Seefelder Thomas Widerin löst sein Versprechen ein
Ein Seefelder setzt seine Rad-Rundreise quer durch Amerika fort, steigt da auf's Rad, wo er vor 4 Jahren hinfiel.
SEEFELD. "Ich habe gehörigen Respekt, fast schon Angst", erzählt der Seefelder Polizist und Flugretter Thomas Widerin zwei Tage vor seinem Abflug nach Whitehorse (Yukon) in Kanada, an der Grenze zu Alaska, dem Startpunkt seiner Radreise, die ihn in den Süden der USA führen soll. Am Mittwoch dieser Woche, 8. Juni, beginnt für den 53-Jährigen die dreimonatige Tour "Inside Amerika" durch Kanada und hoffentlich bis nach Miami in Florida, wie Widerin sagt: "Einige Erfahrungen kann ich ja nachweisen - aber es kann trotzdem viel Unvorhergesehenes passieren ..."
Noch eine Rechnung offen
Startpunkt wird genau jene Stelle sein, wo Widerin vor 4 Jahren vom Rad gefallen ist, gelähmt vom Burnout. "Nach meinem „Aus“ am Alaska Highway und den darauffolgenden vielen Monaten der Therapie, ist für mich noch eine Rechnung offen." Mit dem Hubschrauber lässt sich Widerin dorthin fliegen und absetzen, knüpft genau da an, wo seine 3. Amerika-Reise 2012 im Desaster endete. In seinem Buch "Meilenweit zur Kühlbox" (Verlag Delius Klasing) hat Widerin seine Reisen und diesen Abbruch beschrieben – und er kündigte an: Fortsetzung folgt.
Thomas Widerin zweites Buch
Sein zweites Buch wird bald nach Ende der heurigen Reise erscheinen, berichtet Widerin: "Ich habe beim Schreiben des ersten Buches gemerkt, dass ich nur über negative Erfahrungen, schlechtes Wetter und Mücken geschrieben habe, das soll nun anders werden." Widerin stellt sich auf Begegnungen mit gefährlichen Tieren, der harten Natur, Menschen und Kulturen ein, Treffen mit Indianern und Amish People. "Ich beschränke mich nicht mehr alleine auf die Bewältigung einer Radstrecke", so Widerin, der seinen Horizont erweitern will.
Reise zu sich selbst
70 reine Fahr-Tage, 8000 Kilometer stehen jetzt vor ihm. "Es wird eine Reise zu mir selbst", wie er sagt. Die ersten Amerika-Radtrips waren mehr ein Rennen, ein Abbild seines stressigen Berufsalltages und Vollgaslebens. Dreimal querte Widerin in der Vergangenheit die USA – es waren reine Ego-Trips, sagt er: "As Hochleistungssportler ist man einfach in dem Muster drin, immer schneller, höher, weiter zu kommen. Jetzt wird es mehr eine Kulturreise", erklärt Widerin, nicht nur die Strecke vor Augen: "Vier Jahre habe ich jetzt gegen das Burnout gekämpft und neue Kräfte gesammelt. Ich bin jetzt besser vorbereitet als damals, gestärkt, mit mehr Erfahrung - und vor allem mit mehr Demut ...". In seinem facebook-Blog wird der Seefelder alle paar Tage seine Eindrücke in kurzen Texten und Fotos posten und die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden halten.
Ein Jahr lang hat sich der Seefelder auf diese Reise vorbereitet, körperlich mit vielen Stunden auf dem Ergometer: "Am meisten sind das Sitzfleisch und die Psyche gefordert." Medikamente oder auch der Satelliten-Notsender gehören zu den wichtigsten Utensilien, wie Widerin sagt. "Ich werde fünf Tage am Rad sitzen und dann einen Tag im Hotel. Dazwischen werde ich in Blockhütten oder im Zelt übernachten, auch mal einige Tage irgendwo in der Einsamkeit bleiben."
Wir wünschen Thomas Widerin eine gute Reise!
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