Problem ist die die unaufbereitete Ausbringung von Stalldünger und dies zum falschen Zeitpunkt. Ein Boden sollte nicht befahren werden, wenn er zu nass ist.

Zur Sache:
Trinkwasserversorgungsanlagen im Bezirk:
Ein Großteil der Gemeinden verfügt über eine eigene Wasserversorgungsanlage. Teilweise gibt es Wassergenossenschaften die auch große Ortschaften mit Trinkwasser versorgen (Haslach, Ulrichsberg, St. Peter,)
Von der 40 Gemeinden des Bezirkes Rohrbach sind 13 Gemeinden an die Fernwasserversorgung (Wasserverband Fernwasserversorgung Mühlviertel, angeschlossen. Im gesamten Mühlviertel sind derzeit 45 Gemeinden Mitglied des Fernwasserverbandes, davon 37 mit tatsächlichem Wasserbezug.
Anzahl der Wassergenossenschaften: 133
Anzahl der Wassergemeinschaften: 67 (= Zusammenschluss von 2 oder mehreren Personen zum gemeinsamen Betrieb einer Wasserversorgungsanlage)
Private: ca. 700

Wasserschutzgebiete:
Für wasserrechtlich bewilligungspflichtige Trinkwasserversorgungsanlagen ist von der zuständigen Wasserrechtsbehörde (Bezirkshauptmannschaft oder Landeshauptmann) ein Wasserschutzgebiet festzusetzen.
Dieses dient dem Schutz des Wassers vor Verunreinigung (z.B. durch Düngung) aber auch zum Schutz der Ergiebigkeit. Schutzgebiete können unterteilt werden in Schutzzonen, wie z. B. Schutzzone I (Fassungszone), Schutzzone II (engeres Schutzgebiet) und Schutzzone III (erweitertes Schutzgebiet).
In diesen Schutzzonen werden verschiedene Ge- und Verbote festgesetzt (z.B. Düngeverbot, Verbot von Aufgrabungen, Verbot der Materialentnahmen und -ablagerungen, Rodungsverbot, etc.

Wasserschongebiete:
Gemäß § 34 Abs. 2 Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959) kann der Landeshauptmann zum Schutz der allgemeinen Wasserversorgung mit Verordnung bestimmen, dass in einem näher zu bezeichnenden Teil des Einzugsgebietes (Schongebiet) Maßnahmen, die die Beschaffenheit, Ergiebigkeit oder Spiegellage des Wasservorkommens zu gefährden vermögen, vor ihrer Durchführung der Wasserrechtsbehörde anzuzeigen sind oder der wasserrechtlichen Bewilligung bedürfen, oder nicht oder nur in bestimmter Weise zulässig sind. Quelle: Bezirkshauptmannschaft Rohrbach

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