Wirbel um Neubau der Tulbinger Volksschule
Kein Bedarf für Neubau und fehlendes Finanzkonzept als Kritik vonseiten ÖVP-Mandatar und SPÖ.
TULBING. "Der Bedarf ist nicht vorhanden und das Budget lässt es nicht zu", heißt es aus ÖVP-Reihen vom geschäftsführenden Gemeinderat Martin Schober in Sachen Neubau der Volksschule Tulbing.
Wie die Bezirksblätter berichtet haben, könne das derzeit bestehende Gebäude der Volksschule Tulbing nicht erweitert werden. Dennoch würde man mehr Platz für Kinder benötigen, sagte Bürgermeister Eduard Eckerl (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne zum Schulneubau.
Hinter den Kulissen jedoch brodelt es: Wurden im Jahr 2001 in der Gemeinde 409 Kinder unter 15 Jahren gezählt, so sind es im Jahr 2012 exakt 379, was einen Rückgang von 7,4 Prozent bedeutet (lt. Statistik Land NÖ).
Fakt ist also, dass trotz Zuzug in die Gemeinde die Kinder ausbleiben. Dass dann die Frage auftaucht, "Wofür eine neue Schule um fünf Millionen Euro bauen?", ist wohl berechtigt.
Zur Schule über Landesstraße
Auch der Standort der neuen Schule wird kritisiert: Neben dem Veranstaltungszentrum wurden die Parzellen (EZ 1166 1/1 und EZ 1232 1/1) mit insgesamt 8.708 m² von "Bauland" auf "Sondergebiet Kommunale Einrichtungen" umgewidmet.
Um jedoch dorthin zu gelangen, müssten Kinder dann die stark befahrene Landesstraße (Chorherrn-/Klosterstraße) überqueren. "Vonseiten des Landes sowie der Gemeinden ist man immer bemüht, dass Kinder den Schulweg zu Fuß bewältigen können", kontert SP-Vorsitzender Heinz Knoll. Zudem verweist er auf das "fehlende Finanzkonzept. Mit den Worten 'Wenn es so weit ist, dann werden wir das lösen' wurden wir getröstet", sagt er gegenüber den Tullner Bezirksblättern.
Kommentar: Verschendung, oder doch nicht?
Wenn schon Geld ausgeben, dann sollte es doch – im privaten sowie im kommunalen Bereich – für etwas sein, was es wert ist. Und Kinder sind das immer.
Gerade dieses Thema sorgt derzeit in Tulbing für Aufregung: Ist es unumgänglich, eine Volksschule um fünf Mille zu bauen, wenn die bestehende Schule zwar für acht Klassen zugelassen ist, aber nur sechs zustandegekommen sind? Diese Frage scheint gerechtfertigt. Natürlich würde bei einem Neubau alles großzügiger ausfallen. Doch muss eines bedacht werden: nämlich dass ausgegebenes Geld auch zurückgezahlt werden muss. Und zwar von den Steuerzahlern, die darüber vielleicht nicht unbedingt "amused" sind!
Interview mit Martin Schober
"Was sagen Sie zur Volksschule in Tulbing?"
"Wir haben eine der schönsten Volksschulen im Bezirk Tulln, mit einem sehr großen Turnsaal, direkt im Ortskern, neben der Kirche sehr zentral und gut gelegen. Viele Gemeinden und Bezirke würden sich so eine dermaßen schöne Schule wünschen!"
"Wie viele Klassen hat die Volksschule derzeit?"
"Die Volksschule Tulbing ist für acht Schulklassen zugelassen. Heuer haben wir sechs Klassen. Eine 1., zwei 2., zwei 3. und eine 4. Klasse".
"In welchem Zustand befindet sich die Volksschule Ihrer Meinung nach?"
"Wir haben unsere Volksschule im Jahr 2008 saniert. Sie befindet sich in einem sehr guten Zustand".
"Ihre Gemeinde hat angeblich einen Bedarf an mehr Klassen, wegen den vielen Kindern speziell die Zuzügler betreffend?
"Die Kinder in unserer Marktgemeinde aus den Katastralen Tulbing, Katzelsdorf und Chorherrn/Wilfersdorf werden immer weniger und das trotz Zuzugs. In den letzten Jahren – laut amtlichen Zahlen – um 11 Prozent weniger".
"Die Erhebungen zur Volksschule ergibt jedoch ein anderes Bild?"
"Ja. Bei der in Auftrag gegebenen Bedarfserhebung über unsere Volksschule ist es zu einem Irrtum gekommen. Die Annahme, dass wir jedes Jahr mit zwei ersten Klassen beginnen ist falsch. Tatsache ist der Geburtenrückgang und Wegzug".
"Was würde eine neue Volksschule in Tulbing für Kosten verursachen?"
"Die Errichtungskosten einer neuen, zweiten Volksscule in Tulbing hat einen unmittelbaren Finanzmittelbedarf ohne Nebengeräusche von rund fünf Millionen Euro. Dieses Geld ist in der Marktgemeinde Tulbing momentan nicht vorhanden, deswegen muss ein Kredit dafür aufgenommen werden. Die Schulden dafür sollen dann in den nächsten 25 Jahren zurückbezahlt werden. Nimmt man für die Laufzeit des Kredits einen Zinssatz von rund 3 Prozent an, beträgt die Gesamtrückzahlungssumme über zehn Millionen Euro!"
"Machen Sie sich Sorgen über die Finanzen Ihrer Gemeinde?"
"Ich habe große Sorgen, dass unsere Gemeinde eine 'Abgangsgemeinde' wird und wir dadurch unsere Eigenständigkeit verlieren".
"Was ist Ihnen besonders wichtig?"
"Verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen. Ordentlich zu wirtschaften. Auf die Schuldenbremse zu steigen, damit sich’s auch die Generationen nach uns gut gehen lassen können".
Zur Person: Martin Schober
Martin Schober wurde am 21. Juni 1967 in Wien geboren. Nach der bestandenen Diplomprüfung war er technischer Angestellter im Außendienst, seit 2006 ist er selbständig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Wandern ist sein Hobby, seine politische Heimat die ÖVP.
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