Russland verfolgt Jehovas Zeugen nun systematisch

- Arkadja Akopjan, seine Frau Sonja und ihre Enkelinnen Anatolij und Aljona
- hochgeladen von Franz Michael Zagler
Verhaftungen sind an der Tagesordnung und Kinder können auf „Empfehlung“ des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft den Eltern entzogen werden, um sie zu „resozialisieren.“ Dieser Beschluss betrifft in Russland nur zwei Gruppen – Kinder von ISIS-Mitgliedern (Islamischer Staat in Syrien) oder von Zeugen Jehovas. Wie in der Sowjetära müssen die rund 175.000 Zeugen Jehovas jetzt ihren Glauben heimlich ausüben, um Festnahmen und Strafverfolgungen zu entgehen.
Franz Michael Zagler, Beauftragter für Nachrichten der Zeugen Jehovas fasst die jüngsten Ereignisse so zusammen: „In Russland hat die Polizei in mindestens sieben Städten Razzien bei Jehovas Zeugen vorgenommen. In einer anscheinend koordinierten Aktion stürmten teils maskierte, mit Maschinengewehren bewaffnete Spezialeinheiten der Polizei (OMON) Wohnungen von Zeugen Jehovas, und nahmen Alt und Jung mit vorgehaltener Waffe fest, um sie zu vernehmen. Ein Beamter sagte zu den Betroffenen: „Sie können sofort gehen, wenn Sie erklären, dass Sie kein Mitglied von Jehovas Zeugen sind.“ Ein anderer Beamter drohte: „Wir werden euch ausmerzen.“
Zagler weiter: „Arkadya Akopjan, ein 70jähriger Schneider im Ruhestand, steht seit einem Jahr wegen des Vorwurfs extremistischer Aktivitäten vor Gericht. Er soll in einer religiösen Predigt im Königreichssaal „zu religiösem Hass angestiftet“ haben. Vor Gericht stützte sich die Staatsanwaltschaft auf Falschaussagen von sechs Personen, die keine Zeugen Jehovas sind. Sie behaupten, Akopjan habe sich während seiner Predigt diffamierend geäußert und ihnen „extremistische“ Literatur gegeben, die sie an andere verteilen sollten.
Arkadya Akopjan und andere, die ihn kennen, weisen die Vorwürfe zurück. Sein Anwalt legte dem Gericht Beweise vor, dass die sechs angeblichen Zeugen sich während der Predigt nicht in der Nähe des Gebäudes aufgehalten hatten. Außerdem verteilen Zeugen Jehovas nicht einfach wahllos religiöse Literatur an Personen, die keine Zeugen Jehovas sind, und fordern diese zur Verbreitung dieser Literatur auf. Sonya, die Ehefrau von Arkadya Akopjan, die keine Zeugin Jehovas ist, machte vor Gericht während einer Vernehmung die Aussage, dass sie seit 40 Jahren glücklich verheiratet ist und ihr Ehemann zu keiner Zeit Verwandte bedrängt hat, Zeugen Jehovas zu werden. Bei einer Verurteilung droht ihm eine hohe Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren.“
„Ähnlich ist der Fall von Anatolij Wilitkewitsch gelagert. Die Wohnung wurde gestürmt, und Anatolij wurde gemäß Artikel 282.2 (1) des Strafgesetzbuches, „des Organisierens von Aktivitäten einer Organisation, die als extremistisch eingestuft worden ist“, bezichtigt und festgenommen. Zu seiner Frau sagten sie, sie werde ihren Mann „lange Zeit“ nicht mehr sehen. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren.“


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