Tullner sind die "Impf-Kaiser"

"Wer nicht gegen Masern geimpft ist, erkrankt wahrscheinlich", so Hans Salzer, Abteilungsleiter für Kinder- und Jugendheilkunde. | Foto: Franz Neumayr
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TULLN / BEZIRK. "Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten. Das bedeutet, wenn man nicht geimpft ist, erkrankt man mit ziemlicher Sicherheit", so Primar Hans Salzer, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung am Tullner Universitätsklinikum.
Die Zahl der Masern-Erkrankungen steigt an – über vierzig Fälle wurden in den ersten zwei Monaten bundes-weit registriert, eine Epidemie schließt auch Salzer nicht aus "und es gibt keine Therapie, die Krankheit kann nur durch Impfen verhindert werden". Schlimm deswegen, weil "ein Drittel der Kinder nach den Masern Lungenentzündungen bekommen, einer von 500 Erkrankten eine Entzündung des Gehirns erleidet. Eine seltene Komplikation, die nur nach Masern auftritt, ist jene, wo es Monate nach der Masernerkrankung zum langsamen Auflösen des Gehirns kommt, die betroffenen Kinder sterben alle", erklärt Salzer das Problem. Stationär ist derzeit in Tulln kein Fall von Masern bekannt. In den letzten Monaten hatte man zwei bis drei Verdachtsfälle, die Hälfte jedoch wurde daheim behandelt, so Pressesprecher Reinhard Koller. Warum in Tulln wenig Erwachsene von der ansteckendsten Krankheit befallen sind? "Das liegt an der hohen Durchimpfungsrate, die wir dem ehemaligen Kinderarzt Hans Vanura zu verdanken haben", sagt Koller, dass der Primar Vorreiter in Sachen Masern-Impfung war. "Zudem sind die heutigen Kinderärzte in der Region alle seine Schüler", fügt der Pressesprecher hinzu. (Anm.: Primar Hans Vanura ist bereits verstorben).

Mensch ist "Wirt"

Warum die Masern jedoch noch immer nicht ausgerottet sind, dafür hat Salzer die Erklärung: "Da der einzige Wirt des Virus der Mensch ist, könnten die Masern durch eine konsequente Impfung ausgerottet werden. In den USA und am ganzen amerikanischen Kontinent ist dies im Jahr 2000 gelungen, der Kindergartenbesuch war nur mit einem Impfnachweis gestattet und Spitäler haben den Zutritt von Kindern ebenso nur mit Impfpass erlaubt.

Die Masern-Impfung

Laut derzeit gültigem österreichischen Impfplan sollen Kinder zwischen dem 11. und 24. Lebensmonat zwei Mal im Abstand von vier Wochen geimpft werden. Ab dem 8. Lebensjahr sollte eine Auffrischung stattfinden, wenn im Kleinkindalter nicht vollständig geimpft wurde. Die Impfung ist gratis und wird auch für Erwachsene, die nach 1970 geboren sind, empfohlen. Die Inkubationszeit beträgt 9 bis 11 Tage, Infektionsquellen sind Sekrete der Atmungsorgane, Tränen, Blut und Urin.

Hier lesen Sie das gesamte Interview mit Primar Hans Salzer, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung am Tullner Universitätsklinikum:
BEZIRKSBLÄTTER: Wie gefährlich ist diese Krankheit wirklich?
SALZER:
"Masern ist eine der ansteckendsten Krankheiten. Das bedeutet, wenn man nicht geimpft ist, erkrankt man mit ziemlicher Sicherheit. Ein Drittel der Kinder bekommen nach den Masern Lungenentzündungen. Einer von 500 Erkrankten erleidet eine Masernenzephalitis (= Entzündung des Gehirns!). Eine seltene Komplikation, die nur nach Masern auftritt, ist die SSPE (subakut sklerosierende Panencephalitis), hier kommt es Monate nach der Masernerkrankung zum langsamen Auflösen des Gehirns, die betroffenen Kinder sterben alle".

Was kann man dagegen tun?
"Masern kann nur durch Impfung verhindert werden. Gegen die Erkrankung gibt es keine Therapie".

Wie stehen Sie grundsätzlich zum Thema Impfen?
"Impfen ist eine der besten Vorbeugemaßnahmen, die die Medizin anbieten kann".

Sprechen Sie sich für die verpflichtende Einführung in Österreich aus?
"Grundsätzlich sollte Impfen wie jede Therapie nach Aufklärung von den Eltern für ihre Kinder entschieden werden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass für den Kindergarten oder Schulbesuch Kinder die geimpft sind Vorteile bekommen. Eine Impfpflicht ist wahrscheinlich politisch nicht durchsetzbar".

Ist es möglich, dass auch in Österreich eine Masernepidemie ausbricht?
"Ja, da die Durchimpfungsrate zu gering ist".

Die Masern-Impfung: Wann und wie oft sollte geimpft werden?
"Laut derzeit gültigem österreichischen Impfplan sollen die Kinder zwischen dem 11. Und 24. Lebensmonat 2 x im Abstand von vier Wochen geimpft werden. Ab dem 8. Lebensjahr sollte eine Auffrischung stattfinden, wenn im Kleinkindalter nicht vollständig geimpft wurde".

Wie hoch sind die Kosten?
"Die Impfung ist gratis".

Warum treten die Masern immer noch auf – sollten die nicht schon lange der Geschichte angehören?
"Da der einzige Wirt des Virus der Mensch ist, könnte durch eine konsequente Impfung, die Masern ausgerottet werden. In den USA und am ganzen amerikanischen Kontinent ist dies im Jahr 2000 gelungen. Dort wurde Kindern der Kindergartenbesuch nur mit einem Impfnachweis gestattet, Spitälern haben den Zutritt von Kindern nur mit Impfpass erlaubt, etc. Durch den Reiseverkehr ist das Virus wieder in den USA aus Europa eingeschleppt worden. In Europa ist die Durchimpfungsrate zu gering um eine Viruseliminierung zu erreichen. Da Masern so ansteckend ist, müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, um dieses Ziel zu erreichen. In Österreich liegt die Durchimpfungsrate unter 90 Prozent".

"Wer nicht gegen Masern geimpft ist, erkrankt wahrscheinlich", so Hans Salzer, Abteilungsleiter für Kinder- und Jugendheilkunde. | Foto: Franz Neumayr
"Durch konsequente Impfung könnte Masern komplett ausgerottet werden", so Hans Salzer. | Foto: Zeiler

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